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Ein Rating fürs Risiko

Die Beurteilung der Qualität und der Risiken eines Photovoltaikprojektes spielt bei der Investitionsentscheidung eine wesentliche Rolle. Gerade bei sehr großen Projekten werden zunehmend eine umfängliche Risikobewertung der Ertragsausfälle und technische Prüfungen durch unabhängige Sachverständige gefordert.

Zahl der Gutachter wächst

Daher ist die Zahl der Gutachter im Markt in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Einheitliche Standards zur Beurteilung eines Projektes finden sich nur in Ansätzen. Einzelne Normen liefern die Grundlage für die technische Prüfung, finden jedoch in vielen Fällen keine Beachtung. Das Ertragsausfallrisiko für den Investor über die gesamte Betriebszeit eines Projektes wird nur rudimentär beurteilt. Aus diesen Gründen hat Meteocontrol ein Verfahren entwickelt, das die ganzheitliche und umfängliche Risikobewertung eines Photovoltaikprojektes ermöglicht. Die Anlagen werden in einem Rating beurteilt, dieses Verfahren ist durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert. Ähnlich wie Ratings auf den Finanzmärkten schafft das Anlagenrating vor allem eines: Vertrauen. Es ermöglicht den objektiven Vergleich unterschiedlicher Photovoltaikprojekte. Sehr gute Projektentwickler können sich dadurch besser am Markt positionieren, denn Qualität und Investitionssicherheit werden sichtbar. Investoren und Versicherungen erkennen das Ausfallrisiko auf einen Blick und können mit entsprechenden Konditionen reagieren.

Ab einer installierten Leistung von einem Megawatt kann der Anlagenbetreiber einen substantiellen Nutzen aus der Qualitätssicherung ziehen. Es zeigt sich, dass Photovoltaikanlagen mit einem angemessenen Qualitätssicherungskonzept im Mittel etwa vier Prozent weniger Ertragsausfall verzeichnen. Ein solches Konzept kostet rund 35.000 Euro, inklusive der Kosten für das Rating.

Sinnvoll ab einem Megawatt

Mit einem sehr konservativen Modell gerechnet, amortisieren sich diese Ausgaben ab einer installierten Leistung von etwa einem Megawatt Nennleistung. Bei größeren Anlagen steigen die Kosten für die Qualitätssicherung nur leicht an, wohingegen sich ein Ertragsausfall von vier Prozent signifikant in Millionenhöhe auswirken kann. Dies verdeutlicht den Nutzen einer umfassenden Bewertung der Qualität des Photovoltaikprojekts.

Grundlage für die Analyse und Bewertung sind neben der Anlagendokumentation die Berichte zur projektbegleitenden Qualitätssicherung. Neben der Anlagenfernüberwachung ist die Qualitätssicherung von PV-Projekten eine der Kernkompetenzen von Meteocontrol. Derzeit überwacht das Unternehmen weltweit mehr als 30.000 Photovoltaikkraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als sechs Gigawatt.

Drei Gigawatt Erfahrung

Erfahrungen aus Projekten mit einem Umfang von etwa drei Gigawatt und einem Investitionsvolumen von mehr als acht Milliarden Euro flossen in die Entwicklung eines umfassenden Kriterienkataloges ein. Auch wenn Meteocontrol selbst projektbegleitende Qualitätssicherung anbietet, müssen die zu Grunde gelegten Dokumente nicht zwangsläufig durch das Unternehmen erstellt werden. Auch adäquate Berichte von unabhängigen Gutachtern kann man heranziehen. Die Beurteilung der Dokumentation folgt jedoch stets nach den bewährten Qualitätsrichtlinien von Meteocontrol, die sich an den gängigen Marktstandards und Normen orientieren. Als grundlegende Dokumente werden vorausgesetzt insbesondere die Ertragsgutachten, eine technische Due Diligence, die Berichte zur Bauüberwachung und zur Abnahme sowie ein Check der Performance Ratio anhand einer Kurzzeitanalyse.

Die Performance Ratio einer Photovoltaikanlage gibt das Verhältnis von Energieertrag (Zähler-Wert) und der prinzipiell möglichen Solarstrahlung nach Pyranometer-Wert in Modulebene einer Anlage an. Die Performance Ratio ist ein Maß für die Güte eines Solarparks. Je nach Region variiert der Wert bei guten kristallinen Anlagen zwischen 79 Prozent und 86 Prozent.

