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Starke Argumente

Brandgefahr: Die Angst, dass die Feuerwehr ein brennendes Haus nicht löscht, weil sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach befindet, ist unbegründet. Die Einsatzkräfte können bei einem solchen Feuer durchaus eingreifen – wie genau, hat ihnen eine bundesweite Aufklärungsaktion des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) mit Schulungen und aktuellen Broschüren detailliert erläutert. Schließlich löscht die Feuerwehr auch andere Gebäude, wo elektrische Anlagen im Spiel sind. Die Regeln der Unfallverhütungsvorschrift „Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen“ (DIN VDE 0132) schreiben lediglich gewisse Mindestabstände vor.

Energierücklaufzeit: Die Zeit, die eine Photovoltaikanlage betrieben werden muss, bis sie die für ihre Herstellung aufgewendete Energie produziert hat, hängt vom Zelltyp, dem Effizienzgrad und dem Standort der Anlage ab und liegt mehreren Studien zufolge etwa zwischen 15 und 50 Monaten. Prägnanter bei der Betrachtung der Ökobilanz ist jedoch der sogenannte Erntefaktor, also die Frage, wie oft man die in die Anlage hineingesteckte Energie herausbekommt: In Deutschland erzeugt eine Photovoltaikanlage – wiederabhängig von den erwähnten Faktoren – etwa das 5,5- bis 20-fache der für ihre Produktion notwendigen Energie.

Entsorgungsproblem: Die Industrie ist sich der Notwendigkeit der fachgerechten und umweltschonenden Entsorgung von Photovoltaikmodulen bewusst. 2007 haben deshalb sechs Hersteller den Verband „PV Cycle“ gegründet, der derzeit 170 Mitglieder hat, davon sind 147 Hersteller von Modulen. PV Cycle will bis 2015 ein Rücknahme- und Recycling-System für die EU-Länder sowie die Staaten der EFTA aufgebaut haben. Die nächste Sammelstelle kann auf der Website www.pvcycle.org ermittelt werden.

Vorwurf der Verschandelung: Gestalterischer Idealfall ist ein komplettes Solardach, bei dem die Module in die Dachhaut integriert sind. Aber auch für die ansprechende Gestaltung von Aufdachanlagen gibt es Ideen – unter anderem im Infobrief Nr. 8 der Regierung von Oberbayern: „Solaranlagen gut gestaltet“ von Christian Schiebel, der im Internet unter www.regierung-oberbayern.de/aufgaben/planung/veroeffentlichung/ heruntergeladen werden kann. Die Größe und die Position der Anlage und die Restfläche des Daches sollten danach in einemruhigen, harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Gut sei eine Anordnung entlang dem First oder der Traufe.

Photovoltaik als Strompreistreiber: Der Ausbau der Erneuerbaren treibt nicht den Strompreis in die Höhe, sondern dämpft ihn sogar – dank des Merit-Order-Effekts. Das liegt an der Art, wie an der Leipziger Strombörse die Strombeschaffungskosten entstehen. Das Fraunhofer-Institut beispielsweise hat errechnet, dass die Erneuerbaren 2009 bezogen auf den gesamten deutschen Stromverbrauch eine entlastende Wirkung von etwa 3,1 Milliarden Euro hatten. Auch die Bundesnetzagentur hat festgestellt, dass die Strompreiserhöhungen mit der Steigerung der EEG-Umlage zu begründen „sachlich nicht gerechtfertigt“ sei.

Speicherproblem: Die Einspeisung von Photovoltaikstrom fluktuiert naturgemäß mit dem Tages- und Jahresverlauf und in Abhängigkeit vom Wetter. Ihr Maximum erreicht sie meist zur Mittagszeit, wenn auch der Verbrauch am höchsten ist. In einem gewissen Maße tragen die Solarstromspitzen zur Mittagszeit deshalb dazu bei, dass Grundlastkraftwerke kontinuierlicher betrieben werden können. Darüber hinausgehende Fluktuationen lassen sich teilweise auffangen, indem man Photovoltaik mit Windkraft und Biomasse zu Kombikraftwerken verbindet. Im Prinzip ist es auch möglich, den Strom zu speichern. Die Speicher kosten zwar noch relativ viel, doch Experten erwarten, dass die Kosten schnell sinken (siehe Seite 100).

Energiewende und Photovoltaik: Wer die Stromversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen will, kommt um die Photovoltaik nicht herum. Wasserkraft, Geothermie und Biomasse werden vermutlich etwa zu einem Drittel dazu beitragen. Windkraft auf dem Land kann nicht den gesamten Rest abdecken. Bleiben die Windkraft auf dem Meer und die Photovoltaik. Beide liegen mit ihren Kosten noch deutlich über denen der bisherigen Stromerzeugung. Die Photovoltaik hat aber trotzdem gute Chancen, mit einem Anteil von 15 bis 30 Prozent zu der regenerativen Stromversorgung beizutragen, da die Kosten der Anlagen sehr schnell fallen, das mögliche Potenzial über 200 Gigawatt liegt und die Anlagen auf Gebäuden umweltverträglich und dezentral dort gebaut werden können, wo der Strom benötigt wird.

Ina Röpcke, Petra Hannen, Michael Fuhs