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Haushaltsspeicher stützen das Stromnetz

Ein Schwarm von 65 Lithiumakkus liefert nun erstmals Primärregelenergie an die Netzbetreiber. Die Anforderungen sind dabei besonders hoch: Innerhalb von 30 Sekunden muss die Energie bereitstehen.

Ein Verbund privat genutzter Solarstromspeicher wurde am 20. Juli erstmals für die Primärregelleistung zugelassen. Übertragungsnetzbetreiber Tennet präqualifizierte den virtuellen Großspeicher, wie es Experten nennen. 65 kleine Speichersysteme des Pilotprojekts Swarm dürfen nun künftig das Stromnetz stabilisieren, damit die Netzfrequenz konstant bei 50 Hertz bleibt. Die vier Übertragungsnetzbetreibern benötigen dafür Primär-, Sekundär- und Minutenregelleistung. Die Anforderungen an die Primärregelenergie sind allerdings besonders hoch: Innerhalb von 30 Sekunden muss die abgeforderte Energie bereitstehen.

Die Batteriespeicher verfügen je über eine Leistung von 20 Kilowatt und einer Kapazität von 21 Kilowattstunden. Die privaten Solaranlagenbetreiber decken mit dem Speicher 60 bis 80 Prozent des Strombedarfs mit selbst erzeugtem Strom. Die Teilnahme am Regelleistungsmarkt schränkt die Haushalte bei der Speichernutzung jedoch nicht ein. Im Gegenteil: „Die Nutzer profitieren sogar von der Vermarktung der Primärregelleistung, da dies ihr Speichersystem wirtschaftlicher macht“, erklärt Markus Brehler. Er ist Geschäftsführer von Caterva, dem Systemlieferanten für das Pilotprojekt.

Wie ein großes Kraftwerk

Der virtuelle Großspeichers setzt sich aus vielen vernetzten Haushaltspeichern zusammen. Sie enthalten Lithiumakkus der Firma Saft Batterien, die Leistungselektronik lieferte Siemens. Jedes System verfügt über eine eigene Steuereinheit, so dass es autark auf die Netzfrequenz reagiert. Über das UMTS-Netz sind die in privaten Haushalten installierten Speicher mit der Leitzentrale bei Caterva verbunden, dort werden sie als Schwarm koordiniert.

Die Leitzentrale nimmt die einzelnen Speicherladestände der ESS auf und regelt den Schwarm so aus, dass jederzeit die angebotene Primärenergie bereitsteht. An die Leitstelle der Tennet gibt sie die Daten online weiter. Die Kraftwerksleitwarte des Versorgers N-ergie bedient und beobachtet den virtuellen Großspeicher rund um die Uhr, wie ein eigenes Kraftwerk. Das Gemeinschaftsprojekt von Caterva und dem Versorger N-Ergie wird vom Freistaat Bayern gefördert. Der Siemens-Konzern ist Technologiepartner. (Niels H. Petersen)