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Remmel fordert europaweiten Atomausstieg

Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel kritisiert, dass die Energiewende zu stark in einzelne Sektoren aufgeteilt wird. Jeder Staat in der EU koche sein eigenes Süppchen. Er fordert, die Energiewende als europäisches Projekt umzusetzen - als Union für erneuerbaren Energien.

Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Grüne) fordert ein stärker vernetztes Denken in der Energiewende. Auf der Innovationskonferenz von Grüner Strom Label in Düsseldorf kritisierte er, dass die Energiewende meist nur als Umbau des Stromsytems gedacht wird. „Es reicht nicht, nur die fossilen Kraftwerke durch erneuerbare Energien zu ersetzen", sagte er in seinem Vortrag. „Sondern es steht die Transormation des gesamten Versorgungssystems zur Debatte.“

Remmel forderte, alle Sektoren der Energieversorgung einzubeziehen. In Zukunft werde der Strombedarf steigen, prophezeite er mit Blick auf den Verkehrssektor, wo die Energiewende gleichbedeutend mit dem Aufbau der Elektromobilität ist. „Wenn wir noch den Wärmesektor dazudenken, muss die Stromerzeugungskapazität höher sein als jetzt“, rechnete Remmel vor. „Das heißt, wir müssen einen weitaus höheren Zubau an Ökostromanlagen im Kopf haben.“

Zu viel Kleinstaaterei, zu wenig Europa

Remmel kritisierte auch, dass die Energiewende in den vergangenen vier bis fünf Jahren viel zu stark auf nationaler Ebene umgesetzt wurde. Inzwischen sind die Investitionen in erneuerbare Energien in Europa ins Stocken geraten. Denn die nationalen Stromnetze seien keine Inseln, sondern miteinander verknüpft. So führe beispielsweise die Energiewende in Deutschland zu verzerrten Strommärkten bei einigen Nachbarn. Deshalb regte Remmel an, die Energiewende zu einem europäischen Projekt zu machen.

Europa hinkt den USA und China hinterher

Ohne gemeinsame Initiative werde Europa die Beschlüsse der Klimakonferenz in Paris vom vergangenen Jahr nicht umsetzen können. Europa sei unter Druck, nachdem China und die USA die Ratifizierung des Abkommens beschlossen haben. Deshalb müsse die europäische Union viel mehr Geld in die Energiewende stecken. Am Beispiel von Nordrhein-Westfalen rechnete er vor: „Eigentlich brauchen wir im Jahr rund drei Milliarden Euro, sowohl für neue Kraftwerke als auch für das Stromnetz und die Speicher."

Remmel verwies auf Studien, dass allein die Modernisierung der französischen Kernkraftwerke 150 bis 170 Milliarden Euro verschlingen würde. „Wenn wir uns die Laufzeiten aller europäischen Atomkraftwerke anschauen, dann wird es entscheidend sein, ob wir den Umstieg schaffen", sagte er. „Der europaweite Atomausstieg und der Aufbau einer gemeinsamen erneuerbaren Energieversorgung gehören zusammen.“ (su)