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Watt satt

„Salmei, Dalmei, Adonei“ würde der schrullige Zauberer Catweazle ausrufen, würde es ihn aus seiner angelsächsischen Heimat und dem elften Jahrhundert an den meist sonnigen Strand der Nordseeinsel Juist und in die heutige Zeit verschlagen. Denn moderne Technik ist für ihn kraftvolle Magie – erst recht, wenn es dabei um einen von ihm verehrten Elektriktrick geht. Und ein besonderer Elektriktrick, aus Catweazle-Sicht sogar mit einem sogenannten Steuerknochen versehen, ist tagaus tagein auf der langgestreckten Insel vor der ostfriesischen Nordseeküste unterwegs: Catweazles Beinahe-Namensvetter Cadweazle, ein Elektrogefährt mit vier extrabreiten Rädern und einem Photovoltaikmodul als Wetterschutz und Energiequelle.

Elektrofahrzeuge ohne Photovoltaik sind auf Juist nichts Besonderes. Der Briefträger surrt mit einem gelben E-Wägelchen umher, die Insulaner treten ihre Drahtesel mit elektrischer Unterstützung. Schließlich ist die Insel autofrei, und beim Frühstück direkt an der Hauptverkehrsstraße erschüttern höchstens die schweren Pferdefuhrwerke das Geschirr. Wenn sich auf Höhe der Pferderücken dann jedoch unvermutet ein 110-Watt-Solarmodul durch das Blickfeld schiebt, denkt nicht nur Zauberer Catweazle an einen Elektriktrick.

Entwicklung und Produktion des Cadweazles ist natürlich keine Magie, sondern eine Leistung der Kieler Firma Cadkat. Das Unternehmen ist eigentlich auf korrosionsfreie Slipwagen für diverse Wassersportgeräte spezialisiert. Aber was Katamarane, Jollen oder Tretboote zuverlässig über schwieriges Gelände wie Schlamm und Sand transportiert, ist auch für Menschen geeignet, die sich sonst wegen eines Handicaps nicht frei in der Natur bewegen könnten. Der Cadweazle ist im Prinzip ein Geländerollstuhl erster Klasse. Seine patentierten Eurotrax-Ballonräder verhindern das Einsinken auf weichem Untergrund wie Schnee, Schlick und Sand, aber auch für andere Untergründe sind spezielle Reifen oder Spikes erhältlich. Der stabile Rahmen ist korrosionsgeschützt, Polster, Lehnen und Gurte sind ein durchdachtes System. Seine zwei Elektromotoren mit insgesamt 600 Watt werden von einem mit 90 Amperestunden recht üppigen Batteriepaket betrieben. Die servounterstützte Lenkungseinheit sorgt dafür, dass in jeder Fahrsituation alle vier Räder Bodenkontakt haben; eine elektromagnetische Motorbremse bringt neben etlichen weiteren technischen Details Sicherheit. Und bedienen lässt sich der Cadweazle, der bis zu sechs Kilometer pro Stunde schnell und daher in Deutschland zulassungs-, versicherungs- und führerscheinfrei ist, ganz einfach über einen Joystick.

Elektriktrick Photovoltaik

Da der Cadweazle weder Kraftstoff noch Öl benötigt, fast geräuschlos ist und obendrein dank seiner großen Räder weniger Flächenschaden anrichten kann als ein einzelner, barfüßiger Wattwanderer, gilt er als das wohl umweltfreundlichste Geländefahrzeug der Welt. Sogar Naturschutzgebiete wie das niedersächsische Wattenmeer dürfen mit ihm befahren werden. Besonders ökologisch wertvoll macht den Cadweazle aber ein weiteres Bauteil: ein über der Sitzfläche installiertes Photovoltaikmodul, derzeit 110 Watt Nennleistung, das nicht nur Schutz vor Sonne und Regen bietet, sondern vor allem die Batterien auflädt. Juists inzwischen legendärer Wattführer Heino Behring, der den Cadweazle nicht nur bei seinen Wattführungen einsetzt, sondern auch für Inselausfahrten vermietet, hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht: Bei vollem Sonnenschein kommt der Cadweazle auf festem Untergrund bis zu 50 Kilometer weit – ein Elektriktrick, um das Catweazle die Menschen des 21. Jahrhunderts bestimmt beneidet.

Petra Hannen

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