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Völlig losgelöst

Keine Frage: Die Photovoltaik und andere erneuerbare Energien sind wichtige Instrumente, um CO2 -Emissionen zu reduzieren und den Klimawandel zu entschleunigen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat mit Blick auf den internationalen Klimaschutz nicht von ungefähr das Jahr 2012 zum „Internationalen Jahr der nachhaltigen Energie für alle“ erklärt. Allerdings geht die Energiewende nicht schnell genug: Die Erde erwärmt sich weiter, die Meeresspiegel steigen. Das gerade entwickelte Passivhaus Aut-Ark Home ermöglicht es jedoch Küstenbewohnern, weiter an ihrem angestammten Wohnort zu leben, selbst wenn dieser plötzlich unter Wasser steht: Das Wohngebäude kann nicht nur schwimmen, sondern kommt dank Photovoltaikanlage und ausgeklügelter Wasseraufbereitung auch ohne Ver- und Entsorgungsleitungen zum Ufer aus.

Schwimmender Speicher

Entworfen hat das Haus Pieter Kromwijk vom Architekturbüro Coenegracht & Kromwijk im niederländischen Maastricht. Mit schwimmenden Häusern hat man in den Niederlanden, die vom steigenden Meeresspiegel besonders bedroht sind, bereits viel Erfahrung. Bislang brauchen solche Wohngebäude jedoch einen Uferanschluss. Um diesen zu vermeiden, hat sich Kromwijk darauf konzentriert, den Energiebedarf des neuen Haustyps zu minimieren. Für den weiterhin notwendigen Strom sorgen 24 Yingli-Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 6,36 Kilowatt und ein Solarspeichersystem: Insgesamt 24 Batterien sichern die Energieversorgung für insgesamt vier Tage. Die benötigte Netzspannung von 230 Volt wird mit Hilfe des bidirektionalen Inselwechselrichters Sunny Island 5048 erzeugt. Um die aktuelle Leistung der Photovoltaikanlage stets im Blick zu haben, können die Bewohner im Wohnzimmer ein Monitoringsystem von IBC Solar nutzen. Und bei ungünstiger Wetterlage versorgt zusätzlich ein Biodiesel-Generator das schwimmende Domizil mit Strom.

Komplexer ist das Thema Wasser: Trink-, Spül- und Waschwasser gewinnt das Aut-Ark Home mittels Osmose aus dem Liegewasser; das Abwasser wird in einem Kellertank geklärt und dann an das Oberflächenwasser zurückgeführt. Nebenbei sorgen die Tanks für Stabilität, zusätzlichen Auftrieb liefert die aus massivem Schaumpolystyrol bestehende Außenhaut. Für angenehme Temperaturen im Winter gibt es eine Fußbodenheizung, die ihre Wärme aus Solarthermie-Kollektoren auf dem Dach bezieht. Im Sommer hingegen kann darin kaltes Wasser aus den Tanks zur Kühlung der Räume verwendet werden.

„Das Aut-Ark Home ist ein Musterbeispiel für den zukünftigen Wohnungsbau“, schwärmt Peter Meijers, Geschäftsführer der IBC Solar B.V. in den Niederlanden, die das Passivhausprojekt sponserte. Dank innovativer Bauweise und Selbstversorgungskonzept sei das schwimmende Passivhaus zehnmal energiefreundlicher als eine herkömmliche Wohnung in vergleichbarer Größe. Laut Meijers war das Projekt in der Planungsphase sehr komplex. Beispielsweise seien die Baupläne mehrmals geändert worden, und natürlich habe dann das Energiekonzept für jeden Entwurf entsprechend angepasst werden müssen.

Der Prototyp des Aut-Ark Home liegt aktuell in Maastricht vor Anker. Architekt Pieter Kromwijk zufolge ist das Interesse groß, daher soll das schwimmende Passivhaus bald in Serie gehen. Dadurch soll sich der Bau des Hauses von bislang neun auf vier Monate verkürzen. Urvater Noah brauchte immerhin noch 120 Jahre, um angesichts der nahenden Sintflut seine Arche zu bauen. Aber er musste ja auch ohne Photovoltaik zurechtkommen.

Petra Hannen

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