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“Deutsche Firmen spielen bisher keine entscheidende Rolle“

Trotz des enormen Potenzials und des Engagements einiger Bundesstaaten hinken die USA bei der Photovoltaik vielen anderen Ländern weit hinterher. Warum?

Unsere Bundesregierung ignoriert das Potenzial der Solarwirtschaft. Ich glaube nicht, dass die politischen Entscheider in Washington wirklich erkennen, welch positiven Effekt wirksame Anreize für die Photovoltaik für unsere Wirtschaft haben könnten. Die deutsche Regierung zeigt sich hier viel weitsichtiger. Sie fördert gezielt die Markt- und Technologieentwicklung, um eine Exportindustrie aufzubauen. Sie nutzt das wissenschaftliche Know-how und das Ingenieurwissen, über das Deutschland verfügt, für die Entwicklung der erneuerbaren Energien. Dies ist eine sehr kluge Politik, die US-Regierung hat leider bisher nichts Vergleichbares unternommen.

Hat sich denn nicht zumindest im Silicon Valley schon ein Solarcluster entwickelt?

Ganz klar gibt es in Kalifornien viele Start-ups bei neuen Technologien wie der Konzentratortechnik, der verbesserten Siliziumtechnik und der Dünnschicht. Hierbei fließen viele Erfahrungen aus der Halbleiterindustrie Nordkaliforniens ein. Doch wurden die Effizienz- und Kostenvorteile einer Massenproduktion bei weitem noch nicht erreicht, und das Know-how bei der Installation ist noch sehr unterentwickelt. Interessanterweise gibt es derzeit im Großraum Detroit positive Ansätze zur Förderung der Solarwirtschaft. So erhielt jüngst Energy Conversion Devices, die Muttergesellschaft von Unisolar, 40 Millionen Dollar Fördermittel vom Staat Michigan, um die Produktion auszuweiten und Arbeitsplätze zu schaffen.

Die beiden wichtigsten US-Solarfirmen produzieren allerdings hauptsächlich im Ausland: First Solar in Deutschland und in Malaysia, Sunpower auf den Philippinen und in China ...

Unternehmen werden immer in Regionen gehen, wo günstiger produziert werden kann. Aber Energy Conversion Devices macht vor, dass es auch anders geht. Die wichtigste Technologie wurde in Detroit entwickelt, dort wird auch produziert, nur einige Teile werden in Billiglohnländern wie Mexiko hergestellt.

Wie aktiv sind ausländische Produzenten in den USA?

Ich denke, dass die asiatischen Hersteller derzeit die wichtigste Rolle auf dem US-Markt spielen. Sie haben ihre Preise reduziert, um ihren Marktanteil in den USA zu halten, trotz der Möglichkeiten in Europa. Einige chinesische Hersteller wie Suntech verfolgten hierzu eine sehr aggressive Preispolitik. Die Japaner kamen schon früh auf den US-Markt. Sharp beispielsweise produziert auch hier. Kyocera und Sanyo sehen die USA langfristig als einen Schlüsselmarkt. Je attraktiver der US-Markt künftig für Investoren sein wird, umso stärker wird der Modulimport wachsen.

Was ist mit den deutschen Unternehmen?

Sie spielen bisher keine entscheidende Rolle. Wir sehen einige Aktivitäten von Firmen wie Solon, Phönix Solar oder Conergy, aber bei weitem nicht in dem Umfang, den wir erwarteten.

Schott Solar baut eine neue Fabrik in New Mexico, Q-Cells investierte in Solaria. Solarworld erweitert die Produktion in Camarillo und baut eine integrierte Zellfertigung in Hillsboro auf. Sie bezeichnen sich als den größten Hersteller von kristalliner Technologie in den Vereinigten Staaten ...

Das mag ja sein, aber ich sehe keine großen Mengen, die auf den US-Markt fließen. Ich glaube, dass ihre Produkte hauptsächlich im Ausland verkauft werden.

Können Sie dazu Zahlen nennen?

Wir kennen keine Projektentwickler oder Installateure in den USA, die Solarworld-Module verwenden. Wir sehen keine deutschen Hersteller, die so große Mengen verkaufen, wie es von den Japanern und Chinesen erwartet wird. Wir sehen auch nicht, dass Q-Cells hier viele Zellen oder Aleo Solar in den USAModule verkauft. Auch Solon importiert keine Module von Deutschland in die USA, obwohl Solon America hier in Bälde produzieren wird. Deutsche Solarfirmen gehen sehr strategisch vor. Ich denke, dass derzeit viel hinter den Kulissen passiert.

Welche Rolle spielen Risikokapitalgeber? Steht die Photovoltaik bei ihnen immer noch so hoch im Kurs wie vor einigen Jahren?

Viele investierten in den vergangenen Jahren in Photovoltaik und warten nun darauf, dass die Unternehmen wachsen. Speziell im vergangenen Sommer und Herbst begann die Risikokapital-Gemeinde, die Integratoren und Energiedienstleiter zu entdecken. Nun warten sie darauf, wie sich diese Investitionen entwickeln.

Wie sind Ihre Erwartungen für den US-Markt?

Angesichts des niedrigen Dollarkurses, der Unsicherheit bei der Verlängerung der nationalen Steuerkredite für Photovoltaikanlagen und der starken Nachfrage aus Südeuropa ist es sehr schwer vorherzusagen, wie sich der US-Markt dieses Jahrentwickeln wird. Es ist schwierig, Module in den USA zu einem vernünftigen Preis zu bekommen. Deshalb ist es schwierig, profitable Projekte umzusetzen. Wir erwarten in diesem Jahr kein großes Wachstum bei der Photovoltaik in den USA, aber ich zögere, mich auf eine exakte Zahl festzulegen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir 2008 nicht das 50-prozentige Wachstum erwarten, das wir in den vergangenen beiden Jahren erlebt haben. Der Wachstumsknick begann Ende 2007 und wird sich fortsetzen. Wir brauchen positive politische Entwicklungen auf der Bundesebene, bevor einzelne Bundesstaaten ihre Investitionen erhöhen. Wenn die nationalen Anreize in Kraft sind, wird es eine sechs- bis 18-monatige Übergangsfrist geben, bevor zusätzliche politische Programme in den Bundesstaaten verabschiedet sind, investiert wurde, Projekte in Gang kommen und Geschäfte gemacht werden.

Erwarten Sie also doch, dass die USA bei der Photovoltaik aufholen?

Wir werden eine weitere Marktentwicklung sehen, wo einige Projekte Sinn machen. Aber anders als in Staaten mit einem festen Einspeisetarif oder einem wirksamen nationalen Förderprogramm sind US-Unternehmen darauf angewiesen, Förderprogramme des Bundesstaates, der Stadt oder des Energieversorgers zu kombinieren, damit sich Investitionen lohnen. Wir werden weiteres Wachstum sehen, aber die Kurve hängt im Wesentlichen von der Höhe der Förderung ab. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir bei einer stabilen Politik wirkliches Wachstum sehen werden.

Glauben Sie, dass sich ein Einspeisetarif nach deutschem Vorbild durchsetzen wird?

Das glaube ich nicht. Ich denke, dass es Steueranreize für Investitionen wie in Kalifornien geben wird, mit einer Wahlmöglichkeit zwischen ertragsorientierten Anreizen und kapitalorientierten Anreizen, basierend auf dem PPA-Modell, dem Purchased Power Agreement.

Zitat

"In den USA ist das Know-how noch unterentwickelt."

führte Hans-Christoph Neidlein.

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