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In der Wanne montiert

Stefan Knapp beginnt das Gespräch mit einer einfachen Zahl: „Jedes vierte Flachdach in Deutschland ist mit Produkten von Bauder gedämmt oder abgedichtet – oft sogar beides.“ Ohne Zweifel: Die Marke Bauder ist Architekten, Bauherren und Dachdeckern hierzulande ein Begriff. Weniger bekannt ist allerdings, dass das Familienunternehmen mit Sitz in Stuttgart-Weilimdorf auch komplette Photovoltaiksysteme im Angebot hat.

Als Leiter des Fachbereichs Photovoltaik ist Stefan Knapp für die Entwicklung dieses Geschäftszweigs verantwortlich. Seine Einschätzung ist deutlich: „Die Einspeisevergütung macht Photovoltaik heute bekanntlich nicht mehr wirtschaftlich.“ Allerdings gerate die Eigenversorgung zunehmend in den Blickpunkt. „Immer mehr Besitzer von Industrie- und Gewerbeflächen entdecken, dass sie mit Solaranlagen einen erheblichen Anteil ihres Energiebedarfs decken und ihre Energiekosten langfristig stabil und kalkulierbar halten.“ Hinzu komme, dass die großen zusammenhängenden Flächen meist ideale Voraussetzungen für die Installation von Photovoltaikanlagen böten.

Module von deutschen Lieferanten

Bauder als Anbieter von Flachdachsystemen hatte diesen Trend schon vor einigen Jahren erkannt. Also entwickelte das Unternehmen komplette Solarsysteme – bestückt mit rahmenlosen Laminaten von deutschen Anbietern. „Wir setzen auf deutsche Komponenten, weil wir unseren Kunden nur hochwertige Qualität bieten wollen“, wie Marketingexperte Wolfgang Holfelder erklärt. Großflächige 72-Zell-Module wurden speziell für die Anforderungen von Bauder und den Einsatz auf Gewerbedächern entwickelt.

Die Wechselrichter gibt es entweder als zentrale Variante für Modulstrings oder mit DC-DC-Optimierern (MPP-Tracking) auf Modulebene. Der Vorteil liegt auf der Hand: Ausfälle oder die Verschattung einzelner Module haben keinen Einfluss auf die Erträge des jeweiligen Strangs.

Allerdings hat Bauder nicht nur die Funktionsfähigkeit der Generatoren im Blick. Vielmehr geht es dem Dachprofi um die Sicherheit der damit bestückten Dächer – schließlich liegt hier die Kernkompetenz des Unternehmens. „Die Materialien und der gesamte Dachaufbau müssen so weit intakt sein, dass sie mindestens 20 Jahre schadensfrei überdauern und voll funktionsfähig bleiben.“

Um dies auch bei der Installation zu gewährleisten, haben die Bauder-Ingenieure das Montagesystem Solfixx genutzt, seinerzeit noch von der Firma Solon entwickelt. Solon ist mittlerweile vom Markt verschwunden, das Montagesystem bewährt sich nach wie vor, wie Stefan Knapp berichtet: „Wir haben festgestellt, dass Solaranlagen nicht immer mit der erforderlichen Rücksicht auf die Dachdämmung und Dachabdichtung installiert werden. Wird beispielsweise die Unterkonstruktion verschraubt, wird mit jeder Schraube die Dachhaut verletzt.“

Die Folge tritt meist erst nach Jahren zutage. „Mit jeder Durchdringung entsteht, wenn sie nicht 100-prozentig sachgemäß wieder abgedichtet wird, eine Schwachstelle, in die unter ungünstigen Umständen Wasser eindringen und Schäden verursachen kann“, urteilt der Fachmann.

Befestigung ohne Durchdringung

Dabei sollten Photovoltaikanlagen 20 bis 30 Jahre möglichst problemlos laufen. „Wenn nach zehn Jahren das Dach undicht wird, muss möglicherweise die gesamte Anlage abgebaut werden, um die Leckage zu beheben.“ Genau dies vermeidet Bauder durch die durchdringungsfrei montierten Solfixx-Gestelle.

Das Prinzip ist einfach. Die Grundbefestigungselemente sind 420 mal 420 Millimeter große Manschetten und eine Grundplatte mit Fixierfüßen für die Unterkonstruktion. Die Manschetten inklusive Grundplatte werden vom Dachdecker auf der Dachhaut verschweißt. Dann wird die Solfixx-Unterkonstruktion mit integrierten Lauf- und Wartungswegen sowie Kabelkanal in die Fixierfüße eingerastet. Eine mit vier Stiften befestigte Abdeckplatte sichert diese Basis.

Im nächsten Schritt werden die Solarmodule in die Unterkonstruktion eingerastet, die vorkonfektionierten Modulkabel verbunden und die Kabelkanäle verschlossen. Jetzt schlägt die Stunde des Elektrikers, der den Netzanschluss der Anlage und eventuelle weitere Elektroarbeiten übernimmt.

Speziell für Dachdecker entwickelt

Neben der durchdringungsfreien Befestigung bringt diese Lösung einige weitere Vorteile. „Der Dachdecker kann die komplette Photovoltaikanlage bis auf die elektrischen Anschlüsse einfach und in sehr kurzer Zeit montieren, weil nach dem Verschweißen der Manschetten alle Komponenten nur noch gesteckt werden“, sagt Wolfgang Holfelder. „Er braucht dafür nur Meterstab, Schlagschnur und einen Brenner oder Föhn fürs Heißverkleben – alles Handwerkszeug, das er ohnehin im Einsatz hat. Es sind handwerkliche Tätigkeiten, die genau seinem Metier entsprechen.“

Das System passt für Bitumen- und Kunststoffdächer auf Beton-, Holz- oder Trapezblechkonstruktionen. Die Module sind mit einer Neigung von zehn Grad auf der Unterkonstruktion angebracht. Dieser flache Neigungswinkel ist zum einen der Optik geschuldet. „Es gibt viele Bauherren, die nicht wollen, dass man ihre Anlage von unten sieht.“ Zum anderen würden die Windlasten etwa gegenüber einem Winkel von 30 Grad deutlich verringert. „Das wiederum hat Auswirkungen auf die gesamte Dachstatik.“

Die Dachlast des Komplettsystems liegt bei knapp 13 Kilogramm pro Quadratmeter. Es eignet sich auch für Leichtbaudächer. Die Unterkonstruktion aus Kunststoff schont die Dachhaut und bietet eine große Auflagefläche.

