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Schönwetterflieger

Schönwetterflieger ist – ähnlich wie Elektrogriller und Warmduscher – eigentlich kein nettes Wort. Calin Gologan kann das nicht nachvollziehen. Der Diplomingenieur für Luftfahrt und Flugzeugbau ist Geschäftsführer der Allgäuer Firma PC-Aero und hat sich den Sport- und Freizeitflugzeugen verschrieben, vor allem solchen mit elektrischem Antrieb. Und wenn der Strom für diesen Antrieb nicht einfach aus der Steckdose kommen soll, ist schönes Wetter von Vorteil. „Die Leute wollen nicht nur bei Sonnenschein fliegen, sondern auch mit der Sonne“, hat Gologan beobachtet. „Wir fliegen sowieso vor allem, wenn das Wetter schön ist – warum soll man also dafür nicht die Kraft der Sonne nutzen?“ Pünktlich zur Internationalen Luftfahrtausstellung in Berlin hat der Ingenieur daher eine Weiterentwicklung seines Ultraleichtflugzeugs Elektra One vorgestellt: Die Elektra One Solar fliegt nicht nur mit elektrischem Antrieb, sondern zudem ausschließlich mit Sonnenstrom. Gologans Ansatz ist zwar nicht neu, schließlich sorgt seit Jahren das Flugzeugprojekt Solar Impulse von Bertrand Piccard und André Borschberg für Schlagzeilen. Aber während die beiden Schweizer vor allem an ihrem Ziel der Weltumrundung arbeiten und ihr Projekt nicht nur als Flugzeug verstehen, sondern als wirtschaftliche, umweltpolitische und wissenschaftliche Botschaft, strebt Gologan in erster Linie ein marktfähiges Produkt an.

1.000 Kilometer Flugvergnügen

Ähnlich wie die Solar Impulse verfügt auch die Elektra One Solar über Solarzellen auf Rumpf und Tragflächen und hat Lithium-Ionen-Akkus an Bord. Anders als der große Solarflieger kann die kleine Maschine mit ihrem 16-Kilowatt-Elektromotor aber nicht den ganzen benötigten Strom während des Flugs mit Photovoltaik erzeugen: Im Horizontalflug braucht die Elektra Solar One etwa 2,5 Kilowatt; die Solarzellen können etwa 1,2 Kilowatt beisteuern, den Rest sollen die Akkus liefern. Diese sollen aber nicht irgendwo aufgeladen werden, sondern über eine mobile, mit Photovoltaikmodulen bestückte Ladestation oder einen entsprechend ausgerüsteten Hangar. Die mobile Ladestation, die Gologan entwickelt hat, kann gleichzeitig auch als Anhänger für den Transport des Flugzeugs fungieren.

Entscheidend für die Reichweite des solarbetriebenen Ultraleichtflugzeugs ist natürlich auch das Gewicht. Das Flugzeug selbst hat eine Spannweite von elf Metern und wiegt leer, da es komplett aus einem Kohlefaserverbundstoff besteht, gerade mal 100 Kilogramm. Die notwendigen Akkus wiegen ebenfalls 100 Kilogramm. Da das Maximalgewicht 300 Kilogramm beträgt, stehen weitere 100 Kilogramm für Nutzlast zur Verfügung – also in erster Linie für den Piloten selbst, der mit einer schlanken Linie also ebenfalls zu einer größeren Reichweite beitragen kann. Und diese liegt dem Hersteller zufolge bei etwa 1.000 Kilometern, rund acht Stunden könne der Pilot in der Luft bleiben.

„Das Interesse am Solarantrieb hat uns überrascht“, sagt Calin Gologan mit Blick auf die ILA. Er scheint seinem Ziel, für Sport- und Freizeitflieger ein schönes Flugzeug zu konstruieren, das möglichst geringe Betriebskosten sowie Lärm- und CO2 -Emissionen verursacht, mit der Vorstellung der Elektra One Solar einen großen Schritt näher gekommen zu sein: Bei rund 300 Flugstunden im Jahr hat Gologan Betriebskosten von 35 Euro pro Stunde errechnet, die Emissionen gehen im Gegensatz zu den üblichen Spritfressern gegen null.

Jetzt hofft der PC-Aero-Geschäftsführer, bis Ende des Jahres eine Zulassung für das Flugzeug zu bekommen und dieses im kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit Partner Neowings Productions auf den Markt zu bringen – der Preis könnte etwa bei 80.000 Euro liegen. Unterdessen arbeitet Cologan an einem Zweisitzer namens Elektra Two, der nicht nur größer sein und mehr Reichweite, sondern auch ausreichend Fläche für Solarzellen haben soll, um mit deren Leistung das Flugzeug zu betreiben. Ohnehin: „Die Sport- und Freizeitfliegerei ist nur ein Anfang für Flugzeuge mit Solarantrieb, sie ist die Brücke für einen zukünftigen kommerziellen Einsatz.“ Keine Frage, Schönwetterflieger ist für Calin Gologan ein ausnehmend schönes Wort.

Acht Stunden Flugvergnügen und 1.000 Kilometer Reichweite verspricht Luftfahrtingenieur Calin Gologan den Piloten seines solarbetriebenen Ultraleichtflugzeugs Elektra One Solar.

Petra Hannen

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