Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
AKTUELLE MELDUNGEN

Hamburger wollen Energienetze zurück

In einer Abstimmung über die Rekommunalisierung der Energienetze haben sich die Hamburger Bürger mehrheitlich für den Rückkauf von den derzeitigen Betreibern entschieden. Die Konzessionen laufen Ende 2014 aus.

Hamburgs Bürger haben sich mehrheitlich für die Rekommunalisierung der Strom- Wärme- und Gasnetze entschieden. Von den teilnehmenden 880.000 Hamburgern entschieden sich nach Auszählung von 1677 der 1686 Stimmbezirke 50,9 Prozent für den Rückkauf der Netze durch die Stadt. Die Abstimmung hat gleichzeitig mit der Bundestagswahl stattgefunden. Der Senat und die Bürgerschaft haben jetzt einen klaren Auftrag, die Entscheidung umzusetzen. Die bisherigen Konzessionen für Vattenfall und Eon laufen Ende 2014 aus. Derzeit betreibt Eon das Gasnetz. Die Konzession für das Strom- und Fernwärmenetz liegt hat momentan Vattenfall. An beiden Netzen hat Hamburg derzeit einen Anteil von 25,1 Prozent. In der Chefetage des schwedischen Energiekonzerns gibt man sich noch gelassen. „Wir nehmen das Votum der Hamburgerinnen und Hamburger mit Respekt zur Kenntnis“, sagt Tuomo Hatakka, Vorsitzender der Geschäftsführung von Vattenfall, zum Ausgang der Abstimmung. „Unabhängig vom Volksentscheid wird die Stromnetz Hamburg GmbH in den kommenden Wochen mit Hochdruck die Bewerbungsunterlagen für das Konzessionsvergabeverfahren vorbereiten. Wir rechnen uns unabhängig vom Volksentscheid gute Chancen in einem transparenten Vergabeverfahren aus.“

Netzbetrieb wirft Gewinne ab

Die Initiative „Unser Hamburg – Unser Netz“ bemüht sich schon seit mehreren Jahren darum, dass die Netz in Hamburg wieder von der öffentlichen Hand übernommen werden. Die Initiative argumentierte, Hamburg brauche eine starke, konzernunabhängige öffentliche Energieversorgung und eine ökologische Energiewende. Außerdem ist sie der Ansicht, dass ein der Daseinsvorsorge verpflichtetes öffentliches Energieunternehmen mehr Transparenz im Verbraucherschutz und mehr Kontrollmöglichkeiten der Bürger bietet als ein gewinnorientiertes privates Unternehmen. Außerdem halten die Initiatoren der Volksabstimmung den Rückkauf der Netze für finanzierbar. Dazu kommt noch, dass die Gewinne aus dem Netzbetrieb in Hamburg bleiben – nach Angabe der Initiative im vergangenen Jahr immerhin 65 Millionen Euro. Mit diesen Gewinnen kann der Kauf der Netze ohne weiteres bezahlt werden, ohne dass die Stadt neue Kredite dafür aufnehmen muss, argumentieren die Initiatoren.

Senat ist am Zug

Dieser Argumentation wollte sich nicht nur ein Bündnis aus Unternehmern, Vereinen und Verbänden nicht anschließen. Sie halten die Rekommunalisierung für ein Risiko, das unsichere Rahmenbedingungen für die Industrie und damit ein schlechtes Investitionsklima nach sich zieht. Auch der Senat und die Bürgerschaft haben sich gegen die Rekommunalisierung ausgesprochen. Einen entsprechender Antrag des Senats wurde noch elf Tage vor der Abstimmung im Hamburger Stadtparlament von den Fraktionen von SPD, CDU und FDP mehrheitlich angenommen. „Eine denkbar kuriose Zweckgemeinschaft aus CDU, FDP und SPD will die falschen Behauptungen eines außerparlamentarischen Wirtschaftsbündnisses übernehmen“, kritisiert Manfred Braasch, Vertrauensperson von „Unser Hamburg – Unser Netz“. „Ein mehr als befremdlicher Vorgang für ein Parlament und mit Sicherheit kein Dienst am Wähler.“ Jetzt ist der Senat am Zug. Er muss innerhalb eines Monats feststellen, ob der Volksentscheid angenommen ist. Er ist der dritte und letzte Schritt in einem Volksabstimmungsverfahren. Da er gleichzeitig mit der Bundestagswahl stattfand, ist er erfolgreich, wenn die Mehrheit der Abstimmenden zustimmt und wenn die Anzahl der JA-Stimmen der Mehrheit der in dem gleichzeitig gewählten Bundestag repräsentierten Hamburger Stimmen entspricht. Diese Mehrheit errechnet sich aus den in Hamburg für Parteien abgegebenen Zweitstimmen, die den Einzug in den neu gewählten Bundestag schaffen. (Sven Ullrich)