Bewertung der Verträge

Zudem werden der Generalunternehmervertrag (EPC-Vertrag) sowie die Verträge zur Betriebsführung und Wartung (O&M-Verträge) bewertet. Wird das Ratingverfahren bei bestehenden Parks angewendet, werden reale Betriebsdaten höher gewichtet. Diese Gewichtung im Kriterienkatalog ermöglicht es, die Risikoabschätzung zu beurteilen, validiert an den realen Betriebsdaten. Generell ist das Rating ab der

RatingEnglische BezeichnungErläuterung
AAAPrimeAußerordentlich sehr gute Photovoltaikanlage. Das Risiko von Ertragsausfällen der Anlage ist fast null.
AAHigh GradeAußerordentlich gute Anlage. Das Risiko von Ertragsausfällen ist gering.
AUpper Medium GradeSehr gute Anlage. Nur bei unvorhergesehenen Ereignissen gibt es ein Risiko von größeren Ertragsausfällen.
BBBMedium GradeGute Anlage. Bei typischen Betriebsstörungen kann es in seltenen Fällen zu größeren Ertragsausfällen kommen.
BBLower Medium GradeDurchschnittlich gute Anlage. Bei typischen Betriebsstörungen besteht ein Risiko von größeren Ertragsausfällen.
BHighly SpeculativeUnterdurchschnittlich gute Anlage. Bei typischen Betriebsstörungen sind größere Ertragsausfälle wahrscheinlich.
CCCSubstantial RisksMangelhafte Anlage. Lediglich unter günstigen Verhältnissen während der Betriebsphase ist das Risiko von Ertragsausfällen gering.
CCIn default with little prospect for recoverySehr mangelhafte Anlage. Nur unter sehr günstigen Verhältnissen während der Betriebsphase ist das Risiko von Ertragsausfällen gering.
CIn defaultAußerordentlich mangelhafte Anlage. Das Risiko von Ertragsverlusten ist auch im normalen Betrieb der Anlage sehr hoch.

Übersicht über die Bewertungsstufen des Rankings der Megawattanlagen.Inbetriebnahme der Anlage möglich. Die vorgelegten Dokumente zur Qualitätssicherung sollen mindestens die in der unten stehenden Tabelle aufgeführten Punkte abdecken, um ein realistisches Rating zu ermöglichen. Neben diesen grundlegenden Quellen findet zu jedem Projekt eine Begehung und technische Überprüfung durch Mitarbeiter von Meteocontrol statt. Das Ergebnis des Ratings ist insbesondere von diesen Prüfungen abhängig. Punkte, die im Rahmen von Fremddokumenten nicht geprüft werden, fließen negativ in das Rating ein. Im Ratingverfahren werden mehr als 480 Einzelkriterien geprüft und bewertet. Der Kriterienkatalog bildet alle grundlegenden Qualitätssicherungsprozesse ab. Er ist in die fünf Phasen Planung, EPC-Vertrag, Umsetzung, O&M-Vertrag und Betriebsführung gegliedert. Jede Phase liefert ein Ratingergebnis. Im Folgenden werden die Inhalte der einzelnen Phasen kurz vorgestellt.

Generell gibt es in allen Phasen elementare Kriterien. Besitzt ein Projekt beispielsweise keinen Netzanschluss oder ist eine zeitnahe Realisierung unwahrscheinlich, kann das Projekt kein Rating erhalten.

1.?Phase: Die Planung

Bereits während der Planung wird der Grundstein für eine erfolgreiche Realisierung des Gesamtprojekts gelegt. Wesentliche Einflussgrößen für eine erfolgreiche Planung sind das technische Gesamtkonzept und die Auswahl der Komponenten. Des Weiteren spielen die Wahl des Generalunternehmers, die Dokumentation sowie das Qualitätssicherungskonzept eine wesentliche Rolle. Schließlich fließen die Grundlagen des kaufmännischen und des rechtlichen Konzepts in die Bewertung der Planungsphase ein.

