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VDE macht Netze für die Energiewende fit

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE hat einen neuen Plan vorgelegt, wie die Netze für die dezentrale Energiewende fit gemacht werden müssen. Dabei geht es unter anderem um neue Anschlussregeln für Erzeugungsanlagen, aber auch um das Rollenverständnis der Netzbetreiber.

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) hat die Eckpunkte seiner neuen Roadmap zur Weiterentwicklung der Netze vorgestellt. Diese werden notwendig für die Ertüchtigung der Netze, wenn das Energiesystem in erheblichem Umfang auf erneuerbaren Energien basiert. „Das Netz der Zukunft muss vor allem flexibler, kommunikativer und damit intelligenter sein als heute“, begründet Stefan Krüppers, Vorstandsvorsitzender des VDE FNN, die notwendige Weiterentwicklung der Normen. „Es muss auf sehr hohe Fluktuationen vor allem bei der Einspeisung vorbereitet sein, auch beim Verbrauch und künftig bei den aufkommenden Speichern.“

Intelligente Netze voranbringen

So geht es im Bereich „Vom Netz zum System“ vor allem darum, mehr Flexibilitätsoptionen ins Netz zu integrieren. Um das zu bewerkstelligen, werden vor allem intelligente Messsysteme notwendig, damit die vielen dezentralen Erzeugungsanlagen in der Niederspannung nach Erfordernissen des Marktes – sprich des Verbrauchs – einspeisen. Das Forum hat dazu netzbetriebliche Anwendungsfälle definiert und im April 2014 an das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übergeben. Eine Rückmeldung vom BSI steht aber noch aus. Doch der Grundstein für das intelligente Netz ist schon mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Digitalisierung der Energiewende gelegt. „Wir begrüßen den von der Politik für 2017 geplanten Einstieg in das intelligente Messsystem“, betont Krüppers. „Politik und Behörden sollten jetzt aber weiter daran arbeiten, dass wir klare Rahmenbedingungen haben und der volkswirtschaftliche Nutzen des intelligenten Messsystems auch tatsächlich gehoben werden kann.“ fordert er mit Blick auf die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber den intelligenten Zählern und deren Finanzierung.

Zusammenarbeit der Netzbetreiber ist wichtig

Zudem sollten die Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber ihr eigenes Rollenverständnis weiterentwickeln. Die bisherigen hierarchischen Strukturen sollten der Vergangenheit angehören und die Betreiber der Netze auf den einzelnen Spannungsebenen sollten mehr auf Zusammenarbeit setzen. Zumal immer mehr Verteilnetze in kommunaler Hand sind und die Übertragungsnetzbetreiber so nicht mehr von oben nach unten „durchregieren“ können. Als ein Beispiel für diesen Bereich nennen die Vertreter des VDE FNN die neue VDE-Anwendungsregel „Kaskadierung von Maßnahmen für die Systemsicherheit von elektrischen Energieversorgungsnetzen“ (E VDE-AR-N 4140). Diese legt das Zusammenwirken der Netzbetreiber bei Störungen der Systemsicherheit fest. „Ziel ist es, die Kaskade, die in kritischen Netzsituationen über alle Netzebenen hinweg ausgelöst werden muss, zu optimieren und Entscheidungszeiten zu verkürzen“, beschreiben die Experten vom VDE FNN den Kern der Anwendungsregel. Die Verantwortung für die Systemsicherheit liegt dabei zwar weiterhin beim Übertragungsnetzbetreiber. Doch sowohl für Übertragungs- als auch für Verteilnetzbetreiber sind künftig umfassendere Informationspflichten gegenüber vor- und nachgelagerten Netzbetreibern vorgesehen.

Einheitliche Anschlussregeln für Erzeugungsanlagen in Arbeit

Ein zweites wichtiges Thema bei der Ertüchtigung der Netze für die dezentrale Energiewende ist die Weiterentwicklung der Regeln für den sicheren Systembetrieb der einzelnen dezentralen Erzeugungsanlagen. Ein wichtiges Projekt ist hier die Überführung des technischen Teils der bisherigen Netzanschlussbedingungen hin zu bundeseinheitlichen Technischen Anschlussregeln (TAR). Ein Punkt ist unter anderem, dass die dezentralen Erzeugungsanlagen höhere Anforderungen zur Erbringung von Systemdienstleistungen erfüllen müssen. Dabei geht es um das Durchfahren  kurzzeitiger Spannungseinbrüche auch in der Mittelspannung. Bisher galt das nur für die Hoch- und Höchstspannung. Entsprechende Netzwerkcodes sind schon in Arbeit, deren Veröffentlichung in den nächsten beiden Jahren geplant ist.

Sicherheitskriterien definieren

Ein dritter zentraler Bereich der Roadmap des VDE FNN ist die Flexibilisierung der Informations- und Kommunikationstechnologien im Systembetrieb. Dazu wird das Forum Netztechnik/Netzbetrieb zunächst eine Studie durchführen. Diese soll erhellen, welche Anforderungen an die Sicherheit der Informationstechnologien über mindestens 15 Jahre Betriebsdauer – so definiert das VDE FNN den sogenannten netzbetrieblichen Zeitraum – der einzelnen Komponenten notwendig und realisierbar sind. Dabei prüfen die Experten vom VDE FNN, inwieweit die bisherige Trennung des Prozessnetzes für den operativen Netzbetrieb vom Internet aus Sicherheitsgründen aufrecht erhalten werden muss. Am Ende sollen konkrete Kriterien für den Schutz der verschiedenen informationstechnischen Systeme auszuarbeiten. (Sven Ullrich)