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Frühjahrsputz am Modul

Im Winter liegen die Solarmodule unterm Schnee, die flache Sonne verspricht kaum Erträge. Doch mit dem Frühling steigt die Sonne, die Zahl der Sonnenstunden wächst. Die Eigentümer von Photovoltaikanlagen freuen sich, denn jetzt erwarten sie hohe Erträge. Vorausgesetzt, die Module sind sauber. Ist dies nicht der Fall, dann reduzieren Verschmutzungen aller Art die Stromausbeute, ganz langsam und allmählich. Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Langzeitstudien der Berner Fachhochschule sowie Erfahrungen des Europäischen Verbands für Solar- und Photovoltaikreinigung (EVSP) zeigen, dass sich der Solarstromertrag einer Photovoltaikanlage durch die natürliche Umweltverschmutzung erheblich verringern kann.

Die Hersteller der Module und Anlagen schieben stets die Selbstreinigungseffekte durch Wind, Regen und Schnee in den Vordergrund. Tatsächlich reicht dieser Selbstreinigungseffekt meist nicht aus, da die meisten Module in unseren Breiten nur zwischen 30 und 35 Grad aufgeständert sind. Eine spezielle Reinigung der Solaranlagen ist notwendig, da Wind und Regenwasser nur einen Teil der Verschmutzungen abspülen. Gleichzeitig tragen sie jedoch neue Partikel auf. Verschmutzungen wurden selbst bei Modulen beobachtet, die in einem Winkel von 65 Grad aufgestellt sind.

Für die Verschmutzungen der Anlagen gibt es viele Ursachen. Größtenteils werden sie durch die örtlichen Gegebenheiten bedingt oder begünstigt. Die Bandbreite reicht von Staub durch Verkehr, Bahn, Industrie, Landwirtschaft, Ruß oder fettige Küchenabluft in Restaurants über Pollen- und Kalkablagerungen, Flechten, Algen, Moose, Beschattung durch hohe Bäume bis zu Insekten und Vogelkot. Oft lagern sich die Schadstoffe mit der Zeit schichtweise auf den Solarmodulen ab. Auch witterungsbedingte Verschmutzungsstreifen am unteren Modulrand oder auf der ganzen Zellenfläche reduzieren zum Teil erheblich die Leistung.

Drei bis 13 Prozent Verluste

Durch Verschmutzungen und Ablagerungen verändert sich bereits im ersten Jahr der Wirkungsgrad der Anlage. Verschmutzungen entstehen durch Staub, Ruß und Vogelkot. Als Ablagerungen gelten Kalk und Moose. Nach zwei bis drei Jahren kann die Verschmutzung einen Leistungsverlust von 3,1 bis 13,8 Prozent und mehr verursachen, wie Heinrich Häberlin, Solarprofessor an der Berner Fachhochschule, ermittelte. Deshalb ist die Reinigung der Anlagen in regelmäßigen Abständen wirtschaftlich sinnvoll. Sie trägt zur Leistungsfähigkeit und dem Werterhalt der Investition bei und minimiert Ertragseinbußen.

Ob eine Reinigung erforderlich ist, zeigt ein Blick auf die Monatswerte der Ertragsprotokolle und der Vergleich mit Vorjahreswerten, korrigiert um die Sonneneinstrahlung sowie eine Leistungsmessung. Ist der Minderertrag erheblich höher als die Leistungsgarantie bei intakter Anlage, ist von einer Verschmutzung auszugehen. Zur Leistungserhaltung empfiehlt sich die Durchführung einer effizienten und fachgerechten Reinigung der Anlage.

Der richtige Zeitpunkt

Wird der Zeitpunkt für eine Reinigung zu spät – nach zwei Jahren oder länger – gewählt, ist die Verschmutzung auf den Modulen bereits hartnäckig, hat sich verkrustet oder ist von der Sonne eingebrannt. Oft wachsen an den Modulrahmen Algen, Moose und Flechten. Der richtige Zeitpunkt für eine Reinigung (Jahreszeit, Intervall) ergibt sich aus der Ursache für die Hauptverschmutzung, beispielsweise bei Blütenstaub nach Ende des Pollenflugs.

