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Stromkonzerne wollen Kraftwerke stilllegen

Die Stromkonzerne wollen dutzende von Kraftwerken stilllegen. Jedes fünfte steht zur Disposition. Grund sei die zu geringe Auslasung der Kraftwerke durch das EEG und das damit verbundenen Angebot an Ökostrom.

Wegen des Booms bei der Öko-Energie würden die Stromkonzerne erwägen, Dutzende Anlagen vom Netz zu nehmen. Das schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Die Stromerzeuger würden über hohe Verluste klagen. Selbst Atomkraftwerke könnten demnach vorzeitig stillgelegt werden. Die Bundesregierung kann jedoch per Gesetz Stillegungen verhindern.

Dutzende Kraftwerke zur Disposition

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung überprüfen Konzerne und Stadtwerke die Wirtschaftlichkeit Dutzender ihrer Kraftwerke. Damit gerate die Versorgungssicherheit in Gefahr, denn viele der Meiler könnten stillgelegt werden.Noch rede kaum ein Unternehmen offen über die Pläne. Doch intern zeichne sich immer klarer ab: Von etwa 90.000 Megawatt konventioneller Stromkapazitäten in Deutschland könnten bis zu 20 Prozent zur Disposition stehen. Selbst Atomkraftwerke könnten nach Angaben aus Branchenkreisen vorzeitig vom Netz gehen.

Zu schaffen mache den Konzernen, dass ihre Kraftwerke wegen des anhaltenden Booms beim Ökostrom immer seltener am Netz sind. Das wachsende Stromangebot lasse den Börsenpreis so stark fallen, dass sich ihr Betrieb nicht mehr lohne. Die Erzeugungskosten lägen über den Verkaufspreisen. Versorger und Stadtwerke würden deshalb immer häufiger draufzahlen. Mehrfach hatten die Betreiber von der Regierung gefordert, für das Bereitstellen der Kraftwerke entlohnt zu werden

Offiziell seien bei der zuständigen Bundesnetzagentur bis Mitte Juli erst 15 Stilllegungsanträge eingegangen. Deutschlands größter Energiekonzern Eon hatte Anfang des Jahres entschieden, bis 2015 elf Kraftwerke in Europa stillzulegen - mehrere davon in Deutschland. Eon werde darüber hinaus auch das Gemeinschaftskraftwerk Kiel Ende 2015 vom Netz nehmen, kündigt nun ein Sprecher an. "Bei weiteren Kraftwerken wird die Entwicklung sorgfältig beobachtet", hieß es.

Keine weiteren Stilllegungen akzeptiert

Auch bei dem Essener Konzern RWE werden Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehreren Tausend Megawatt auf ihre Profite überprüft. Entscheidungen seien noch nicht gefällt, heiß es. Die Atmosphäre auf der jüngsten Betriebsversammlung der Tochter RWE Power sei "angespannt" und von Existenzangst geprägt gewesen, wird ein Betriebsrat in der Süddeutschen zitiert. Der Karlsruher EnBW-Konzern habe das Aus für vier Kohlekraftwerksblöcke bekannt gegeben. Stadtwerke klagen ebenfalls über Verluste.

Netzbetreiber und Regulierer seien angesichts der Szenarien alarmiert. Im Kampf gegen Stromausfälle könnten sie in vielen Teilen des Landes kaum noch auf Kraftwerke verzichten, die Flauten bei der Erzeugung erneuerbarer Energie ausgleichen. "In Süddeutschland werden wir keine weiteren Stilllegungen akzeptieren", wird eine Sprecherin der zuständigen Bundesnetzagentur in Bonn in der Süddeutschen Zeitung zitiert.

Zur Drohung der Energiekonzerne, Kapazitäten abzuschalten. erklärt Hans-Josef Fell, Sprecher für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: „Es ist Ausdruck des Missmanagements der Konzernmanager, dass diese nun mit Abschaltung drohen, während sie zur Zeit acht neue Kohlekraftwerke bauen und noch drei weitere in Planung haben. Dabei war es doch jahrelang abzusehen, dass mit einem erfolgreichen Ausbau der Erneuerbaren Energien konventionelle Kraftwerke in die Unwirtschaftlichkeit rutschen würden" Es seien die gleichen Manager, die jetzt die Öffentlichkeit unter Druck setzten, die es versäumt hätten, im großen Stil in die Erneuerbaren Energien zu investieren und nun auf ihren unwirtschaftlichen und klimaschädlichen Kraftwerksplänen sitzen bleiben würden. (William Vorsatz)