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Solar-Papst

Über ihren guten Draht nach ganz oben muss sich die Photovoltaikbranche keine Sorgen machen. Solange die Sonne Tag für Tag verlässlich aufgeht, wird sie ebenso zuverlässig in den vielen irdischen Photovoltaikanlagen für Strom sorgen. Und auch für den Fall, dass es neben der Sonne noch weitere himmlische Kräfte geben sollte, stehen die Sterne günstig. Der Vatikan beispielsweise – wo nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche residiert, sondern auch der Apostel Petrus begraben liegt, der bekanntlich heute als Türsteher des Himmels fungiert und unter anderem für das Wetter verantwortlich ist – steht der Photovoltaik positiv gegenüber.

Enge Kontakte zu Petrus gestalten sich naturgemäß schwierig. Aber mit Papst Benedikt XVI. unterhält die deutsche Solarbranche bereits seit Jahren engediplomatische Beziehungen. Zum Dreikönigsfest 2008 erhielt Papst Benedikt eine knapp 222 Kilowatt starke Solaranlage für das Dach der Audienzhalle Aula Paolo VI. „Wenn die Weisen aus dem Morgenland heute nach Bethlehem gingen, trügen sie vermutlich neben Gold, Weihrauch und Myrrhe auch eine Solarzelle mit sich. Sie ist Symbol für die Bewahrung der Schöpfung und für die Energieversorgung der Zukunft“, erläuterte Solarworld-Chef Frank Asbeck damals das Geschenk. Ein Jahr später erhielt Asbeck zur Vertiefung des Themas sogar eine Audienz beim Pontifex maximus.

Wie tief dieser Ansatz inzwischen in der Gedankenwelt des Papstes verankert ist, zeigte sich bei dessen Deutschlandbesuch im September. „Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten“, sagte er bei seiner Rede im Bundestag. Das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren sei „ein Schrei nach frischer Luft“ gewesen, den man nicht überhören dürfe und nicht beiseiteschieben könne. „Wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.“ Denn Materie sei „nicht nur Material für unser Machen“, und „Klima und Licht“ kämen beide „aus der weiten Welt Gottes“.

Gotische Elemente

Dazu passte das Gastgeschenk, das die Stadt Freiburg dem Papst zwei Tage später mit auf den Weg gab. Die von Goldschmied Jürgen Wiedemann im Auftrag der Stadt aus massivem Silber gefertigte Schale hat es in sich. In ihre Mitte ist eine vom Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eigens für diesen Anlass gefertigte kreisrunde Solarzelle eingelassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zellen sind die metallischen Energieleitbahnen strahlenförmig angeordnet und zeigen so das Bild eines blau schimmernden Sterns. Die Solarzelle versorgt eine winzige Antriebseinheit, die eine auf die Schale aufgesetzte Skulptur bewegt. Diese Skulptur nimmt in ihrer linsenförmigen und offenen Gestaltung gotische Elemente auf und soll gleichzeitig ein Zeichen sein für Offenheit und Transparenz der Stadtgesellschaft. Eine durchbrochene Abdeckung, die genügend Licht für den Betrieb der Solarzelle durchlässt, gibt dem kleinen Kunstwerk eine harmonische Form und greift mit ihren Motiven Werte wie Fürsorge, Toleranz und Soziales auf. Außerdem ist die Turmspitze des Freiburger Münsters zu sehen. Das Material ist eine Hommage an den Silberbergbau, dem Freiburg im Mittelalter seinen Wohlstand verdankte und dessen Erträge auch für den Bau des Münsters verwendet wurden.

Laut Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon soll die Schale den Papst immer an seinen Besuch in Freiburg und die Stadt erinnern und damit an eine Stadt, „die sich mit einer nachhaltigen Politik und der Nutzung natürlicher Energien auch der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet fühlt“. Gleichzeitig steht damit ein weiteres Stück moderne deutsche Solartechnik im Vatikan. Vielleicht wird ja auch Petrus darauf aufmerksam. Und wer weiß, wer noch.

Petra Hannen

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