Als Faustregel gilt: Eine gründliche Reinigung bietet sich im Frühjahr oder Frühsommer an, bevor die ertragreichen Monate beginnen.

Viele Modulhersteller untersagen die Säuberung mit aggressiven Reinigungsmitteln. Bei einer professionellen Reinigung kommen auch keine Hochdruckreiniger zum Einsatz, um Dichtungen und Klebestellen nicht zu beschädigen. Um Spannungsrisse zu vermeiden, sollte das Wasser keine Temperaturdifferenz von über 20 Grad Celsius zur Außenluft haben. Bei einer materialschonenden Reinigung mit Spezialgeräten werden weiche Bürsten mit Sprühdüsen verwendet, die fest installiert sind oder rotieren. Es gibt auch Verfahren ohne Bürsten. Damit keine Kratzer auf der Glasoberfläche durch Sandkörner entstehen, ist gründliches Vorspülen der Module wichtig.

Von entscheidender Bedeutung für den Reinigungserfolg ist die Qualität des Wassers. Leitungswasser eignet sich nicht ohne Weiteres. Insbesondere in Regionen mit hartem, kalkhaltigem Wasser verbietet sich die Benutzung von unaufbereitetem Leitungswasser. Inhaltsstoffe wie Kalk und Salze hinterlassen nach dem Trocknen Streifen und Flecken. An ihnen sammelt sich vermehrt Schmutz an.

Schonende Reinigung

Der Einsatz von aufbereitetem Wasser an Stelle chemischer Reinigungsmittel erspart Kosten und entlastet die Umwelt. Reinstwasser enthält keinerlei Fremdstoffe wie Mineralstoffe, Magnesium oder Kalzium. Organische Verschmutzungen lösen sich dadurch besser als mit Leitungswasser. Fließt entmineralisiertes Wasser über eine Oberfläche, löst es alle vorhandenen Substanzen auf und hinterlässt nach gründ

LeistungJahreseinspeisung (laut Einspeisevergütung 2007)Einspeiseverlustebei 10 % VerschmutzungEinspeiseverlustebei 20 % VerschmutzungReinigungskostenpro Ausführung
50 kWp23.644 €2.364,40 €4.728,80 €ca. 600 €
100 kWp46.586 €4.658,60 €9.317,20 €ca. 1.200 €
1 MW454.952 €45.495,20 €90.990,40 €ca. 3.000 €(maschinelle Reinigung)

Rentabilität der Reinigung von Photovoltaikanlagen.

licher Spülung und ausreichender Spülzeit eine streifenfreie Oberfläche. Es entstehen keine Kalkflecken und Streifen beim Trocknen, an denen sich neuer Schmutz festsetzen kann. Ein Abziehen und Trocknen der gereinigten Fläche ist nicht erforderlich.

Wege zur Aufbereitung

Die Aufbereitung des Leitungswassers kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Das Wasser kann im Betrieb in einem Tank gesammelt oder mit mobilen Systemen vor Ort am Reinigungsobjekt erzeugt werden. Es stehen prinzipiell zwei Technologien zur Verfügung: Erstens die Umkehrosmose. Dabei wird das Leitungswasser durch eine Membran gedrückt und gereinigt. Oder man nutzt den Ionenaustausch. Hier werden mittels Kunstharz die Kationen des Kalzium gegen Natrium ausgetauscht.

Umkehrosmosen bieten sich bei einem sehr hohen Wasserbedarf an, so dass sich die im Vergleich zu einer Ionenaustauscherpatrone um den Faktor drei bis vier höheren Investitionskosten amortisieren. Umkehrosmosen sollten permanent eingesetzt werden. Längere Stillstandzeiten, zum Beispiel außerhalb der Reinigungssaison, begünstigen Biofauling und eine Verblockung der hochwertigen Module.

