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Stühlerücken im Index

Eine wirkliche Indexkurve ist beim Photovoltaik Global 30 nicht zu sehen. Der Wert dümpelt unaufgeregt vor sich hin, am Stichtag 12. Oktober lag er mit 59,78 Punkten nur 0,05 Zähler unterhalb dem Niveau des Vormonats. Dabei hat die zuständige Royal Bank of Scotland (RBS) den Index Ende September im Zuge der jährlich üblichen Überprüfung neu zusammengesetzt. Evergreen Solar (USA), PV Crystalox (Großbritannien), Solaria Energia (Spanien) und die deutsche Solon SE sind jetzt nicht mehr in dem Branchenkorb vertreten. Neu hinzugekommen sind China Solar Energy (Hongkong), MEMC (USA), S-Energy (Südkorea), Solartech Energy (Taiwan) sowie Solar Millennium (Deutschland).

Die neue Zusammensetzung spiegelt vor allem die wachsende Rolle Asiens auf dem internationalen Photovoltaiksektor wider: 16 der 30 jetzt vertretenen Firmen kommen aus Fernost, erstmals sind neben China, Taiwan und Japan auch Hongkong und Südkorea vertreten. Die immer noch große Bedeutung, die Deutschland für den Markt hat, ist jedoch ebenfalls nicht zu übersehen: Weiterhin gehören sieben deutsche Firmen dem Index an, Deutschland ist damit ebenso präsent wie China.

Bekannte Neuzugänge

Waferproduzent MEMC und Kraftwerkspezialist Solar Millennium dürften die bekanntesten der fünf Neuzugänge sein, beide Firmen sind seit Jahren in der Sonnenstrombranche aktiv. Streng genommen ist Solar Millennium zwar kein Photovoltaik-Wert. Aber da das Unternehmen mit seinen solarthermischen Kraftwerken letztlich Solarstrom produziert, hat die RBS die Aktie trotzdem in den Index aufgenommen. Neu im Index ist ebenfalls das an der Börse Hongkong notierte Dünnschichthaus China Solar Energy Holdings, das bis Anfang 2006 unter Rexcapital firmierte. Die Umbenennung und eine Verschiebung des Schwerpunkts vom Investment- zum Solargeschäft erfolgte mit dem Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an Terra Solar. Jetzt ist China Solar vor allem Anbieter von Dünnschicht-Produktionsequipment sowie von Komponenten und Systemen für gebäudeintegrierte Photovoltaik.

Mit Samsung-Tochter S-Energy Co. Ltd. ist das erste südkoreanische Unternehmen in den Index gekommen. S-Energy produziert Module für ver schiedene Anwendungen sowie Wechselrichter, bietet aber auch Komplettlösungen an. Vor allem auf eine Karte setzt der fünfte Index-Neuling: Solartech Energy Corp. aus Taiwan produziert mono- und polykristalline Zellen für Kunden in Asien und Europa.

MEMC gehört mit einem Kursplus von 26,12 Prozent in diesem Monat zu den besten Werten im Index – dank erwarteter Preissteigerungen für Wafer, aber auch dank guter Zahlen für das erste Halbjahr. Außerdem ist MEMC-Tochter Sun Edison für 276 Millionen Euro der Verkauf eines 70-Megawatt-Solarparks in Italien an die britische Investmentfirma First Reserve Corp. geglückt. Spitzenreiter im Index ist jedoch LDK (+40,45 Prozent). Für den geplanten Ausbau der Kapazitäten nannte das Unternehmen erstmals konkrete Zahlen: Im zweiten Quartal 2011 soll in einem neuen Werk in der chinesischen Provinz Anhui die Produktion anlaufen, das eine Produktionskapazität für die Herstellung von einem Gigawatt kristalliner Solarzellen und 500 Megawatt Solarmodule habe, und bis 2015 soll insgesamt die Produktionskapazität für Solarwafer um fünf auf sieben Gigawatt steigen. An Geld für diese ambitionierten Pläne fehlt es nicht: Die staatseigene China Development Bank (CDB) hat LDK eine Kreditlinie über 60 Milliarden Yuan (6,4 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt.

Staatlicher Rückenwind in China

Die staatliche Bank CDB, die Pekings Wirtschaftsförderpläne umsetzt, hat bisher insgesamt umgerechnet 30,6 Milliarden Euro an chinesische Unternehmen aus dem Bereich alternative Energien ausgereicht. Dieses komfortable Finanzpolster stützt die ohnehin optimistischen Einschätzungen und entsprechende Kaufempfehlungen, die viele Analysten derzeit für die chinesischen Solarwerte veröffentlichen. Hinzu kommen Währungsvorteile durch den starken Euro: Viele asiatische Produzenten verkaufen ihre Produkte überwiegend im Euro-Raum, ihre Kosten entstehen aber in der Heimatwährung. Bei steigendem Euro entsteht willkommener Spielraum, denn der angesichts sinkender Förderungen wachsende Preisdruck auf dem europäischen Markt belastet nicht unbedingt die Profitabilität der Unternehmen.

Canadian Solar (+31,97 Prozent) profitiert von dieser Situation, ebenso JA Solar (+27,25 Prozent).

Die mit einem Minus von 33,3 Prozent schlechteste Kursentwicklung verzeichnet Q-Cells. Der Druck ist in diesem Fall jedoch hausgemacht. Denn die Solarfirma, die dringend Geld für Umbau und Refinanzierung braucht, hofft nach einer erfolgreichen Kapitalerhöhung auf weiteres Geld von einer Wandelanleihe. Mit der beginnenden Platzierung der Anleihe erklären viele Börsianer den Kursrutsch: eventuell ein Versuch, rechtzeitig den für den späteren Wandlungspreis maßgeblichen Referenzpreis zu drücken.

Die Aktie des Anlagenbauers Roth & Rau (-15,65 Prozent) befindet sich ebenfalls im Abwärtssog. Daran konnte auch die jüngste Nachricht über den Verkauf der ersten Hetero-Junction-Produktionsanlage nichts ändern. Der Auftragsboom des Unternehmens sowie Kaufempfehlungen von Analysten verpuffen ebenfalls. Immer mehr Marktteilnehmer befürchten offenbar eine Abschwächung des Solarbooms ab 2011, was sich dann auch auf das Geschäft von Roth & Rau auswirken könnte.

Petra Hannen

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