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Weniger Fummeln, mehr Spaß

Wie eine neue Schraube Spaß verbreiten kann, lässt sich selbst Nicht-Handwerkern leicht erklären. Man muss nur einmal im Detail beschreiben, wie man eine herkömmliche Hammerkopfschraube erst in die Nut eines Montageprofils einlegt, die Schraube mit der einen Hand an der richtigen Position festhält und dann eine Mutter dagegendreht, ohne dass die Schraube verrutscht. Und das nicht nur im Sommer, sondern am besten bei stürmischem Regenwetter, bei dem Eisfinger vorprogrammiert sind.

Neue Hammerkopfschrauben, die die sonst übliche Fummelei vereinfachen, waren dieses Jahr der Renner. Gleich mehrere Firmen präsentierten sie als Produktneuheit. „Der Handwerker muss sich nicht mehr ärgern über Schrauben, die vom Dach fallen. Stattdessen löst das Befestigen mit einem Klick Begeisterung aus“, erzählt Michael Lehnert von der Firma Contecta, die jetzt ein selbsthaltendes Modell anbietet.

In der Solarbranche schaut man gerne auf das große Ganze, und daran haben die Montagegestelle nur einen Anteil von fünf bis zehn Prozent. Doch Potenziale für eine Kostensenkung stecken auch im Detail, wie bei der Schraube, die nicht nur Spaß macht, sondern auch Zeit spart. Das ist besonders vor dem Hintergrund wichtig, dass die Metallpreise wieder steigen. „Deshalb werden die Kosten für die Montagesysteme eher steigen als fallen“, sagt Heiko Sauer, Geschäftsführer des Unternehmens Regtec im bayrischen Wiesthal. Dafür wird er von manchem Kunden verständnislos angeschaut. „Gespart werden muss an anderer Stelle, wir haben da keinen Spielraum“, sagt Sauer. Das Interessante bei den Gestellen ist, dass die Ideen dazu einfach sind und Pfiff haben.

Michael Lehnerts Firma Contecta stellt eigentlich Designobjekte aus Aluminium her. Jetzt bieten die Hunsrücker ein eigenes Montagesystem, auf Wunsch auch mit farbigen Aluminiumschienen, an. Auch das gehört zu den wichtigen Trends: Differenzierung hilft, sich am Markt zu behaupten, vermutlich wird es auch eine Nische für die bunten Schienen geben. Die vorgespannte Modulklemme mit Hammerkopf ist ein Teil des Systems. Sie wird auf die Schiene gedrückt und kann dann in Ruhe in Position geschoben werden, bevor sie festgeschraubt wird. Ein ähnliches Prinzip hat IBC Solar bei der Weiterentwicklung des Montagesystems Top Fix 200 eingesetzt. Dessen Dachhaken und Profilschienen gibt es jetzt außerdem geriffelt, so dass die Teile beim bloßen Ablegen schon Halt finden, auch bevor sie endgültig verschraubt sind. Auch Schletter bietet mit dem Laminat-Rapid eine neue Klemme zur schnellen Montage von rahmenlosen Modulen.

Nominiert für den Award

Wie wichtig eine schnelle Montage ist, bestätigte auch die Vorauswahljury für den Intersolar Award. Sie hat Wagner und Co. als eine von zehn Firmen für den Intersolar Award 2010 nominiert – ebenfalls mit einer Hammerkopfschraube, die sich leichter montieren lässt. Diese wird einfach in die Profilschiene gesteckt. Auf Druck löse sich der Kopf, der von einer Feder gehalten wird, und springt in die richtige Position. Der Installateur könne das sogar durch Hören kontrollieren: Beim Einrasten des Hammerkopfes in der Profilschiene mache es Klick. Zieht man die Schraube an, die durch die Hammerkopf-Gewindeplatte hindurchgeht (siehe Grafik), sitzt das System fest in der Nut. VM Edelstahl bietet ein ähnliches Produkt an, bei dem der Hammerkopf erstens mit einer Verdrehsicherung und zweitens mit einer Nut versehen ist, die an den Stellen, an denen sie in der Nut der Montageschiene aufliegt, einrastet. Dadurch erhöhe sich die mechanische Stabilität der Montageschienen.

Klick macht es auch beim international tätigen italienischen Aluminiumdachhersteller Iscom. Bisher konnten lediglich Dünnschichtlaminate auf die profilierten Aluminiumdachbahnen aufgeheftet werden. Jetzt stellt Iscom eine minimalistische Befestigung für gerahmte Module vor. Dabei schiebt man einfach die Kante auf der Rückseite des Modulrahmens unter zwei Halteklammern aus mit Fiberglas verstärktem Polyamid. So sind die Module scheinbar unsichtbar auf der Dachhaut befestigt.

Eine andere Möglichkeit, den Handwerkern Zeit zu sparen, bietet Frankensolar. Der Dachhaken des Tric-Montagesystems ist vormontiert mit einem Klemmwinkel. In diesen Klemmwinkel legt man die Profil-Schiene ein und zieht mit einem Maulschlüssel fest. Das ist sehr schnell und sehr einfach von oben zu bewerkstelligen, und man muss keine Mutter mehr von unten dagegenhalten. Auch Green Factory geht diesen Weg für eine Klemme für Rundfalzdächer und für eine Mittelklemme, die man per Hammerkopfschraube in die Montageschiene einschiebt. Auch sie wird mit einer Feder in das Montageprofil gedrückt und damit einfach fixiert.

