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Erneuerbare weltweit auf dem Vormarsch

Nie waren die Investitionen in Ökostromanlagen weltweit höher als im vergangenen Jahr. Immer mehr verschieben sich die Märkte in Richtung ärmerer Länder, während die Märkte in Europa die einzigen sind, die kleiner werden. Inzwischen hinkt Deutschland den führenden Ländern weit hinterher.

Die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien haben im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Insgesamt 286 Milliarden Dollar (gut 255 Milliarden Euro) wurden 2015 in neue Erzeugungsanlagen auf der ganzen Welt investiert. Das ist das Ergebnis der Studie der Frankfurt School of Finance & Managment für das UNO Umweltprogramm UNEP. Die Studie wird jährlich zusammen mit Bloomberg New Energy Finance erstellt. Es ist schon die zehnte Ausgabe. Die erste dieser Studien erschien im Jahr 2006. Damals überstiegen die Investitionen in die erneuerbaren Energien zum ersten Mal die Marke von 100 Milliarden Dollar. Zuletzt hatten die Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2011 mit 279 Milliarden Dollar einen ähnlich hohen Wert erreicht. Danach gingen die Investitionen leicht zurück, legten im vergangenen Jahr wieder zu.

Doppelt so viele Investitionen in erneuerbare Energien

Damit werden in die erneuerbare Energieerzeugung insgesamt doppelt so viel Geld investiert als in Kohle und Gaskraftwerke. Insgesamt wurden mit den Investitionen Erzeugungsanlagen mit einer Gesamtleistung von 134 Gigawatt aufgebaut. Jeder investierte Dollar reichte aus, um knapp ein halbes Watt Erzeugungsleistung aufzubauen. Mit den 130 Milliarden Dollar, die in Kohle und Gaskraftwerke gesteckt wurde, entstanden 82 Gigawatt Erzeugungsleistung. Damit sind die Investitionen in Kohle- und Gaskraftwerke zwar billiger. Denn mit dieser Summe wurde 0,63 Watt Erzeugungsleistung mit jedem investierten Dollar erreichtet. Jedoch kommen in diesem Fall die laufenden Brennstoffkosten noch hinzu, während bei den erneuerbaren Energien mit den Investitionskosten der Betrieb selbst weitgehend abgedeckt ist.

China ist führender Markt

Führender Markt ist – wie nicht anders zu erwarten – China. Allein im Reich der Mitte wurden 103 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert. Mit gut 44 Milliarden Dollar liegen die USA auf dem zweiten Platz. Das ist ein Wachstum um satte 19 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Drittgrößter Markt für erneuerbare Energien ist Japan. Dort wurden trotz der Absenkung der Einspeisevergütung 2015 gut 36 Milliarden Dollar in Ökostromanlagen investiert. In Indien stiegen die Investitionen in erneuerbare Energieanlagen im Vergleich zu 2014 um 22 Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar. Riesige Wachstumsraten konnten mit 329 Prozent Südafrika und 105 Prozent Mexiko verzeichnen.

Investitionen in Europa sinken

Einziger Markt in der Welt, in dem die Investitionen in erneuerbare Energien rückläufig sind, ist Europa. Im Vergleich zum Jahr 2014 steckten die Investoren und Hauseigentümer im vergangenen Jahr 21 Prozent weniger Geld in Ökostromanlagen. Die Investitionssumme lag insgesamt bei 48,8 Milliarden Dollar, wobei der Boom von Solarparks in Großbritannien fast die Hälfte der gesamten Investitionssumme beanspruchte. In Deutschland haben sich die Investitionen auf 8,5 Milliarden Dollar nahezu halbiert – trotz des Rekordzubaus an Onshore-Windenergieanlagen. Doch der weitere Rückgang des Ausbaus der Photovoltaik und der komplette Zusammenbruch des Marktes für Biogas- und Biomasseanlagen sorgten für ein insgesamt rückläufiges Ergebnis. „Die Regierung Merkel/Gabriel mit ihrem dafür zuständigen Staatssekretär Rainer Baake hat also ‚ganze Arbeit‘ geleistet“, bewertet Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group und einer der Väter des EEG, das schlechte Ergebnis für Deutschland. „Mit ihrer EEG-Novelle 2014 hat sie die Investitionen in erneuerbare Energien in weiten Teilen erstickt. Vor allem den Ausbau der Solar- und Bioenergien, Wasserkraft, Geothermie, und die privaten bürgerlichen Investitionen haben sie massiv reduziert oder gar weitgehend zum Erliegen gebracht. Es war immer klar, dass es so kommen wird. Doch sie haben an ihrer Vernichtungsagenda erbarmungslos festgehalten.“

Fell kritisiert die Sonntagsreden, die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gariel (SPD) und Umweltministerin Barbara Hendriks halten und gleichzeitig gegenteilig handeln. Man spreche in der Regierung gern von der Vorreiterfuktion Deutschlands, wenn es um die Energiewende geht, kritisiert Fell. Er verweist auf die Rede von Gabriel auf dem Berliner Energy Transition Dialog 2016 vor zwei Wochen. Dort sagte der Wirtschaftsminister: „Die Energiewende ist eines unserer zentralen Zukunftsprojekte. Wir wollen zeigen, dass eine nachhaltige Energiepolitik ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Wir haben in den vergangenen Jahren einiges erreicht.“

Fell: „Gabriel täuscht die Öffentlichkeit“

Aus Fells Sicht hat die tatsächliche Politik Gabriels aber versagt. Denn er ruhe sich auf den Erfolgen aus, die in einst von der rot-grünen Bundesregierung erreicht wurden. „Gabriel täuscht die Öffentlichkeit in Deutschland und weltweit über seine wahren Absichten und Handlungen“, betont Fell. „Die nackten Zahlen der Frankfurt School of Finance belegen, dass Gabriel sogar das Gegenteil einer nachhaltigen Energiepolitik betrieben hat. Mit seiner EEG-Novelle 2016 will er ab 2017 nachlegen und auch die Investition in die einzige noch blühende Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland, die Windkraft, mehr als halbieren. Auch weiterhin macht überhaupt keine Vorschläge, die darniederliegenden restlichen Bereiche der Erneuerbaren Energien zu beleben.“ Es werde zunehmend unverständlicher, wie ruhig und ohne Widerspruch viele Unternehmen der erneuerbaren Energien diese für sie existenzgefährdende Politik hinnehmen. „Viele sponsern sogar noch die Veranstaltungen der Bundesregierung, womit sie Gabriel und Co. für die großen Medien ein Podium ermöglichen, ihr Handeln zu verschleiern und mit schönen Worten pro erneuerbaren Energien die Öffentlichkeit über ihr wahres Handeln zu täuschen“, fordert Fell die Branche zu mehr Widerstand auf. (Sven Ullrich)