2.?Phase: Der EPC-Vertrag

Die Evaluation des EPC-Vertrags in Bezug auf relevante technische Inhalte ist ebenfalls Bestandteil des Ratings. Gerade eine genaue und korrekte Vertragsgestaltung hat erheblichen Einfluss auf die spätere Qualität eines Photovol

ErtragsgutachtenValidierung der Simulation an realen ProjektenBerücksichtigung aller Projektgegebenheiten, wie beispielsweise Verschattungssituation, Verschaltungskonzept, ModulsortierungVerwendung etablierter Simulationsprogramme mit aktuellen und langfristigen Wetterdaten
Technische Due DiligenceUmfängliche Darstellung der Projektkonstellation aus technischer SichtGanzheitliche Risikoanalyse des ProjektesTechnische Bewertung von EPC und O&M-VerträgenBewertung der vorhandenen ErtragsgutachtenBeurteilung von Zulieferern und Subunternehmern
BauüberwachungRegelmäßige Vor-Ort-Termine zu wichtigen Meilensteinen des ProjektesDokumentation der BauphaseVermessung und Bewertung einzelner Module während der Bauphase in einem unabhängigen Labor (STC-Leistungsüberprüfung sowie Elektrolumineszenzuntersuchung)
Technische AbnahmeVisuelle Inspektion aller AnlagenkomponentenÜberprüfung und Dokumentation elektrischer Kennwerte, wie Leerlaufspannung, Kurzschlussstrom und IsolationswiderstandLeistungsprüfung der Module anhand einer signifikanten StichprobeThermografische Überprüfung der Module und elektrischen Anschlüsse
Performance-CheckKurzzeitanalyse der Betriebs- und Einstrahlungsdaten mittels geeichter Pyranometer in der ModulebeneAnalysedauer von mindestens 30 Tagen bei geeigneten Witterungsbedingungen

Verschiedene Parameter und Tests zur Bewertung der Anlagen.taikprojektes. Mängel oder unspezifische Angaben im Vertrag können zu Verzögerungen bei der Abnahme oder zu nachträglich nur schwer zu behebenden Baufehlern führen. So sollten bereits während der Vertragsverhandlungen Elemente zur Qualitätssicherung, wie beispielsweise Abnahmeverfahren, eine geforderte Anlagenperformance mit genauer Beschreibung der Messprozedur und generell zu erbringende Leistungen des Generalunternehmers, klar spezifiziert werden. Das Ratingverfahren prüft alle relevanten Punkte aus technischer Sicht, die Einfluss auf das Ausfallrisiko des Projektes haben können.

3.?Phase: Die Umsetzung

Das Rating der Umsetzungsphase bewertet die vollständige Errichtung der Photovoltaikanlage bis zum Netzanschluss. Hierzu werden das technische Konzept, die Komponenten, die Dokumentation sowie das Konzept zur Qualitätssicherung und Betriebsführung beurteilt. Anders als bei der Planungsphase gilt jedoch das tatsächlich gebaute Projekt als Maßstab.

Dabei wird geprüft, ob es wie geplant realisiert wurde, und ob es den marktüblichen Qualitätskriterien sowie den geltenden Normen und Richtlinien genügt. Außerdem muss der Solarpark mängelfrei technisch abgenommen sein, um ein Rating zu erhalten. Weiterhin werden in der Umsetzungsphase auch die Ergebnisse der technischen Abnahme, wie die Leistungsmessungen, eine thermografische Untersuchung und Performanceauswertungen, berücksichtigt und entsprechend gewertet.

4.?Phase: Die O&M-Verträge

Der Inhalt der O&M-Verträge bildet die Basis für die Arbeit der Unternehmen, die mit der Betriebsführung und Anlagenwartung beauftragt sind. Sie definieren die Leistungen. Je klarer die Tätigkeiten beschrieben und Zuständigkeiten vergeben werden, desto besser lassen sich offene Punkte zwischen den Vertragsparteien und ungeplante Mehrausgaben vermeiden. Damit sinkt das Risiko von späteren Renditeeinbußen. Diese Aspekte werden ebenfalls berücksichtigt.

5.?Phase: Die Betriebsphase

Die letzte Phase ist die Betriebsphase. In dieser Phase muss sichergestellt werden, dass Betriebsstörungen zügig identifiziert und behoben werden. Hierzu werden das Fernüberwachungskonzept und das Konzept der Betriebsführung bewertet, um das Risiko von Ertragsausfällen abzuschätzen. Grundlage sind die Vereinbarungen im Wartungskonzept oder reale Betriebsdaten des Projektes. Bei Bestandsprojekten wird die Betriebsphase stärker als die übrigen Phasen gewichtet, da für die Risikobeurteilung eines Solarparks, der bereits mehrere Jahre einspeist, diese fünfte Phase entscheidend ist.

