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Netzbetrieb mit Ökostrom

Ist eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien möglich? In dem Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“ konnten Wissenschaftler und Unternehmen die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Systemleistungen für das Stromnetz können demnach auch von Ökostromquellen stammen. Es gibt aber noch weiteren Forschungsbedarf.

Die Projektpartner des Forschungsvorhabens Kombikraftwerk 2 haben erste Ergebnisse ihrer dreijährigen Arbeit vorgestellt. „Wenn in Zukunft erneuerbare Energien in Kombikraftwerken verknüpft und gesteuert werden, können sie zusammen mit Speichern jederzeit den Bedarf decken und für eine stabile Frequenz und Spannung im Netz sorgen“, sagt Kurt Rohrig, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer Iwes. Unter der Federführung des Iwes arbeiteten unter anderem der Deutsche Wetterdienst, der Windanlagenbauer Enercon, Wechselrichterhersteller SMA, das Solarunternehmen Solarworld und der Siemens-Konzern an dem ambitionierten Vorhaben mit.

Beim Kombikraftwerk 2 werden diverse Ökostromanlagen zentral von einer Leitwarte in Kassel aus gesteuert. Ein live übertragener Feldtest zeigte, dass Erneuerbare bereits heute Regelenergie und weitere Systemdienstleistungen wie Blindleistungen für das Stromnetz zur Verfügung stellen können – zumindest technisch ist das möglich. Die Kosten wurden dabei nicht genauer betrachtet. Die Forscher schlossen für den Test zwei Windparks und weitere Biogas- und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von über 80 Megawatt zu einem virtuellen Kraftwerk zusammen.

Backup-System nötig

Ein sehr geringer Windertrag von nur einem Achtel der installierten Leistung machte Projektleiter Kasper Knorr von Iwes kurzzeitig etwas Sorgen. Die 37 Windenergieanlagen liefern das Gros der Leistung und waren allem Anschein nach kurz davor abgeregelt zu werden. Das zeigt die derzeitige Achillesferse: Ein Backup-System von fossilen Kraftwerken ist weiter nötig. Dem ein oder anderen beteiligten Industriekonzern mag das durchaus gelegen kommen.

Batterien oder andere Speicher könnten diese Rolle allerdings künftig übernehmen. Power to Gas, Wärmespeicher oder auch die Möglichkeit PKW und Nutzfahrzeuge mit einzubeziehen macht Sinn – dies wurde im Rahmen des Kombikraftwerks 2 aber nicht untersucht. Der Anteil von erneuerbaren Energien bezogen auf die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität macht insgesamt erst zehn Prozent aus. Auch wenn der Ökostrom-Anteil im Strommix bereits im vergangenen Jahr bei 22 Prozent lag. Damit Erneuerbare auch am Regelenergiemarkt teilnehmen können, müssten die aktuellen Rahmenbedingungen jedoch entsprechend angepasst werden, gibt Knorr zu bedenken. Fazit: Experiment geglückt; es bleibt allerdings noch genügend Forschungsbedarf für das Kombikraftwerk 3 und folgende Projekte. (Niels Hendrik Petersen)

Demofilm:
Kombikraftwerk 2 - Stabiler Strom Aus Erneuerbaren Energien