Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
AKTUELLE MELDUNGEN

Neue Regelungen für Sonnenkraft in Polen geplant

In Polen liegt ein neuer Entwurf zur Förderung der erneuerbaren Generatoren auf dem Tisch. Für kleine Anlagen wurde der Netzanschluss erleichtert, sie erhalten Zuschüsse und zinslose Kredite. Ende März werden die Regelungen auf einer Fachmesse in Kielce vorgestellt.

In Warschau mahlen die Mühlen langsam, aber sie mahlen. Das politische Tauziehen um die Förderung der erneuerbaren Energien im Stromsektor geht weiter. Ein neuer Vorschlag unterscheidet sich wesentlich von früheren Entwürfen. Er soll nun zügig durch den Sejm gehen. Vom 18. März bis 20. März 2014 werden die Neuerungen auf der Fachmesse Enex vorgestellt, die in Kielce stattfindet. Die Veranstaltung wird von der Messegesellschaft und der polnischen Fachzeitschrift Fotovoltaika durchgeführt. Fotovoltaika ist das Schwesternblatt der photovoltaik.

Kielce liegt rund 200 Kilometer südlich von Warschau in Zentralpolen. Vom 18. bis zum 20. März 2014 treffen sich dort zahlreiche Aussteller der Energiewirtschaft der erneuerbaren Energien. Photovoltaik wird ein Schwerpunkt sein, weil sich der polnische Markt langsam im Aufwind befindet. Und weil der neue Gesetzentwurf endlich Klarheit über die Spielregeln der Förderung bringt.

Keine Einspeisetarife geplant

Im September 2013 legte der Wirtschaftsminister neue Maximen zur Förderung der erneuerbaren Energien vor, darunter die Abkehr von Einspeisetarifen. Die Technologien sollten in Auktionsverfahren miteinander konkurrieren. Damit will die Regierung die Strompreise senken und eine steigende EEG-Umlage wie in Deutschland vermeiden. Im November legten die Beamten nach und präsentierten einen erweiterten Vorschlag, der die in Polen sehr starke Kohleverstromung bevorzugt. Die Kohlekraftwerke produzieren „grünen“ Strom, indem sie Kohle mit fester Biomasse verbrennen (Co-Firing). Ursprünglich sollten sie von den Ausschreibungen ausgeschlossen werden. Seit November sind sie wieder zugelassen.

Mikroanlagen bis 40 Kilowatt

Der Gesetzentwurf definiert so genannte Mikroanlagen. Sie haben bis zu 40 Kilowatt Nennleistung. Zahlreiche Vorschriften zum Anschluss ans Netz wurden vereinfacht. Damit wurde eine bisherige Hürde abgebaut. Allerdings erhalten die Betreiber keine Einspeisevergütung (Entwurf 2012: 1.300 PLN pro Megawattstunde), sondern sie werden förmlich zum Eigenverbrauch gezwungen. Sie dürfen den Strom für lediglich 80 Prozent des Durchschnittspreises verkaufen. Das entspricht rund 160 PLN je Megawattstunden. Ein Euro entspricht rund vier Zloty (PLN). Somit könnten für die Megawattstunde Solarstrom nur rund 40 Euro erzielt werden. Allerdings wird den Betreibern von Mikrogeneratoren in Aussicht gestellt, dass sie Zuschüsse zur Investition erhalten oder unverzinsliche Kredite. Diese Förderung über den Capex (Investition) hat sich in Polen bereits bei der Solarthermie bewährt und entspricht dem deutschen Marktanreizprogramm beziehungsweise der deutschen Förderung von Stromspeichern.

Auktionen für größere Anlagen

Auch bei größeren Solargeneratoren wurde die Einspeisevergütung verworfen. Diese Anlagen werden über Auktionen finanziert, wie sie beispielsweise in Südafrika und Asien praktiziert werden. Es gewinnt derjenige Bieter, der eine bestimmte Strommenge zum günstigsten Preis anbietet. Natürlich werden das die Kohlekraftwerke mit Co-Firing sein. Auf diese Weise wird die Photovoltaik in den Markt der kleinen Anlagen abgedrängt, siehe oben.

