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WWF: Vier der fünf dreckigsten EU-Kohlemeiler in Deutschland

Energiewende paradox: Während in Deutschland immer mehr Ökostrom produziert wird, räuchern hierzulande auch die dreckigsten Kohleschlote. Das ergibt sich aus einer aktuellen Rangliste. Und der Kohlestromanteil wächst.

Die deutschen Kohlekraftwerke sind die klimaschädlichsten in Europa. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung zu den 30 kohlendioxidintensivsten europäischen Kraftwerken des Jahres 2013. Unter den Top Dreißig befinden sich gleich neun deutsche Kohlekraftwerke, unter den Top Five vier deutsche Braunkohlekraftwerke.

Genauer, auf Rang zwei und drei liegen die Kraftwerke Neurath und Niederaußem von Energiekonzern RWE, auf Platz vier und fünf Jänschwalde und Boxberg, beide betrieben von Vattenfall. Demnach steht das dreckigste Kraftwerk in Europa im polnischen Belchatow. Auch in Großbritannien herrscht dicke Luft: unter den negativen Top 30 befinden sich neun britische Kohlemeiler, die mit veralteter Technik aus den 1960er und 1970er Jahren betrieben werden.

Kohlendioxidemissionen senken

Deutschland verbraucht für seine Stromerzeugung mehr Kohle als jedes andere EU-Land.  Im vergangenen Jahr sind die Braunkohleemissionen auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 gestiegen, die Kohlendioxidemissionen wuchsen um 1,5 Prozent gegenüber 2012. Das belegen Zahlen des Umweltbundesamtes. Wenn Europa seine Klimaschutzziele einhalten wolle, müsse es seinen Kohlestromanteil bis 2035 auf vier Prozent absenken, rechnet die Internationalen Energieagentur mit Sitz in Paris vor. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 betrug der Kohlestromanteil noch 26 Prozent. Kohleverstromung erzeugt etwa doppelt soviel Kohlendioxid Emissionen wie Strom aus Erdgas.

Schuld an der steigenden Kohleverstromung ist neben einer wachsenden Schere von Kohle- und gestiegenen Erdgaspreisen der weiterhin unwirksame CO2-Zertifikatepreis. Damit drückt der Markt Braunkohlekraftwerke in Richtung Vollauslastung und verdrängt weniger emissionsintensive Erdgaskraftwerke. Folge: Das lässt sogar die Erweiterung von Tagebauen rentabel erscheinen und droht, langfristig die Weichen in die falsche Richtung zu stellen, argumentiert der Umweltschutzverband WWF. “Wir müssen dringend mit wirksamen Maßnahmen wie der raschen strukturellen Reform des europäischen Emissionshandels gegensteuern”, sagt Regine Günther, Leiterin Klima und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Dafür müssten 2,3 Milliarden überschüssige Zertifikate ganz vom Markt genommen und das Budget jährlich um weitere 2,6 Prozent Kohlendioxidemissionen verknappt werden. (nhp)