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Speicherzubau geht weiter

Der Ausbau von Speicherkapazitäten wird auch ohne Förderung im kommenden Jahr weitergehen. Das Marktwachstum wird sich aber im Vergleich zu diesem Jahr verlangsamen. Zudem gibt die Bundesregierung alle Möglichkeiten der Mitgestaltung aus der Hand.

Der Speicherausbau geht trotz weiter, auch wenn die Bundesregierung die Förderung einstellt. Das haben die Marktforscher von EuPD Research herausgefunden. Allerdings gehen sie davon aus, dass der Zubau nicht in dem Maße weiter wachsen wird wie bisher. „Infolge des Förderstopps und der damit veränderten Rahmenbedingungen erwarten wir im kommenden Jahr lediglich ein Wachstum gegenüber 2015 von 13 Prozent“, erklärt Martin Ammon, Leiter Volkswirtschaft bei EuPD Research.

Zubau auch ohne Förderung

Das Problem ist weniger die Wirtschaftlichkeit der Speicher. Denn immerhin wurde die Hälfte der bisherigen Installationen auch ohne Förderung durchgeführt, was zeigt, dass die Systeme auf dem Weg der Wirtschaftlichkeit sind. Es ist vielmehr eine psychologische Komponente, die den Markt belastet, weil nach nur 32 Monaten im Dezember dieses Jahres die Förderung auslaufen soll – trotz erfolgreicher Marktentwicklung. Dies wird viele Anlagenbetreiber davon abhalten, einen Speicher in ihre System zu integrieren. „Der jetzt verkündete Förderstopp ist ein falsches Signal zur falschen Zeit“, betont Martin Ammon.

Vorzieheffekte werden nicht riesig sein

Die Bonner Marktforscher von EuPD Research erwarten für dieses Jahr noch ein Marktwachstum um etwa zwei Drittel im Vergleich zum Jahr 2014. Zwar wird es einen Vorzieheffekt aufgrund des angekündigten Förderstopps geben. Doch wird dieser nicht riesig ausfallen, weil die Installateure bisher schon gut ausgelastet sind und die Hersteller ihre Speicherproduktion nicht so schnell weiter hochfahren können. „Insgesamt vergibt Deutschland mit dieser Absage an die Förderung von Solarspeichern die Chance, sich innerhalb der entwickelten Solarmärkte als Vorreiter der Integration von Photovoltaikstrom mittels Speichern zu etablieren und ein neues Wachstumsfeld frühzeitig zu erschließen“, kritisiert Ammon. Das werden vor allem die vielen heimischen Hersteller von Speichern zu spüren bekommen.

Auch mit dem Förderstopp kann Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Energiewende nicht aufhalten. Denn die weitere Installation der Speicher wird zu weiteren Preisreduktionen führen, was wiederum dazu führt, dass die Installationszahlen mittelfristig wieder ansteigen. Aber Gabriel wird die Energiewende verlangsamen und ein zweites industriepolitisches Desaster anrichten, nachdem er schon mit der EEG-Novelle im vergangenen Jahr den Photovoltaikmarkt drastisch gestutzt hat, mit entsprechenden Konsequenzen für die einheimische Wirtschaft.

Bundesregierung gibt Gestaltungsmöglichkeit auf

Gabiel vergibt mit dem Einstellen der Förderung auch die Möglichkeit für die Bundesregierung, den Ausbau von Speichern mitzugestalten. „Kommen werden die Speicher so oder so“, erklärt Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender von IBC Solar in Bad Staffelstein. „Sie sind wirtschaftlich und effizient. Die entscheidende Frage ist, welchen Nutzen sie für das Gesamtsystem haben. Speicher können systemdienlich sein, falls sie etwa Erzeugungsspitzen in der Energieproduktion abfedern. Das aber muss weiterhin über eine Förderung angereizt werden. Denn für den einzelnen Speicherbetreiber geht es eher um die Erhöhung seines Eigenverbrauchs als um systemdienlichen Nutzen. Entfällt eine Förderung, gibt es keinen Grund mehr, Speicher systemdienlich zu gestalten“, warnt Möhrstedt.

Dann geht ein zentraler Nutzen von Speichern verloren: die Entlastung der Netze. Wenn sie die Mittagsspitze bei der Erzeugung von Solarstrom nicht mehr kappen, wird trotz Speicherzubau ein stärkerer Ausbau der Netze notwendig, als wenn sich die Speicher netzdienlich verhalten. Damit erreicht die Bundesregierung das Gegenteil von dem, was mit einem Förderstopp beabsichtigt wird. Denn so wird die das Einstellen der Förderung teurer als wenn sie noch ein oder zwei Jahre weitergeführt würde. (Sven Ullrich)