Außer durch eine schnellere Montage lassen sich mit raffinierteren Indachsystemen Gewinne steigern, bisher nur in Frankreich, aber vielleicht in absehbarer Zeit auch in Deutschland (siehe Artikel Seiten 19 und 98). Über die Bürokratie im Nachbarland Frankreich stöhnen zwar viele. Doch auch dort besteht der Anreiz über hohe Einspeisevergütung für architektonisch vollintegrierte Photovoltaiksysteme. Das verspricht trotz aller Hürden gute Geschäfte. Ab Januar 2011 greift in Frankreich allerdings eine grundlegende Gesetzesänderung: Dann werden nur noch vollintegrierte, sogenannte BIPV-Systeme, die das Regenwasser oberhalb der Module abführen, mit der höchsten Vergütung versehen. Darauf stellen sich die Hersteller jetzt schon ein.

Renusol bietet jetzt ein wasserführendes Indachdachsystem in einer Ausführung für gerahmte Module und einer für ungerahmte Laminate an. Besonders ist bei den Renusol-Produkten, dass sie den Kunden nicht auf einen Modulhersteller festlegen, sondern dass sie mit vielen Modultypen funktionieren. Gehrlicher beklebt dagegen Laminate mit Backrails, um sie wie Dachschindeln in die neu entwickelten Montageprofile einzuhängen. Gummidichtungen in den Profilen verhindern, dass Wasser unter die Module läuft. Ertex, ein österreichischer Hersteller von Glas-Glas-Modulen, mischt ebenfalls mit bei den Indachlösungen. Sein neues System Intevo basiert auf schmalen, rahmenlosen kristallinen Modulen aus eigener Produktion, die flächig als Dachhaut verlegt werden.

Auch K2 ist am französischen Markt interessiert und zeigte auf der Intersolar als ersten Schritt ein „système intégré simplifié“, eine „einfache Integration“, bei der ein Trapezblech unterhalb der Modulebene die Dichtigkeit herstellt. Da das für Frankreich nicht reichen wird, wird K2 das System deshalb weiter entwickeln.

Immer weniger Ballast

Nicht direkt mit Kosten, sondern vielmehr mit einem größeren Markt lassen sich die vielen ballastarmen Aufdachsysteme für Industriedächer erklären. Kaum ein Anbieter, der sich dieser Entwicklung verwehren kann. Zu groß sind die Flächenpotenziale, die mit leichten Photovoltaiksystemen erschlossen werden können. Selbst die Firma Schletter, die immer wieder auf die Schwierigkeiten bei der Auslegung ballastarmer Systeme hingewiesen hat, zieht nach. Mit dem Alu Light bietet sie eine Unterkonstruktion aus gekantetem Aluminiumblech an. Abakus will sich dem Preisdruck am Aluminiummarkt entziehen. Mit streifenförmigen Auflagern aus Recycling-Kunststoff erreicht das Touch Fix für gerahmte Module ein Flächengewicht von nur zwölf Kilogramm pro Quadratmeter. Weiterer Pluspunkt: der Installateur kommt mit nur zwei Werkzeugen aus. Ebenfalls auf Kunststoff setzt der Modulhersteller Inventux. Seine Dünnschichtlaminate können mit dem Fix Flat sowohl in Ost-West-Richtung, als auch in Reihen hintereinander auf dem Flachdach aufgestellt werden. Energiebau, bisher auf Schrägdachsysteme spezialisiert, stellte auf der Intersolar einen in der Entwicklung befindlichen Prototypen des Lorenz Aero10 zur Diskussion und sammelte Handwerkermeinungen dazu.

Montagesysteme entwickeln sich zu einem Industrieprodukt. Und deren Hersteller immer mehr zu Dienstleistern. Auslegungssoftware und Montagevideos für den Handwerker gehören mittlerweile zur Grundausstattung mit dazu. Neugestaltete Planungssoftware war deshalb ebenfalls ein Thema auf der diesjährigen Intersolar, wie verbesserte Versionen von zum Beispiel Schletter, Renusol und Energiebau zeigen.

Die kleinen Montageerleichterungen machen übrigens auch vor Freiflächenanlagen und Trackern nicht halt. Der Tracker-Spezialist Ideematic hat für die Modulbefestigung eine feststehende Konstruktion vorgestellt. Das Hybrid-System Fixed Tilt vereint die Vorteile von zwei Befestigungstechniken. Auf der eine Seite des Moduls ein Einlegeprofil, auf der anderen Seite Klemmen.

Die gesunkenen Vergütungssätze für Freiflächenanlagen lenken die Kreativität der Montagesystemhersteller allerdings auch in andere Richtungen. Sie treten jetzt mit Carports mit solarer Eindeckung auf den Plan. Gelten diese doch als Gebäude und sichern damit eine entsprechende Rendite. Schletter kann sein Produkt Park-a-Sol sogar auf Parkplätzen im Betrieb installieren. Fundamente aus Mikropfählen reduzieren den Platzbedarf auf der Baustelle. Zusätzlich hat Schletter Zapfsäulen für Elektroautos im Sortiment. Auch Galaxy Energy und Gehrlicher setzen auf Parkplatzüberdachungssysteme, nicht nur für südliche Länder.

Anja Riedel

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