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Solarpark der Superlative

Für ihr erstes Photovoltaikprojekt in Bulgarien hat sich die Sinosol AG ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Der Solarpark in Lyubimets, im Süden des Landes, soll mehr Photovoltaikleistung bringen, als 2008 in ganz Kontinentalfrankreich neu installiert wurde. Ab Mitte dieses Jahres sollen 80 Megawatt Leistung auf einem 300.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen, nahe der Grenze zur Türkei und zu Griechenland. Eine Anlage der Superlative.

Damit die Finanzierung auch in den Zeiten der Finanzkrise gesichert ist, greift der deutsch-chinesische Projektierer von schlüsselfertigen Solarparks auf ein Instrument zurück, das an den Beginn des PV-Booms in Deutschland denken lässt. Ähnlich wie einst bei den Bürgerbeteiligungsanlagen teilt Sinosol seinen Solarpark in Einzelanlagen auf. Nur dass Investoren in Bulgarien keine Anteile à fünf Kilowatt, sondern mit jeweils fünf Megawatt kaufen können.

PV-Markt in den Kinderschuhen

Eigentlich steckt der bulgarische Photovoltaikmarkt noch in den Kinderschuhen. Zwar gibt es schon seit Juni 2007 das Gesetz über die erneuerbaren und alternativen Energiequellen und die Biokraftstoffe, das die Einspeisung von Ökostrom vergleichbar dem deutschen EEG regelt. Allerdings brachte erst die Novellierung der Einspeiseregelung im November 2008 Schwung in den Markt. Anstelle von zwölf Jahren garantiert das Gesetz nun die Vergütung über 25 Jahre. Das bedeutet mehr Sicherheit für Investoren. Zusätzlich attraktiv ist der Einspeisetarif von 37 Cent je Kilowattstunde bei Anlagen mit einer Leistung von über fünf Kilowatt. Dies, kombiniert mit einer hohen Sonneneinstrahlung von je nach Region bis zu rund 1.500 Kilowattstunden im Jahr, macht Bulgarien als internationalen Photovoltaikmarkt interessant. Installiert sind bisher jedoch nur Anlagen mit einer Leistung im einstelligen Megawattbereich.

„Wir beobachten den bulgarischen Markt schon seit einiger Zeit“, sagt Raphael Krause, Vorstand von Sinosol. Durch einen 15-Megawatt-Solarpark im spanischen Almería, den Sinosol im vergangenen Jahr fertig gestellt hat, entstand der Kontakt zu dem bulgarischen Projektentwickler Plovdiv Solar mit Sitz in der gleichnamigen Stadt Plovdiv. Die Tochterfirma eines Müllentsorgungsunternehmens erwarb vor etwa anderthalb Jahren das 330 Hektar große Grundstück in der Nähe von Lyubimets. Dabei hatte Unternehmer Atanos Tarev bereits im Sinn, auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gelände Solarstrom zu erzeugen.

Für die Anlage stellt Plovdiv das Areal zur Verfügung und kümmert sich bei den Behörden um die Genehmigungen. Sinosol übernimmt die technische Detailplanung, liefert Module und Gestelle, koordiniert Montage und Betrieb. Von den geplanten 80 Megawatt Leistung sind 50 Megawatt bereits genehmigt. „Wir gehen davon aus, dass der erste Spatenstich im Sommer sein wird“, sagt Krause. Er rechnet damit, dass von Baubeginn an jeden Monat zwei Megawatt Leistung installiert werden können. Vorher muss jedoch die Finanzierung stehen.

Geldgeber scheuen Risiken

Derzeit scheuen Geldgeber zu große Risiken und bevorzugen übersichtlichere Vorhaben. Sinosol hat daher die ersten 50 Megawatt in zehn Einzelgrundstücke aufgeteilt, auf denen jeweils eine Fünf-Megawatt-Anlage gebaut wird. Im ersten Projekt sollen Solarmodule des chinesischen Herstellers Yingli Solar und Wechselrichter von SMA zum Einsatz kommen. Wie die weiteren Anlagen aussehen werden, hängt von den Vorstellungen der Investoren ab. Den Preis für ein Kilowatt Photovoltaik in Südbulgarien beziffert Krause mit rund 5.000 Euro, inklusive schlüsselfertiger Erstellung und Projektrechte.

Mit seinem bulgarischen Projektpartner ist Krause bisher zufrieden. „Plovdiv Solar verfügt über gute Kontakte zu politischen Entscheidern und hat eine gute Kapitaldecke, um die Entwicklung vorzufinanzieren“, sagt Krause. Dass Plovdiv Solar das finanzielle Wagnis bis zum Projektende mitträgt, stiftet weiteres Vertrauen. Auch an der Qualität der Dokumente könne man „schnell erkennen, wenn jemand keine Ahnung hat“. Um sich abzusichern, holt Sinosol standardmäßig Auskünfte über Unternehmen ein und lässt Dokumente für Kaufverträge für Grundstücke auf ihre Echtheit prüfen.

Die gründliche Vorgehensweise von Sinosol dürfte Rechtsanwalt Konstantin Ruskov gefallen. Der gebürtige Bulgare ist Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei mit Sitz in Leipzig, München und Sofia. Seine Mitarbeiter und er sind auf Wirtschaftsrecht spezialisiert und beraten bei der Planung von PV-Projekten. Grundsätzlich sei Bulgarien „ein guter, sehr dynamischer Markt“, resümiert Konstantin Ruskov. Trotzdem rät er zur Vorsicht.

„Viele der Großanlagen sind reiner Fake“, sagt Ruskov. So kann es vorkommen, dass ein Grundstück zwar als Eigentum angeboten wird, dabei aber nur gepachtet ist. Oder dass ein Projektentwickler falsche Daten zum Beispiel bei der Sonneneinstrahlung zugrunde legt. Hin und wieder werden auch die laufenden Betriebskosten zu niedrig angesetzt. Insbesondere bei den Grundstücken und der vertraglichen Gestaltung eines Projektes sollten Interessenten deshalb vorsichtig sein. Dies gilt auch dann, wenn es heißt, die vorteilhafte Steuerregelung in Bulgarien könne genutzt werden. Hier erinnert der Anwalt an das Doppelbesteuerungsabkommen: „Eine Firma, die in Bulgarien gegründet wird, aber alle Geschäfte von Deutschland aus führt, erhält den günstigen Einheitssteuersatz nicht.“

Auch bei den Fördermitteln lohnt es sich für Investoren, sich auszukennen. „Am interessantesten ist das Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes, das vom Europäischen Landwirtschaftsfonds unterstützt wird“, berichtet Rechtsanwalt Ruskov. Für größere PV-Projekte gibt es die Möglichkeit, einen Zuschuss bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) zu beantragen. Und Landwirte können im Programm zur Entwicklung der Landwirtschaft einen Zuschuss erhalten.

Viele Anlagen bis 80 Kilowatt Leistung und hin und wieder ein Großprojekt wie das von Sinosol oder von IBC Solar, die gerade eine Ein-Megawatt-Freiflächenanlage in der Nähe von Sofia in Betrieb nahm (photovoltaik 01/2009) – in diese Richtung scheint sich der bulgarische PV-Markt zu entwickeln. Der Regierung dürfte es recht sein, dass das Augenmerk gar nicht erst auf Kleinanlagen auf Wohnhäusern gelegt wird. Sie hat das Ziel, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung in dem Land mit etwa 7,6 Millionen Einwohnern bis 2010 auf zehn Prozent steigen soll.

Ina Röpcke

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