Nicht an der falschen Stelle sparen

Um den Ausfall von Kalzium und Magnesium auszuschließen, sollte nicht an einer Voraufbereitung in Form einer Antiscalant-Dosierung oder einer Enthärtungsanlage gespart werden, die Kalzium und Magnesium gegen Natrium tauscht. Je nach Qualität des Systems entsteht eine Verlustwassermenge (Konzentrat) von 30 bis zu 60 Prozent. Empfehlenswert ist auch die in manchen Systemen angebotene nachgeschaltete Ionenaustauscherpatrone, um den Restsalzgehalt zu entfernen.

Ohne Verlustwasser

Das herkömmliche System besteht aus Patronen, die mit Ionenaustauscherharz gefüllt sind. Diese Patronen sind der Umkehrosmose in der Entsalzungsleistung überlegen. Sie arbeiten stromlos, sind leicht zu handhaben und sofort einsatzfähig. Das Leitungswasser wird vollständig genutzt, Verlustwasser entsteht nicht. Die Patronen werden an den Wasserhahn angeschlossen und produzieren sofort vollentsalztes Wasser. Das Leitungswasser fließt durch die Patrone und durchströmt die Kunstharze.

Dabei werden die elektrisch geladenen Ionen des Wassers (Salze) am Harz gebunden, das seinerseits gleichgeladene

Ionen abgibt. Eine 40-Liter-Patrone stellt bei einem Leitungswasser mit 10 Grad deutscher Härte rund 5.000 Liter vollentsalztes Wasser her.

Ist die Kapazität der Patrone ausgeschöpft, kann sie von einem Regenerierservice entleert und mit frischem Harz befüllt werden. Die verbrauchten Harze werden gesammelt und in einer zentralen Regenerierstation wieder einsatzfähig gemacht. Dies ist unbegrenzt häufig möglich. Bei der Wahl eines solchen Dienstleisters sollte der Kunde auf folgende Kriterien achten:

1. Kurzfristiger Service

Kurzfristiger Service bedeutet, dass die Ionenaustauscherpatronen innerhalb weniger Minuten vor Ort sachkundig neu befüllt werden, so dass nur geringe Wartezeiten und kein Versandaufwand entstehen.

2. Fachgerechtes Handling

Wichtig ist das fachgerechte und kontrollierte Handling durch einen Fachbetrieb mit Chargenzertifikaten und Qualitätssicherung,

3. Marktgerechte Konditionen

Die Beispielrechnung oben links bezieht sich auf die Reinigung einer Photovoltaikanlage mit Ionenaustauscherpatronen bei verschiedenem Verschmutzungsgrad. Die Erlösverbesserung durch die Reinigung beträgt rund 3.985 Euro. Bei einem Verschmutzungsgrad von 16 Prozent erhöht sich die Erlösverbesserung auf rund 9.890 Euro.

Reinigungskosten und Rentabilität

Der Wasserverbrauch für ein Kilowatt Modulleistung liegt bei rund zehn Litern. Dazu kommen 23 Cent für die Filterpatrone und 11,50 Euro Personalkosten pro Kilowatt. Bei regelmäßiger Reinigung reicht entmineralisiertes Wasser völlig aus.

Immer mehr Betreiber und Investoren von mittleren Photovoltaikanlagen und Megawattparks stellen fest, dass die Reinigung zur Leistungs- und Ertragserhaltung notwendig ist. Der Leistungs- und Ertragsverlust bei leichter und mittlerer Oberflächenverschmutzung liegt durchschnittlich zwischen acht und 16 Prozent. Die schleichende Verunreinigung der Moduloberfläche baut sich durch organische und anorganische Einflüsse progressiv auf. Langfristig kann sie sogar zum Austausch von Modulen führen. Professionelle Reinigungsverfahren mit entmineralisiertem Wasser bieten sich als umweltverträgliche, kostengünstige Lösung an. Stabiler Stromertrag und Profitsteigerung sind gute kaufmännische Motive für eine regelmäßige Reinigung mit vollentsalztem Wasser.