Jedes Jahr soll es nur eine Auktion geben. Nur wenn nicht die gesamte Strommenge angeboten wird, könnten weitere Auktionen stattfinden. Bis Ende November jedes Jahres will das Wirtschaftsministerium bekannt geben, welche Strommenge unter den Hammer kommt. Zuständig ist die Energieregulierungsbehörde URE. Die URE bestimmt auch die Referenzpreise, die als Höchstpreise für die Auktion gelten. Bieter, die höhere Preise bieten, werden von der Auktion ausgeschlossen. Für Windkraft sollen andere Referenzpreise gelten als für Strom aus Biomasse oder Photovoltaik.

Nur baureife Projekte dürfen bieten

Pikant ist auch, dass an einer Auktion nur teilnehmen darf, wer den Strom ab einem bestimmten Stichtag wirklich liefern kann. Bei Photovoltaikanalgen sind es 24 Monate ab dem Stichtag der Auktion. Das bedeutet, dass beispielsweise Solarparks in der Planung und Realisierung bereits weit fortgeschritten sein müssen. Sie müssen ihre Entwicklungsreife vorab bescheinigen. Auch brauchen sie bereits einen Anschlussvertrag mit dem Netzbetreiber und eine Baugenehmigung. Somit werden nur baureife Projekte zu den Auktionen zugelassen.

Man muss kein Prophet sein, dass diese Spielregeln zu hohe Hürden für neue Kraftwerke aufrichten. Profitieren werden die alten Kohlemeiler. Zudem soll der Strom nur für 15 Jahre verkauft werden, auch wenn er aus Co-Firing stammt. Ein einmal gegebenes Angebot für eine Auktion kann weder geändert noch widerrufen werden.

Nische für die Photovoltaik bis ein Megawatt

Die Auktionen für Anlagen mit einer Leistung von bis zu einem Megawatt sollen separat durchgeführt werden. Zudem soll ein Viertel der ausgeschriebenen Strommenge ausschließlich an kleine und mittlere Anlagen vergeben werden. Das könnte eine Nische für die Photovoltaik werden. Bei einem Megawatt lohnen sich Windräder nicht. In diesem Segment konkurriert die Photovoltaik mit Biogasgeneratoren, sie kann preislich durchaus mithalten.

Der Gesetzentwurf trägt den Stempel der Kohlelobby. Photovoltaik hat bis ein Megawatt eine Chance. Größere Anlagen werden stärker mit Windrotoren gebaut, weil sie bessere Preise machen können. Außerdem haben die Windräder 72 Monate Zeit, bevor sie den auktionierten Strom tatsächlich liefern müssen.

Wichtigste Fachmesse in Polen

Auf der Enex in Kielce geht es um Generatoren, Systemtechnik und Netzintegration von Photovoltaik. Außerdem werden Produkte und Lösungen aus der Solarthermie und anderen regenerativen Wärmetechniken gezeigt. Bei der vergangenen Messe waren rund 200 Aussteller vertreten, rund 6.500 Besucher informierten sich über die Neuheiten. Obwohl der Energieverbrauch in Polen – vor allem in der Wirtschaft und im Transportwesen – bis 2020 um rund elf Prozent steigen wird, soll der Kohleverbrauch bis 2020 sinken. Erneuerbare Energien sollen in den kommenden Jahren um mehr als 40 Prozent wachsen. Derzeit decken Photovoltaik und Windkraft rund 7,7 Prozent der Stromerzeugung. Bis 2020 soll sich dieser Anteil verdoppeln. Die polnische Regierung will mithilfe der neuen Förderung den Markt für Photovoltaik bis 2020 auf das 35Fache steigern.

Die Messe in Kielce gehört zur den größten Ausstellungszentren in Mittel-und Osteuropa. Jedes Jahr werden auf dem Messegelände fast 70 Ausstellungen und über 600 Konferenzen veranstaltet, mit mehr als 210.000 Besuchern. (Heiko Schwarzburger)

www.elektroinstalator.com.pl
www.targikielce.pl