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Vorbereiten auf die Förderung

Als im Oktober 2011 der Solarpark in Wierzchos?awice fertiggestellt wurde, einer kleinen Kommune mit knapp über 10.000 Einwohnern im Süden des Landes, stieg die Solarstromproduktion im Nachbarland sprunghaft an. Denn es war das erste größere Photovoltaikkraftwerk. „Es hat eine Leistung von einem Megawatt und es ist geplant, sie auf 3,6 Megawatt zu erweitern“, sagt Marcin Wasa, Chef von Energia Wierzchos?awice.

Ansonsten gibt es in Polen noch nicht viel Photovoltaik. „Neben dem Projekt in Wierzchos?awice schätzen wir, dass andere fertiggestellte Solarprojekte in Polen nur eine installierte Leistung von etwa 0,5 Megawatt haben, auch wenn es schwierig ist, verlässliche und aktuelle Informationen zu erhalten“, sagt Henryk Klein, Vizepräsident des örtlichen PV-Modul-Unternehmens Opa-Solar. Einem Bericht des polnischen Photovoltaikverbands PTF zufolge ist ein größerer Teildavon auch noch netzunabhängig. Der Photovoltaikzubau verschwindet damit nahezu hinter dem der Windenergie mit 1,3 Gigawatt installierter Leistung.

Henryk Klein kann dem immerhin eine positive Seite abgewinnen. „In Anbetracht der aktuell installierten Photovoltaikleistung steht der Solarindustrie noch eine große Entwicklung bevor“, sagt er. Sein Unternehmen Opa-Solar wurde 2008 als Solarenergietochter von Opa-Labor gegründet, und das Unternehmen produziert jährlich rund 65 Megawatt an Photovoltaikmodulen zwischen 80 und 310 Watt Peak. Zu den neuesten Projekten gehört eine Aufdachanlage in Jaworzno im Südwesten Schlesiens mit 71,76 Kilowatt Peak Leistung.

Es gibt zwar keine gesetzlich vorgeschriebene Einspeisvergütung, trotzdem erwartet Energia Wierzchos?awice für das Kraftwerk in Wierzchos?awice Einnahmen von rund 475 Z?oty (114 Euro)pro Megawattstunde, so der Unternehmenschef Wasa. Der Bau der Anlage hat ungefähr 8,6 Millionen Z?oty (2 Millionen Euro) gekostet. Der Kohäsionsfonds der Europäischen Union deckt etwa 50 Prozent des Gesamtbetrags. Der andere Teil wurde mit einem Investitionskredit aus dem staatlichen Regionalen Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft (WFOSiGW) finanziert. Ein Teil des Geldes blieb im Ort, da die örtlichen Unternehmen Georyt und Elzag Protech die Anlage gebaut haben.

Zuschüsse für Modulkauf

Auch wenn Klein ein großes Entwicklungspotenzial erkennt, die Politik sieht bis 2030 lediglich eine installierte Photovoltaikleistung von 450 Megawatt vor. Um Interesse an der Branche zu wecken, plant die Regierung ein Solarenergieprogramm für Haushalte. In diesem Rahmen sollen 104,4 Millionen Z?oty(25,1 Millionen Euro) in Form von Zuschüssen denjenigen Haushalten gewährt werden, die dieses Jahr Module kaufen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 17 Prozent. „Die Zuschüsse sind für den Großteil unserer Kunden ein sehr wichtiger Anreiz“, sagt Robert Kwizinski vom Händler Fotoogniwa Gdynia. Nach Aussage des polnischen Nationalen Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft (NFOSGW) beantragen im Monat durchschnittlich 1.000 Haushalte die Zuschüsse.

