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Signor Plessi sucht die Sonne

Wenn Empedokles noch leben würde, hätten er und Fabrizio Plessi bestimmt viel Gesprächsstoff. Der griechische Philosoph hat vor über 2.000 Jahren die Vier-Elemente-Lehre entwickelt, wonach alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht. Und auch der italienische Künstler versucht in seinen Werken häufig, uralter Materie wie Wasser, Stein und Holz auf die Spur zu kommen – allerdings nicht über einen philosophischen Diskurs, sondern mit moderner Technik wie Experimentalfilmen und Videoskulpturen. In seinem aktuellen Projekt „Monumenta“ in der südsizilianischen Stadt Agrigento hat Plessi die Gedankenwelt von Empedokles in eine bildgewaltige Videoinstallation umgewandelt. Den Strom liefern Photovoltaikmodule – und damit die Sonne, für Empedokles ein Himmelskörper aus zusammengeballtem Feuerstoff.

Das erste Mal die Sonne gesehen hat Empedokles übrigens ebenfalls in Agrigento. Wahrscheinlich wurde der griechische Philosoph in dem Teil der Stadt geboren, in dem Touristen noch heute die Reste der antiken Stadt Akragas und das sogenannte Tal der Tempel besichtigen können. Verstreut inmitten der Ruinen hat Fabrizio Plessi jetzt neun monumentale, begehbare Turmbauten aus Tuffstein errichtet, jeder mit sechs Quadratmeter Grundfläche und sechs Meter hoch. Von außen sehen die Elemente aus wie solide Steinkolosse, als wären sie Bestandteil der Ruinen des Tempelbezirks. Im Innern lösen sie sich auf in lebendig gewordene Urgewalten wie Lava, Regen, Wind und Gewitter, denn die Videoinstallationen in den Türmen greifen die Naturelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde sowie ihre Erscheinungsformen auf.

Inselanlagen auf den Dächern

Den notwendigen Strom erzeugen Photovoltaik-Inselanlagen: Auf jedem Turmdach hat SiG Solar zehn Kilowatt Sun-Earth-Module installiert. Das macht Monumenta dem Unternehmen zufolge zum weltweit ersten emissionsfreien Video-Kunstprojekt: „Niemals zuvor hat ein Künstler diesen Schulterschluss zwischen futuristischer Kunst und erneuerbaren Energien gewagt.“ Fabrizio Plessi hat sein Werk, das bis zum 5. November im Tal der Tempel in Agrigento zu sehen sein wird, auf der Intersolar vorgestellt. „Mit dieser Videoinstallation nähern wir uns dem Thema Solarenergie nicht nur technisch, sondern auch spirituell“, so der Künstler bei der Präsentation. „Die Tempelanlage, in der mein Kunstwerk steht, ist die meistbesuchte archäologische Stätte Italiens. Dadurch gelingt es uns, die breite Öffentlichkeit für Photovoltaik zu begeistern.“ Das will auch SiG Solar. Geschäftsführer Alessandro Delladio hatte Plessi über einen Galeristen kennengelernt, in einem Brainstorming wurde angesichts des hohen Energiebedarfs von Plessis Kunst das Projekt entwickelt – weitere sollen folgen. „Als Kunstliebhaber wollte ich Kunst mit erneuerbaren Energien zusammenbringen“, so Delladio. „Es war mir wichtig, der Photovoltaik neben dem technischen Aspekt eine emotionale und symbolische Ebene zu geben.“ Spirituell, emotional, symbolisch – Empedokles würde das Projekt gefallen. Und ein Stück altes Griechenland würde er selbst in der für die Stromerzeugung eingesetzten modernen Technik wiederfinden. Schließlich steckt das griechische Wörtchen ??? (phos) für Licht in jedem Photovoltaikmodul.

Petra Hannen

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