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Drei Cent für die Kilowattstunde

Fünf Bieter hatten sich an dieser Ausschreibungsrunde beteiligt. Das niedrigste Gebot: 2,99 US-Cent je Kilowattstunde. Nun ist der staatliche Energieversorger Dewa (Dubai Electric & Water Authority) dabei, die Angebote technisch und kommerziell zu vergleichen.

Tendenz: weiter fallend!

Drei US-Cents. Wer das vor zehn Jahren behauptet hätte, wäre ausgelacht worden – sogar von den größten Visionären der Photovoltaik. Damals lagen Netzparität oder wettbewerbsfähige Stromgestehungskosten noch zehn oder zwanzig Jahre in der Zukunft. Drei US-Cents, das sind 2,64 Eurocent. Das ist nur noch etwas mehr als ein Cent über jenen 1,5 Cent pro Kilowattstunde, die das Fraunhofer ISE im vergangenen Jahr als langfristigen Preis für sonnenreiche Länder prophezeit hatte.

Drei US-Cent, für lediglich zwanzig Jahre. Denn danach sind die Investitionen abgeschrieben, dann fließt der Sonnenstrom lediglich für die Betriebskosten der Kraftwerke. Man kann davon ausgehen, dass zumindest die Untergestelle länger halten werden. Rechnet man das Repowering in zwanzig Jahren ein, dürften dann sogar Preise unter einem US-Cent möglich sein.

Beamte schwitzen, um Energiewende künstlich zu verteuern

Klar, die arabische Wüste ist weit weg. Doch der Preisverfall in der Photovoltaik ist ein globaler Trend. In den USA beispielsweise lagen die Gestehungskosten in den 2014 errichteten Solarparks bei fünf US-Cent je Kilowattsunde. Auch in Deutschland sinken die Preise weiter, zeigen klar auf sieben Eurocent je Kilowatt. Was für eine Mühe müssen sich die Beamten in den Bundesministerien geben, um die unliebsame Konkurrenz für Kohlemeiler und Atomreaktoren künstlich zu verteuern.

Da schwitzen sie, da zimmern sie ihre Paragrafen, da hängen Staatssekretäre und Minister an den Strippen der Konzerne wie die Marionetten in der Augsburger Puppenkiste. Fast können sie einem leidtun, in ihrem lächerlichen Eifer.

Kein Geschäft mehr mit der Stromerzeugung

Denn niemand kann sich gegen die Zeit stemmen, gegen die Spielregeln der Märkte, nicht auf Dauer. Zumal auch die Windkraft ordentlich Druck auf die Strompreise ausübt. Und kombiniert mit Stromspeichern wird es kein Halten mehr geben. Dann stehen diese beiden Energien jederzeit zur Verfügung, können wie die überkommenden Grundlastkraftwerke rund um die Uhr am Strommarkt agieren. Die Preise für Lithiumzellen gehen derzeit noch schneller in Knie als die Preise für Solarzellen. Weil der eigentliche Kostendrücker die Automobilindustrie ist, nicht die Photovoltaik.

Wer künftig mit Strom überhaupt noch eine Gewinnmarge erzielen will, muss mit Photovoltaikstrom oder Windkraft handeln. Anders ist überhaupt kein Gewinn mehr zu machen, erst recht keine Rendite, die den Geldhunger der Aktionäre stillt. Das muss man sich klarmachen: Energiekonzerne sind zuallererst Konzerne, die Energie als Produkt, als Ware, erzeugen und in den Umlauf bringen.

Niemand sticht mehr Torf

Um daraus Geld zu machen, Geld für ihre Aktionäre. Sie werden sehr schnell merken, dass mit Kohlegruben und mit strahlenden Atommeilern kein Sou mehr zu verdienen ist. Ach was, sie sind ja schon dabei, die einfache Arithmetik der neuen Energiemärkte zu kapieren: Dieser Aufwand lohnt sich einfach nicht mehr. Siehe Vattenfall, siehe EnBW, Eon oder die französische EDF. Sticht ja auch keiner mehr Torf im Moor oder jagt Wale, um Ölfunzeln mit Lebertran zu füllen.

Wenn elektrischer Strom faktisch zum Nulltarif zu bekommen ist, muss die Handelsspanne besonders groß sein, damit ein Geschäft überhaupt noch möglich ist. Das bedeutet, dass sich Strom erst zu einem wirklichen Produkt mausern wird. Es wird vielfältige Eigenschaften haben, damit sich die verschiedenen Anbieter voneinander abheben können.

Es wird einen Run geben, um dem elektrischen Strom möglichst viele Gesichter zu verleihen – und möglichst vielfältig gestaffelte Preise. Der Einheitsstromtarif, an dem die deutsche Sozialdemokratie vehement festhält, ist ein Anachronismus wie diese Partei selbst. Darum müssen wir uns an dieser Stelle nicht kümmern, denn Anachronismen werden von der Zeit erledigt. Still und leise beerdigt.

Ein riesiger Markt entsteht

Das hat historisch einige Vorbilder, in jüngster Zeit die Telekommunikation: Mit dem Telefon fing es an, mit dem Fernschreiber, mit dem Kupferdraht und zwei Enden. Vom Telefon kündet noch der Begriff, das schwache, ferne Echo vergangener Zeiten, doch heute sind die Produkte der Telekommunikation so vielfältig wie nur denkbar, und längst hat der Mobilfunk die kabelgestützte Vernetzung überflügelt. Und nie zuvor haben die Konzerne und Unternehmen dieser Branche so viel Geld verdient wie heute.

Genauso wird es mit dem Strom passieren, zumal er sich mit der Telekommunikation und der Digitalisierung verbünden wird, Stichworte: Power Line und Blockchain. Und wir dürfen nicht vergessen, dass mindestens zwei Drittel der Weltbevölkerung noch nicht oder nur unzureichend an die Stromversorgung angeschlossen sind. Diese Märkte kommen nun ins Spiel, durch die sinkenden Preise für Sonnenstrom und Batteriespeicher. Auch das hat Vorbilder in der Telekommunikation: Bis vor wenigen Jahren gab es in großen Teilen Asiens, Südamerikas oder Afrikas nur Telefon in den größeren Siedlungen. Heute rennen Milliarden Menschen mit Handys rum. Niemand hat dafür Strippen gezogen, weil der Mobilfunk viel günstiger und schneller aufzubauen ist. Genau dasselbe gilt für Solargeneratoren, Speicherbatterien und Windräder.

Hundertdreißig Jahre nach der Erfindung der Stromnetze, hundertdreißig Jahre nach Werner Siemens und Thomas Edison meine ich: Das elektrische Zeitalter hat erst begonnen. Mensch, Leute: drei US-Cents pro Kilowattstunden. Ohne Subventionen. Ohne Altlasten, ohne Emissionen oder radioaktive Strahlung. Ohne jedes Risiko. Da bin ich gerne dabei!