Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Das Solarvalley soll blühen

Die Teilnehmer des parlamentarischen Abends in der überfüllten Berliner Landesvertretung Sachsen-Anhalts versprühten Kampfgeist. Mit geballter Kraft brach CDU-Wirtschaftsminister Reiner Haseloff zusammen mit seinem thüringischen Kollegen und Parteifreund Jürgen Reinholz und dem sächsischen Ministerialdirigenten Alexander zu Hohenlohe eine Lanze für die Photovoltaik. „Die Solarbran che entwickelt sich zu einem der zentralen Industriezweige in Mitteldeutschland, von dem die Volkswirtschaft nachhaltig profitieren wird“, sagte Haseloff. „Solares Know-how ist ein entscheidender Beitrag für unsere Zukunftsfähigkeit.“ Der Anlass war ein doppelter: Die Freude über den Sprung der mitteldeutschen Solarinitiative in die nächste Runde des BMBF-Wettbewerbs und der Unmut über den geplanten Degressionssprung für Solarstrom.

Netzparität bis 2015

Um beim Wettbewerb anzufangen: Je 40 Millionen Fördermittel stellt das Bundesforschungsministerium für die fünf Finalisten bereit, verteilt auf fünf Jahre. Zwölf von 38 Bewerbern sind noch im Rennen. Im September sollen die Gewinner feststehen. „Der Spitzencluster-Wettbewerb will die leistungsstärksten Cluster aus Wissenschaft und Wirtschaft auf ihrem Weg unterstützen, Forschung in Wertschöpfung umzusetzen“, erläuterte Jury-Chef Joachim Milberg die Zielsetzung. Kooperationen aus Wissenschaft und Wirtschaft sollen gefördert und so Netzwerken Wettbewerbsvorteile verschafft werden.

Im Solarvalley Mitteldeutschland arbeiten 26 weltweit agierende Unternehmen, sieben Forschungseinrichtungen und vier Hochschulen der drei Bundesländer zusammen. Sie decken die gesamte Wertschöpfungskette von der Siliziumproduktion über den Anlagenbau, die Modulproduktion bis zur Anwendung ab. Durch die Zusammenarbeit sollen Kräfte gebündelt werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit auszubauen und die Kosten so zu senken, dass Solarstrom möglichst bald nicht mehr teurer ist als konventioneller Haushaltsstrom. „Unsere Vision ist es, in fünf bis sieben Jahren die Netzparität zu erreichen“, sagt Thüringens Wirtschaftsminister Reinholz.

Dies soll durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen realisiert werden. Wesentlicher Bestandteil der Senkung der Herstellungskosten ist es, nur noch 80 Mikro meter dünne Wafer zu produzieren und im weiteren Produktionsverlauf zu verarbeiten. Der Wirkungsgrad der Solarzellen soll auf über 20 Prozent erhöht, die Lebensdauer der Module auf über 30 Jahre verlängert werden. Vorantreiben möchte man auch die PV-Integration in Gebäude sowie die Förderung der Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften.

„In der Kooperation der drei Bundesländer können wir Synergieeffekte verstärken, um der Photovoltaik vollends zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt Hohenlohe. „Sachsen kann hier zum Beispiel seine technologischen Stärken in der Plasma- und Vakuumtechnik sowie in anderen mit der Mikroelektronik assoziierten Bereichen einbringen.“ Die länder- und branchenübergreifende Zusammenarbeit im Solarvalley Mitteldeutschland sei einzigartig und eine Sternstunde der deutschen Industriepolitik, legt der Spitzenbeamte aus dem sächsischen Wirtschaftsministeriums nach.

Über 8.300 Menschen sind derzeit schon in den drei Bundesländern in der PV-Branche beschäftigt – mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. 16 Prozent aller weltweit produzierten Solarzellen werden in der Region Mitteldeutschland gefertigt. Dies macht 80 Prozent der deutschen Produktion aus. Weltmarktführer Q-Cells legte im vergangenen Jahr beim Umsatz um 50 Prozent zu und steigerte die Exportquote auf über 60 Prozent. Auch in die Silizium- und Waferherstellung wird unter Beteiligung von Unternehmen wie Evergreen Solar (USA), der norwegischen REC oder der Erfurter PV Crystalox Solar kräftig investiert. In Halle wird das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP aufgebaut, das die Forschung und Entwicklung von neuen Silizium-Materialien vorantreiben will.

Riskante EEG-Novelle

Selbsttragend sei der Aufschwung jedoch trotzdem noch nicht, betonten die Landesvertreter. „Gebt uns noch fünf bis sieben Jahre Zeit“, appellierte Thüringens Wirtschaftsminister Reinholz an die anwesenden Bundestagsabgeordneten. Denn diese entscheiden bis zur Sommerpause über die EEG-Novelle. „Drehen Sie unserer globalen Wettbewerbsfähigkeit jetzt nicht den Hahn ab“, forderte auch Haseloff. Werde die Solarstromvergütung wie geplant gesenkt, verlangsame sich der technologische Innovationsprozess und die angestrebte Netzparität werde erst später erreicht. Nun gehe es darum, auch bei Parteifreunden im Süden und Westen der Republik um Mehrheiten zu kämpfen, um vor allem den vorgesehenen Degressionssprung im kommenden Jahr zu verhindern. Doch die Entscheidung sei noch nicht gefallen, deshalb gaben die Landesvertreter zuversichtlich Bündnispartner für eine maßvollere Novelle finden zu können. Ein gutes Argument jedenfalls liefert die bundesweite Verteilung der PV-Arbeitsplätze. In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen finden weit mehr Beschäftigte in der Branche Arbeit als in den mitteldeutschen Ländern. Zwar nicht in der Fertigung, dafür jedoch in der Zulieferung, der Installation und dem Großhandel. Auch ein Effekt des EEG, der nicht im Fokus der öffentlichen Diskussion steht.

HNl