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Energieversorger büßen Umsätze ein

Die europäischen Energieversorger werden bis zum Jahr 2025 massive Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Der Bau von Eigenverbrauchsanlagen führt zu einer sinkenden Nachfrage nach Strom aus dem Netz, der von den Versorgern kommt. Diese müssen unbedingt neue Geschäftsmodelle finden.

Die Umsätze der europäischen Energieversorger werden im Jahr 2025 um bis zu 61 Milliarden Dollar geringer ausfallen als noch in diesem Jahr. Diese Zahl haben die Analysten des amerikanischen Beratungsunternehmens Accenture in New York errechnet. In ihrer aktuellen Studie „Digitally Enabled Grid“ nennen sie auch die Gründe für diesen Rückgang. Es wird in erster Linie der Zubau von dezentralen Solarstromanlagen zum Eigenverbrauch sein, der die Umsatzeinbrüche der Energieversorger verursacht. Diese werden mit wachsendem Zubau von Solarstromspeichern noch weiter steigen. Dazu kommen noch die nicht verbrauchten Kilowattstunden Strom aufgrund der Energieeffizienzmaßnahmen, die auf den Umsatz der Energieversorger durchschlagen.
Immerhin elf Prozent der Europäer werden sich im Jahr 2025 selbst mit Strom versorgen. Ein Großteil dieser Eigenversorger wird dann das Stromnetz nur noch als Backup nutzen. Dazu kommt noch, dass in den meisten Ländern der EU bis dahin der Solarstrom längst die Netzparität erreicht hat. Als einzige Ausnahmen nennen die amerikanischen Analysten weniger sonnenreiche Länder wie Schweden oder Polen sowie Spanien, wo die Regierung massive Hürden für den Bau von Solarstromanlagen festgelegt hat.

Drei Szenarien berechnet

In drei Szenarien haben die Amerikaner untersucht, wie sich die Umsätze der Energieversorger in den kommenden zehn Jahren entwickeln. Dabei haben sie unterschiedliche Daten zum Ausbau von dezentralen Photovoltaik- und Speicheranlagen, zur fortschreitenden Energieeffizienz und zur Elektrifizierung von Heizung und Mobilität zugrunde gelegt. „Basierend auf unseren Untersuchungen gehen wir davon aus, dass sich die Verluste der Energieunternehmen eher am unteren Ende unserer Skala in einer Größenordnung von 39 Milliarden Euro aufgrund der leichten Reduzierung der Netzeinspeisung bewegen werden“, beschwichtigt Valentin de Miguel von Accenture Smart Grid Services. „Diese Entwicklung wird stattfinden, da die Effizienzmaßnahmen und die dezentrale Erzeugung von Solarstrom immer mehr auch ohne Förderung möglich werden, was zu einem größeren Marktanteil führen wird. Der Grund dafür sind die Veränderung in der Wahrnehmung der Verbraucher, die sinkenden Kosten für die Anlagen und die moderat steigenden Strompreise in Europa.“ Sollte sich der Bau von Eigenverbrauchsanlagen mit Stromspeichern allerdings schneller entwickeln, könnten die Umsätze der europäischen Energieversorger auch um 61 Milliarden Dollar im Jahr 2025 sinken.

Die Warnlampen gehen an

Bei den Energieversorgern sind schon die Warnlampen angegangen. Dies ergibt eine Umfrage, die Accenture parallel dazu unter den Versorgern durchgeführt hat. Inzwischen rechnen 61 Prozent der Stromversorger mit mäßigen bis starken Umsatzeinbrüchen aufgrund der dezentralen Stromversorgung. Im vergangenen Jahr betrug dieser Anteil noch 43 Prozent. Bisher stehen die Versorger dieser Realität noch mehrheitlich ratlos gegenüber und beschwören Probleme für die Netze aufgrund der steigenden Anzahl von dezentralen Anlagen am Niedespannungsnetz. „Deshalb müssen sie ihr Geschäftsmodell grundlegend ändern und neue Dienstleistungen anbieten um ein komplexeres und dezentraleres Netz zu managen“, sagt Miguel. Dazu gehören auch Geschäftsmodelle für Systemdienstleistungen. Schließlich wird der technische Druck auf das Stromnetz steigen und den Markt für neue Wettbewerber mit Energieprodukten und Dienstleistungen öffnen. (su)