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Speicher wichtig für Ökostromausbau

Internationale Speicherexperten treffen sich in Düsseldorf auf der Energy Storage. Die geplante Belastung des Eigenverbrauchs durch eine EEG-Umlage alarmiert auch hier die Ökostrombranche. Das Argument der Entsolidarisierung sei völlig schief.

Kommerzielle Anwendungen, innovative Speicherlösungen und Marktentwicklungen sowie künftige Rahmenbedingungen stehen im Fokus der 3. Energy Storage in Düsseldorf. 800 Manager und Experten sowie 60 Aussteller aus 30 Ländern haben sich zu dem Branchentreffen angemeldet. Ein Highlight ist eine Delegation von hochrangigen Managern aus dem US-Staat Kalifornien. Darunter sind unter anderem Michael Picker, Kommissar der California Public Utilities Commission (CPUC) und ehemaliger Senior-Berater des kalifornischen Gouverneurs Jerry Brown, Carla Peterman, Kommissarin für Energiespeicherfragen der Regulierungsbehörde California Public Utilities Commission (CPUC) und Steve Berberich, Chef des Netzbetreibers California Independent System Operator (CAISO).

Ohne Speicher werde es keinen 80-Prozentanteil an Erneuerbaren geben. Es sei denn, es würde ein globales Supergrid entwickelt und installiert, betont Professor Eike Weber die Bedeutung der neuen Technologie. Er ist Gründungspräsident des rund ein Jahr alten Bundesverbandes Energiespeicher (BVES) und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Derzeit habe er allerdings eine klare Forderung an die Politik: „Es darf keine Belastung des selbst erzeugten, erneuerbaren Stroms durch eine EEG-Umlage geben“, erklärt Weber. Hierbei würde die Politik immer wieder das Argument der „Entsolidarisierung“ bedienen. Denn bislang fallen auf den Eigenverbrauch keine Abgaben wie die EEG-Umlage oder Netzentgelte an. Im EEG-Entwurf von Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) ist allerdings eine Belastung des Eigenverbrauchs von 70 Prozent der EEG-Umlage vorgesehen. „Für die energieintensive Industrie und Großkraftwerke gilt das Argument dann aber nicht mehr“, vergleicht Weber.

Großkraftwerke ohne Umlage

Der Eigenverbrauch von Kohle- und Atomkraftwerken ist weiter von der Abgabe ausgenommen. „Das ist völlig absurd und nicht plausibel zu begründen“, erklärt auch Professor Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Er errechnete, dass durch die Befreiung der Großkraftwerke dem Fiskus rund zwei Milliarden Euro pro Jahr entgehen.

Die Einspeisetarife sind derzeit nicht mehr der Treiber für den Ausbau der Photovoltaik. Die immer größer werdende Differenz zwischen dem Stromtarif des Versorgers und den Entstehungskosten des Solarstroms fördert nun den Markt. Ein Grund, warum auch viele Unternehmen auf Photovoltaikanlagen setzen. Der eigene Verbrauch von fossilem Strom könne aber laut Weber unter diese Abgabe fallen. „Darüber könne man nachdenken.“

Die Welt der Vorhaltung

Noch absurder sei die Situation, wenn die nicht verbrauchte Kilowattstunde künftig mit einer Abgabe belegt würde, spitzt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter (BNE), Robert Busch, zu. „Das ist auch eine Art der Entsolidarisierung“, sagt er nicht ganz im Ernst. Wahr ist allerdings, dass die Nutzer des eigenen Stroms auch keine Netzentgelte, Konzessionsabgaben oder KWK-Umlage zahlen. Konsens besteht unter den Diskutanten darin, dass für die Option künftig auf das Stromnetz als Backup zugreifen, bezahlt werden müsse. „Die diversen Umlagen und Abgaben auf die Kilowattstunde (Arbeit) stören die Energiereform“, sagt BNE-Chef Busch. Das behindere die Transformation des Energiesystems. Aus einer Welt der Arbeit müsse eine Welt der Vorhaltung werden, lautet sein Fazit. Es müsse einen fairen Preis für Arbeit (Kilowattstunde) und Leistung (Kilowatt) geben.

Denn klar ist: Die erneuerbaren Energien stehen künftig im Mittelpunkt des Energiesystems; alles andere muss um sie herum entstehen. Die Flexibilität der Energiespeiche werde derzeit nicht vom Markt vergütet, kritisierte Boris Schucht, Sprecher der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Dabei zeigten Projekte wie vom Start-up Younicos, dass der Markt bereit sei, für Regelenergie zu zahlen. Denn eines zeigt sich klar: „Je mehr Erneuerbare Energien im System sind, desto mehr Regelenergie wird künftig gebraucht“, erklärt Schucht. Das sei eine relativ proportionale Entwicklung. (Niels Hendrik Petersen)