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“Gleichwertigen Ersatz bieten“

Welche Mängel oder Defekte lassen sich an schadhaften Modulen reparieren?

Martin Fließ: Das ist ganz unterschiedlich. Sehr oft sind die Zellen und das eigentliche Modul noch in Ordnung, schadhaft sind jedoch zum Beispiel die Anschlussdosen, Dioden oder Steckverbinder. Das lässt sich in der Regel sehr gut reparieren, indem man diese fachgerecht instand setzt oder austauscht. Genauso können beschädigte Rahmen getauscht oder beschädigte Backsheets wieder dauerhaft versiegelt werden. Die Reinigung von starken Verschmutzungen wie zum Beispiel Rußrückständen oder Farbnebeln sowie die tiefere technische Inspektion mit Messungen der Elektrolumineszenz gehören zu unseren Dienstleistungen in Laubusch.

Wann lohnt es sich, Module reparieren zu lassen?

Im Allgemeinen ist die Modulreparatur selbst immer kostengünstiger als der Neukauf eines Moduls. Besonders interessant werden Reparaturen, sobald es sich um größere Stückzahlen handelt, da hier die Kosten für den Transport nicht so ins Gewicht fallen. Auch ältere Modultypen, die es in dieser Form nicht mehr als Neuware am Markt gibt, werden gern repariert, denn hier richtet sich der aktuelle Wert eines Moduls nicht einzig und allein nach seiner Leistung, sondern nach der Verfügbarkeit. So zahlt der Kunde, wenn er sich ein gebrauchtes Ersatzmodul kauft, im Zweitmarkt Preise, die nicht selten über zwei Euro pro Watt liegen. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel in einem Projekt bei rund 250 Dünnschichtmodulen die Dosen getauscht. Da hatte sich ein Marder auf dem Dach ausgetobt, er hatte alle Kabel angefressen.

Lohnt sich die Reparatur kompletter Anlagen?

Die Reparatur und Aufbereitung von Modulen ist auch für Kunden interessant, die ältere Anlagen zurückbauen, zum Beispiel bei Repowering beziehungsweise bei größeren Schäden durch Überspannung oder Brand. Hier bieten wir dem Kunden die komplette Aufarbeitung von Modulen, inklusive Reinigung, technischer Prüfung und gegebenenfalls Reparatur beziehungsweise Nachbau an, sodass er die gebrauchten Module wieder montieren oder weitervermarkten kann. Im Markt des Repowerings sehen wir ein großes Potenzial, da die Module in der Regel technisch auch nach 20 Jahren noch vollkommen in Ordnung sind.

Wie viele Module haben Sie bei Hörmann Novo Solar im vergangenen Jahr nachgebaut?

Wir haben im letzten Jahr nach den Vorgaben unserer Kunden rund 1.000 Module nachgebaut. Dieses Geschäftsfeld wächst stetig und ist schon fast so stark wie die Prüfung und Reparatur schadhafter Module, von denen wir im Jahr zirka 3.000 Stück abarbeiten. Rund die Hälfte der Reparaturen umfasst den Austausch der Anschlussdosen.

Welche Module werden bevorzugt nachgebaut?

Der Schwerpunkt liegt bei älteren Modulen, die am Markt nicht mehr verfügbar sind. Nur wir können noch Module mit Vier-Zoll-Zellen nachbauen, indem wir uns solche Zellen von Hörmann ITS Cell aus Halle schneiden und liefern lassen. Außerdem sind wir einer der wenigen, die überhaupt ab einer Stückzahl von einem Modul jedes gewünschte Paneel nachbauen. Andere Anbieter fangen erst bei einer bestimmten Mindestmenge an, weil der Sonderaufwand für ein einzelnes Modul sehr hoch ist. Bisher haben wir rund 150 verschiedene Modultypen nachgebaut, verfügen also über einen großen Erfahrungsschatz.

Wer beauftragt Sie mit solchen Nachbauten?

Das sind Versicherer, Wartungsunternehmen oder Installateure, die bereits gute Erfahrungen mit uns gemacht haben oder nach kostengünstigen Wegen suchen, dem Kunden eine ökonomische Alternative zu größeren Anlagenumbauten anzubieten. Auch der ein oder andere Endkunde fragt mal einen Modulnachbau bei uns an. Wir haben auch Händler, die sich auf Sondermodule zum Beispiel aus dem Offgrid- oder Campingbereich spezialisiert haben. Die Kunden schätzen unsere Flexibilität und den hohen Qualitätsstandard, den wir in unserer Modulmanufaktur auch bei kleinsten Stückzahlen darstellen können. Hier spielen der direkte Kontakt zum Kunden und die enge technische Abstimmung eine große Rolle. Mit dem Bezug solcher Sondermodule in kleineren Stückzahlen am asiatischen Markt haben die meisten unserer Kunden keine positiven Erfahrungen gemacht.