Der Aufwärtstrend auf Verbraucherseite wird sich voraussichtlich fortsetzen. Nach Meinungsumfragen steht die polnische Bevölkerung der Photovoltaik besonders positiv gegenüber. Und auch die neuesten Ergebnisse des örtlichen Meinungsumfrageinstituts (CBOS) zeigen, dass 82 Prozent der Polen die Sonnenenergie für die umweltfreundlichste Energievariante halten. Deshalb plant die polnische Regierung auch, Projekte stärker zu bezuschussen. „Wir wollen ein langfristiges Programm für Forschung und Entwicklung aufsetzen“, gab der polnische Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak bekannt. „Im Rahmen des Programms werden wir verschiedene Photovoltaik-Pilotprojekte aufbauen.“

Neuer Gesetzentwurf

Die Bekanntgabe der stärkeren Photovoltaikförderung fällt mit dem Entwurf eines neuen Erneuerbare-Energien-Gesetzes durch das polnische Wirtschaftsministerium zusammen, der die Branche für erneuerbare Energien im Land komplett umkrempeln könnte. Mit der Verabschiedung des heiß ersehnten Gesetzentwurfs wird im Jahr 2013 gerechnet.

Doch Klein ist damit nicht zufrieden. „Einer der größten Fehler des Regierungsplans ist die Weigerung des Staates, Einspeisevergütungen einzuführen“, erklärt er. Sein Unternehmen ist auch Mitglied des Polnischen Verbands der Erneuerbare-Energien-Arbeitgeber, dem Dachverband einer Reihe von Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien, die auf dem polnischen Markt aktiv sind. Stattdessen sieht der Plan vor, das System der Grünen Zertifikate für erneuerbare Energiequellen aufrechtzuerhalten. In einem offenen Brief an den Wirtschaftsminister gaben Vertreter der Solarbranche bekannt: „Die polnische Solarindustrie kann sich nicht mit der Entwicklung der Photovoltaik in Polen abfinden, wie sie die polnische Energiepolitik bis 2030 vorsieht.“ Wird nicht bald ein System zur Einspeisevergütung eingeführt, dann wird die polnische Solarbranche dem Rest Europas hinterherhinken, so die Unterzeichner.

„Wir sollten uns mit anderen Ländern in der Region vergleichen, etwa mit der Tschechischen Republik oder der Slowakei, wo monatlich mehrere Megawatt neuer Solarleistung installiert werden“, sagt auch Klein. „Der Entwurf hat aber auch zwei positive Elemente: Er vereinfacht Verwaltungsverfahren im Zusammenhang mit dem Bau kleinerer Solaranlagen und ermöglicht, dass der Staat bis zu 15 Jahre lang Co-Finanzierung für Solarprojekte anbieten darf, was für alle Großprojekte von ausschlaggebender Bedeutung ist.“ Außerdem erwarten Branchenvertreter wegen der Aussagen von hohen Regierungsvertretern und der Begeisterung für neue Solarprojekte in verschiedenen Regionen des Landes trotz allem einen Wachstumsschub.

Klein berichtet zum Beispiel davon, dass derzeit in Polen mehr als ein Dutzend Solarprojekte in verschiedenen Bauphasen steckt. Eine der größten Anlagen des Landes befindet sich im südlich gelegenen Kleinpolen. Bis 2014 ist in vier örtlichen Kommunen die Installation von 4.000 Aufdachanlagen auf einer Gesamtfläche von 18.000 Quadratmetern vorgesehen. Der Plan sieht die Installation von 3.000 Einheiten in Niepolomitz und Wieliczka vor sowie von weiteren 1.000 Einheiten in Skawina und K?aj. Insgesamt rechnet man mit Kosten von etwa 70 Millionen Z?oty (16,8 Millionen Euro), wobei rund 60 Prozent der Investition vom Programm für schweizerisch-polnische Zusammenarbeit finanziert werden, einem von der Schweiz finanzierten Förderprogramm für neue EU-Mitgliedsstaaten. Während der Umfang des Projekts noch nicht bekanntgegeben wurde, sind die Genehmigungen bereits eingeholt worden. Die Ausschreibung für den Bau wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2012 erfolgen. Derweil wird die Investition Berichten zufolge bis Ende 2014 gesichert werden.

Jaroslaw Adamowski

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