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Solarworlds Angriff

Solarworld-Vorstandschef Frank Asbeck ist für seine markigen Worte in der Branche bekannt. Immer wieder stichelt er gegen die Konkurrenz – er hat zwei Lieblingsgegner: First Solar und die Chinesen. Mehrfach hat Asbeck der Konkurrenz aus dem Reich der Mitte vorgeworfen, dass sie mit unlauteren Handelspraktiken einen Industriekrieg vom Zaun breche. Dabei sind ihm vor allem die milliardenschweren Kredite der chinesischen Aufbaubank ein Dorn im Auge. Damit steht er allerdings nicht allein in der deutschen Solarbranche. Seit längerem ist der Vorwurf zu hören, dass die Chinesen nur wegen billiger Kredite ihre Module so preiswert auf den Markt bringen könnten (photovoltaik 06/2011, Seite 26).

Am 19. Oktober ließ Frank Asbeck seinen Worten Taten folgen. Gemeinsam mit sechs weiteren Herstellern aus den USA reichte die Tochtergesellschaft Solarworld Industries America eine Petition beim Handelsministerium und der Internationalen Handelskommission in Washington ein. Darin wird chinesischen Unternehmen vorgeworfen, dass diese mit Dumpingpreisen für ihre Solarmodule und Solarzellen systematisch Marktanteile in den USA erobert hätten. Neben den staatlichen Subventionen prangern die US-Hersteller – die sich in der Allianz „Coalition for American Solar Manufacturing“ (CASM) zusammengeschlossen haben, aber außer Solarworld alle anonym bleiben – auch zahlreiche Verstöße gegen Sozial-, Qualitäts- und Umweltstandards bei den Konkurrenten an.  „Unsere Fabriken in Deutschland und den USA sind voll international wettbewerbsfähig, aber Chinas unfaire Handelspraktiken müssten angegangen werden“, verteidigt der Solarworld-Chef die Petition.

Gut drei Wochen später hat das Handelsministerium in den USA Ermittlungen aufgenommen. Er sei sowohl von der Petition als auch von deren Annahme durch das Ministerium überrascht worden, sagt Dirk Morbitzer von Renewable Analytics. Aus seiner Erfahrung mit ähnlich gelagerten Verfahren sei davon auszugehen, dass zwischen Januar und Mai 2012 ein vorläufiges Ergebnis der Untersuchung zu erwarten sei, so der in San Francisco ansässige Analyst. Als Ergebnis sei alles denkbar – also auch, dass Strafzölle auf chinesische Photovoltaikprodukte in Höhe von 5 bis 100 Prozent erhoben werden könnten. Sollte dies der Fall sein, wird es nach Ansicht von Morbitzer zu „kurzfristigen Marktverwerfungen“ kommen. „Die chinesischen Hersteller werden ihre Module dann verstärkt in Europa auf den Markt bringen, um überhaupt noch einen Absatz zu haben.“ Damit würden die Preise in Europa weiter sinken. Gleichzeitig würde aber die Nachfrage in den USA nach Produkten aus Europa, Korea oder Taiwan stark ansteigen, womit sich dort das Preisniveau weiter erhöhe. Schon jetzt seien angesichts der schwelenden Ermittlungen in den USA Projekte mit chinesischen Modulen schwerer finanzierbar, sagt Morbitzer.

Die Petition von CASM stößt aber in den USA nicht nur auf Zustimmung. Binnen weniger Tage hat sich die Gegenbewegung CASE – „Coalition for Affordable Solar Energy“ – gebildet. Die „Koalition für bezahlbare Solarenergie“, die von vielen US-Solarfirmen getragen wird, verurteilt die Schutzpolitik und warnt vor negativen Folgen für die gesamte Solarbranche in den USA, sollten wirklich Strafzölle auf chinesische Einfuhren verhängt werden. Die großen chinesischen Konzerne haben selbst binnen weniger Tage nach der Petition alle Vorwürfe der US-Hersteller zurückgewiesen. Kein Wunder, dass viele mit CASE sympatisieren und sie unterstützen. Zugleich blicken sie gelassen auf die Entscheidung in Washington. Im Ergebnis könnte das US-Handelsministerium unterschiedlich hohe Zölle für die einzelnen Hersteller verhängen. „Strafzölle in geringer Höhe würden uns schon beeinträchtigen, sind aber für uns notfalls noch zu verkraften“, sagt der Sprecher eines chinesischen Konzerns. Ein Gutes hat die Petition von Solarworld: Die bestehenden Vorwürfe gegen die chinesischen Hersteller können endlich einmal überprüft werden.

Sandra Enkhardt

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