Wie kommen die schadhaften Module zu Ihnen?

Der Kunde hat einen Modulschaden, beispielsweise eine Reparatur, weil der Marder auf dem Dach unterwegs war. Der Installateur muss dann die Module abbauen und transportsicher verpacken, wobei wir ihm hier Material bereitstellen können und konkrete Vorgaben machen, um Transportschäden zu verhindern. Je mehr Module in einer Lieferung zusammengefasst werden, desto besser. Den Rest übernehmen wir. Der Installateur kann jederzeit den Status seines Auftrags nachverfolgen. Zunächst werden die Module gereinigt, im Flasher geprüft und das Schadensbild aufgenommen. Dann erstellen wir ein Angebot, um schadhafte Dosen oder andere Mängel zu reparieren. Das können Schäden an den Backsheets sein oder anderes. Manche Schäden erweisen sich als irreparabel. Dann kalkulieren wir den Nachbau der Module.

Wie geht es weiter?

Dann sind der Installateur oder die Versicherung seines Solarkunden am Zug. Für die Versicherer ist es allgemein günstiger, ein oder mehrere schadhafte Module instand zu setzen, vor allem wenn die Module am Markt nicht mehr verfügbar sind. In diesem Fall bieten sich Reparatur oder Nachbau an. Denkbar wäre es auch, ganze Strings einer defekten Anlage zu erneuern oder die Anlage komplett mit Unterkonstruktion neu aufzubauen, wobei hier selbst der Nachbau einiger Module wesentlich günstiger ist. Der Kunde kann sich auch gebrauchte Module am Markt beschaffen, diese haben aber in der Regel auch keine Garantie mehr.

Wie sollte ein Installateur vorgehen, der schadhafte Module an der Anlage seines Kunden aufspürt?

Es ist sinnvoll, dass der Kunde zuerst seine Versicherung anfragt. Die Versicherung wird immer bemüht sein, den sichersten und kostengünstigsten Weg zur Behebung des Schadens zu gehen, und sie muss am Ende einer sachgerechten Reparatur oder dem Einzelnachbau zustimmen, damit der Kunde seinen Versicherungsschutz nicht gefährdet. Manche Versicherer kennen uns bereits. Sie fordern von den Installateuren oder Gutachtern, dass sie ein Angebot von uns einholen. Auch die Gutachter der Versicherungen spielen eine wichtige Rolle, inwieweit sie die Reparatur und den Nachbau von Modulen als möglich und sinnvoll erachten. Stimmt die Versicherung der Reparatur oder dem Nachbau der Module zu, werden die nächsten Schritte gemeinsam mit dem Installateur besprochen. Sollte es sich nicht um einen Versicherungsschaden handeln, kann der Installateur uns sofort kontaktieren und ein Angebot anfordern.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.hoermann-novo.de

Martin Fließ

hat 2007 seinen Abschluss als Diplomingenieur an der HTW in Berlin gemacht. 2008 wurde er Leiter der Entwicklung bei der Solarhybrid AG. 2012 wurde er Projektentwickler und technischer Leiter bei Hörmann Novo Solar in Laubusch.

Hörmann Gruppe

ITS Solar übernommen

Die Hörmann Gruppe aus dem bayerischen Kirchseeon hat im vergangenen Jahr die Zellfertigung der insolventen ITS Solar in Kabelsketal bei Halle übernommen. Die Produktionslinien laufen mit der bisherigen Kapazität weiter. Die Zellen werden anderen Modulherstellern zur Weiterverarbeitung angeboten.

Der norwegische Modulhersteller ITS Solar hatte im März 2015 Insolvenz angemeldet. Davon waren auch die beiden deutschen Töchter in München und Halle betroffen, die ebenfalls den Gang zum Amtsgericht antreten mussten. Mit der Übernahme durch Hörmann ist auch die Technologie von ITS Solar gerettet. Denn das Unternehmen hatte sich darauf spezialisiert, fehlerhafte polykristalline Solarzellen aufzubereiten, indem die Hotspots verödet werden und nicht mehr stören.

Die Zellfertigung in Sachsen-Anhalt hat eine Kapazität von 150 Megawatt im Jahr. Das Unternehmen firmiert jetzt als Hörmann ITS Cell GmbH. Mit der Übernahme von ITS Solar baut die Hörmann Gruppe ihre Aktivitäten in den erneuerbaren Energien aus. Seit Längerem produziert die Tochtergesellschaft Hörmann Novo Solar im sächsischen Laubusch eigene Module. Die Sachsen reparieren defekte Module und fertigen Nachbauten an, eine Nische, in die sich nur wenige Unternehmen wagen. Ein weiteres Standbein von Hörmann Novo Solar ist die Sonderanfertigung von Paneelen.

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