Fazit: Wasser allein genügt zur Reinigung der Module nicht. Wichtig ist die Aufbereitung des Wassers, um den Aufwand zu senken und die Wirtschaftlichkeit zu garantieren.

Roboter reinigt Solarparks

Das Unternehmen Belectric aus dem fränkischen Kolitzheim und die Schweizer Serbot AG haben einen neuen Reinigungsroboter entwickelt. Der „Gekko Solar Farm 2“ wurde speziell für Solarkraftwerke auf der freien Fläche konzipiert. Er säubert komplette Modulreihen in einem Arbeitsgang. Dadurch steigt die Stromausbeute der Anlagen um zehn bis 20 Prozent. Mit einer Fahrgeschwindigkeit von über 300 Metern pro Stunde in einer Breite von knapp sieben Metern reinigt der Roboter mehr als 2.000 Quadratmeter pro Stunde. Mehrere rutschfeste Gummifüße saugen sich am Modul fest und bewegen das Gerät vorwärts. Eine spezielle Software koordiniert den komplexen Bewegungsablauf für jeden einzelnen Vakuumfuß. Gesteuert wird der „Gekko Solar Farm 2“ standardmäßig mit einem Joy Stick per Funkverbindung. Der Roboter arbeitet mit demineralisiertem Wasser, er verbraucht fünf Liter pro Minute. HS

Reinigungstechnik braucht Freigabe

Um die Module zu säubern, reicht es nicht, mit der Bürste und klarem Wasser über die Gläser zu wischen. Marcus Brand von der Firma B+B Solarreinigung in Leipzig weist darauf hin, dass es auch für die Modulreinigung genaue Vorschriften der Modulhersteller gibt. Werden sie missachtet, droht der Verlust der Gewährleistung. „Das ist ein ganz heißes Eisen“, urteilt Marcus Brand, dessen Firma im vergangenen Jahr rund 200 Megawatt Solarpark gesäubert hat. B+B ist auf große Solarparks spezialisiert, bei denen es um Millionen Euro geht. „Rund 95 Prozent der Anlagenbetreiber wissen nicht, dass die Hersteller für die Reinigung spezielle Vorgaben machen. Durch unsachgemäße Reinigung riskieren sie ihre Investitionen.“

B+B Solarreinigung ist im Auftrag großer Betreiber und Modulhersteller unterwegs. Das Unternehmen ist von rund 32 Modulherstellern autorisiert, die Reinigungstechniken anzuwenden. In diesem Jahr wird das Unternehmen rund 400 Megawatt reinigen. „Die Bürsten und der Wassertyp müssen vom Modulhersteller freigegeben sein, sonst kann die Beschichtung der Frontgläser Schaden nehmen“, sagt Brand. „Das Wasser muss unbedingt umgewandelt werden, sonst bleiben Kalkflecken auf dem Glas zurück. Sie rauen das Glas auf, die Verschmutzung steigt schnell wieder an. Kalkflecken kann man nur mit starken Lösungsmitteln entfernen, die wegen der Beschichtungen aber meist nicht erlaubt sind.“ Auch sei es wichtig, bis in die Modulecken hinein zu reinigen. „Nur wirklich saubere Module liefern hohe Erträge“, weiß Marcus Brand aus Erfahrung. „Verschmutzte Ecken bedeuten Teilverschattung und Einbußen beim Wirkungsgrad.“ HS

www.solarreinigung-gbr.de

über den autor

Dr. Steffen Orben

Geschäftsführender Gesellschafter

Orben Wasseraufbereitung, Wiesbaden

www.orben-wasseraufbereitung.de

Steffen Orben

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