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Schock für China

Nach monatelangen Ermittlungen hat das US-Handelsministerium die vorläufigen Anti-Dumpingzölle für kristalline Solarzellen und Module chinesischer Hersteller veröffentlicht. Es sei zutreffend, dass die chinesischen Unternehmen ihre Solarzellen unter Marktwert verkauften, so wie es die US-Tochter von Solarworld Industries America Inc. gemeinsam mit weiteren Herstellern aus den USA in ihrer Petition vom 19. Oktober beschrieben hatte. Nun müssen die Hersteller aus China zwischen 31,14 und 249,96 Prozent Strafzölle bei der Einfuhr in die USA berappen. Die Höhe der Zölle ist damit überraschend hoch.

Suntech und Trina Solar, die sich sehr kooperativ bei den Ermittlungen zeigten, kommen auf Anti-Dumpingzölle von 31,22 und 31,14 Prozent. Weiteren 59 Herstellern sind Zölle von 31,18 Prozent auferlegt worden. Die übrigen Produzenten von kristallinen Photovoltaikprodukten in China sollen künftig einen Ausschlag von 249,96 Prozent zahlen, wenn sie ihre Waren in die USA einführen. Zu den Anti-Dumpingzöllen kommen noch die vorläufigen Antisubventionszölle, die das Handelsministerium im März verhängte und die zwischen 2,9 Prozent für Suntech und 4,73 Prozent für Trina Solar liegen.

Solarworld-Vorstandschef Frank Asbeck begrüßte umgehend die Entscheidung des Handelsministeriums. Er sieht seine oft wiederholten Vorwürfe gegen die chinesische Konkurrenz damit bestätigt. „Die Entscheidung des US-Handelsministeriums heute gibt uns Mut, dass wir zu einem fairen Wettbewerb zurückkehren können“, erklärte er.

Die chinesischen Hersteller zeigten sich hingegen wenig erfreut. Suntech-Finanzvorstand Andrew Beebe sagte, dass die Zölle nicht die Realität des Wettbewerbs in der globalen Solarindustrie widerspiegelten. Der chinesische Hersteller betonte, er habe eng mit dem US-Handelsministerium zusammengearbeitet, um aufzuzeigen, dass die Strafzölle nicht mit Fakten zu belegen seien. Auch für Trina bedeuten die Strafzölle einen harten Schlag. Finanzvorstand Mark Kingsley kündigte an, der Hersteller werde weitere Daten veröffentlichen, die zeigten, dass die Antidumping-Zölle nicht gerechtfertigt seien. Zugleich wolle Trina aber weiter in den USA aktiv bleiben.

Nach Ansicht des in San Francisco ansässigen Analysten Dirk Morbitzer von Renewable Analytics werden von den Strafzöllen vor allem Billiganbieter profitieren, die nicht auf chinesische Solarzellen setzen. Vor allem taiwanesische Firmen könnten nun in den USA zum Zuge kommen. Auch die Hersteller aus den USA und Europa wie First Solar, Solarworld oder Sunpower profitierten von der Entscheidung. Allerdings weniger stark, da ihre Kosten im Vergleich immer noch relativ hoch seien, so Morbitzer weiter. Die chinesischen Hersteller suchten bereits nach Auswegen. So gebe es teilweise Überlegungen, die Zell- und Modulproduktion nach Taiwan, Kanada oder gar in die USA zu verlegen, um die Strafzölle zu umgehen. Kurzfristig würden aber vor allem die chinesischen Zellhersteller leiden. Bei ihnen rechnet Morbitzer damit, dass sie etwa ein bis anderthalb Gigawatt weniger absetzen werden.

China fordert Revision

China forderte die US-Regierung inzwischen auf, in der folgenden Untersuchung die Fehlentscheidung zu revidieren. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Shen Danyan, erklärte, dass das US-Handelsministerium die Marktwirtschaft Chinas nicht anerkenne und chinesische Unternehmen ungerecht behandele. Das habe der Protektionismus der USA gezeigt.

Die vorläufige Entscheidung tritt aber zunächst in Kraft – sogar 90 Tage rückwirkend. Es wird aber weitere Ermittlungen geben, ehe am 9. Oktober die endgültige Entscheidung verkündet wird. Anschließend muss auch die Internationale Handelskommission die Höhe der Strafzölle bestätigen. Dies soll bis zum 23. November erfolgen.

Im Schatten dieser Entscheidung prüft Solarworld bereits, eine ähnliche Petition bei der Europäischen Union einzureichen. Die Entscheidung des Handelsministeriums in den USA könnte dafür Rückenwind geben. „Sie ist auch ein Signal an Europa, wo vergleichbare Maßnahmen greifen müssen“, sagte Solarworld-Chef Frank Asbeck. Konzernsprecher Milan Nitzschke wollte sich zum aktuellen Stand aber nicht äußern.

Sandra Enkhardt

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