Keine Schäden an der Abdichtung

Bis zu 70 Prozent der Lasten werden so flächig eingebracht. Es entstehen keine Punktlasten oder und Linienlasten, an deren Auflage der Dachaufbau einsinken und sich Wasser und Schmutz ansammeln könnte. Denn das könnte zu Schäden an der Abdichtung führen.

Um Verschattungen weitestgehend zu vermeiden und die Anlagenkontrolle zu erleichtern, hat Bauder großzügig bemessene Wartungswege in die Unterkonstruktion integriert. Die Kabelkanäle sind leicht erhöht, um möglichen Gefahren durch Wasser vorzubeugen.

Neben dem Montagesystem Solfixx bietet Bauder die Variante Solfixx Plus, die in Kooperation mit Solaredge entwickelt wurde. Das israelische Unternehmen liefert die DC-DC-Optimierer für die Module. „Unsere Kunden entscheiden sich fast ausschließlich für Solfixx plus, weil die Vorteile überzeugend sind“, stellt Stefan Knapp fest.

Durch den integrierten Leistungsoptimierer erreichen die Module zwischen drei und fünf Prozent mehr Ertrag, und man kann die Anlage bis auf Modulebene kontrollieren.

Das macht die Suche nach Fehlern einfach und beschleunigt ihre Behebung, was sich letztlich in der Wirtschaftlichkeit niederschlägt. Das System eignet sich auch bei teilverschatteten Dächern.

Zentrale Abschaltung aller Module

Zusätzlich steckt in der Konfiguration mit Solaredge eine nicht zu unterschätzende Sicherheit: Bei der Installation oder Wartung lässt sich die Anlage zentral abschalten. Dabei wird die DC-Spannung automatisch auf ein sicheres Level – rund ein Volt pro Modul – abgeregelt. Stromschläge oder Lichtbögen sind ausgeschlossen.

Beide Gewerke könnten profitieren

Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen mit Dächern zielt Bauder mit seinen Angeboten vor allem auf die Dachdecker. „Für den Solarteur steht die Anlage im Vordergrund, weniger der Zustand des Dachaufbaus“, hat Stefan Knapp beobachtet. „Es macht aber keinen Sinn, wenn eine Photovoltaikanlage auf einem Dach mit 15 Jahre alten, einfachen PVC-Bahnen installiert wird. Oder auf einem neuen Dachaufbau, der durch die Montage perforiert und nicht wieder fachgerecht abgedichtet wird. Fehler dieser Art werden bei der Installation durch einen Dachdecker nicht passieren.“

Nach seiner Ansicht könnten und sollten Solarteure und Dachdecker mehr als bisher kooperieren. „Hier steckt meines Erachtens eine gute Chance für beide Gewerke. Der Solarteur muss daran interessiert sein, dass sein Kunde auch in 20 Jahren noch Freude an seiner Solaranlage hat. Dazu gehört nun mal, dass Schäden am Dach vermieden werden. Und der Dachdecker kann ein neues Geschäftsfeld erschließen, wenn er mit Solarteuren gemeinsame Sache macht.“

Neu im Programm: solare Gründächer

Neu im Programm von Bauder ist die Kombination von Gründächern mit Photovoltaik. Dabei wird die Unterkonstruktion mit dem Substrat für die Dachbepflanzung verfüllt und beschwert.

Die Module sind rund 30 Zentimeter über der bewachsenen Fläche angebracht. Wolfgang Holfelder erläutert: „Die Baubehörden schreiben immer häufiger Gründächer vor.“

Gegen die Versiegelung

Damit wollen sie der Landschaftsversiegelung entgegenwirken und unter anderem einen besseren Wasserrückhalt erreichen, zum Beispiel bei starken Regenfällen. Außerdem reduzieren die Gründächer das Kohlendioxid in der Luft.

Ein Gründach sei in Kombination mit einer Photovoltaikanlage von Vorteil: „Die Verdampfung des Wassers im Substrat und in den Pflanzen kühlt die Solarmodule und steigert ihre Leistungsfähigkeit.“ Keine Frage auch, dass das neue Verwaltungsgebäude von Bauder ein Gründach mit Photovoltaik bekommt.

Einen Haken hat die Sache: Das Solfixx-System ist ausschließlich für Laminate von Solon geeignet. Nun hat sich dieser Hersteller vom Markt verabschiedet. Zwar werden die Laminate weiterhin von einer Firma in Greifswald gefertigt, und die Unterkonstruktion kommt aus dem niederländischen Ede, von einem Zulieferer. Doch inzwischen hat Bauder ein eigenes System nach dem gleichen Prinzip entwickelt: Bauder Solar UKFD (Unterkonstruktion für Flachdächer). Dieses Gestell kann mit jedem gerahmten Solarmodul bestückt werden. Das neue System wird gleichfalls in Ede produziert. Es wurde Anfang Februar auf der Fachmesse Dach und Holz in Stuttgart präsentiert.

www.bauder.de/de/photovoltaik

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