Als Ergebnis erhält der Kunde neben einem ausführlichen Bericht eine an das bekannte Bankenrating angelehnte Bewertung. Weiterhin wird dem Kunden das Ergebnis in Form einer repräsentativen Plakette und einer Ratingurkunde zur Verfügung gestellt. Anhand einer individuellen Ratingidentifikationsnummer können Interessenten die Gültigkeit des Ratings auf dem Internetportal von Meteocontrol erfragen.

Von AAA bis C

Herausragende Projekte mit extrem geringem Ausfallrisiko für den Investor erhalten im Rating als Ergebnis ein AAA (Prime). Dies setzt nahezu perfekte Projekte voraus, deren finanzieller Mehraufwand in den meisten Fällen zu wirtschaftlichen Renditeeinbußen führen wird. Photovoltaikprojekte, die einen kontinuierlichen Qualitätssicherungsprozess durchlaufen, werden in der Regel ein Ratingergebnis zwischen AA und A erreichen.

Der Großteil der Parks wird ein solides BBB-Rating erhalten, welches ein durchschnittliches Ausfallrisiko darstellt. Ab einer Bewertung von CCC werden die Parks kategorisiert, die ein erhebliches Risiko für den Investor darstellen. In der ersten Tabelle sind die Bewertungen zusammenfassend dargestellt. Das Anlagenrating richtet sich vorwiegend an institutionelle Investoren und Versicherungen oder an Generalunternehmer, die sich Marktvorteile sichern wollen.

Mit dem Anlagenrating profitiert ein Investor von zahlreichen Vorteilen: • Ein einheitliches und standardisiertes Verfahren schafft Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Photovoltaikprojekten.

• DieQualität und das Ausfallrisiko des Projektes sind ohne zeitaufwändige Dokumentenrecherche sofort erkennbar.

• Das Verfahren garantiert eine neutrale und fachkundige Beurteilung des Projekts.

• Verbesserte Konditionen bei Versicherungen und bei der Finanzierung sind gegebenenfalls möglich.

• Das Rating schafft besonders in kritischen Märkten oder Projektkonstellationen Vertrauen.

• Der Kunde erhält Rückmeldungen zu kritischen Punkten und Schwachstellen des Projektes.

• Eine regelmäßige Qualitätssicherung des Verfahrens findet durch die DAkkS statt.

• Bei vorhandenen Berichten zur Qualitätssicherung entstehen lediglich geringe Mehrkosten für die Durchführung des Ratings.

Für Projekte, die bereits ein umfängliches Qualitätssicherungsverfahren durchlaufen haben, ist die Durchführung des Anlagenratings unabhängig von der Anlagengröße bereits für 7.500 Euro möglich. Ein Mehraufwand, der sich bereits durch die weniger aufwändige technische Eigenprüfung und Risikobewertung von Projekten amortisiert. Hinzu kommen, wie bereits dargestellt, deutliche Vorteile bei der Vermarktung von Projekten. Mit dem Anlagenrating ist sichergestellt, dass die Qualität und das Ausfallrisiko eines Projektes unabhängig geprüft und beurteilt werden.

Akkreditierung durch die DAkkS

Um sicherzustellen, dass der Bewertung in jedem Fall ein einheitliches, unabhängiges und transparentes Verfahren zu Grunde liegt, hat Meteocontrol eine Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) nach DIN EN ISO beziehungsweise IEC 17020:2004 als Inspektionsstelle Typ C durchlaufen. Damit ist Meteocontrol der erste akkreditierte unabhängige Gutachter im Photovoltaikmarkt für die Vergabe eines Anlagenratings. Laufende Auditierungen durch die DAkkS stellen sicher, dass das Ratingverfahren eine dauerhaft gleichbleibende Qualität aufweist.

über den autor

Dipl.-Phys. Dr. Daniel Faltermeier
Leiter technische Due Diligence PV
Meteocontrol GmbH
www.meteocontrol.de

Daniel Faltermeier

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