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Kaum 50 Kilometer weit

Ein alter Wasserturm, eine vor 1954 neu erbaute Pfarrkirche, dazu das Walderlebniszentrum: Das sind die Sehenswürdigkeiten von Schernfeld. Kapp 3.000 Einwohner leben in der oberbayerischen Gemeinde. Bis zum nächstgrößeren Eichstätt sind es sieben Kilometer. Da ist ein Auto schon nützlich. Für Elektro Beck sind Autos unentbehrlich. Über 20 Mitarbeiter hat das Unternehmen und wirbt mit dem Slogan „Ihr Photovoltaik-Partner in der Region“. Schon früh interessierte sich die Elektro Beck GmbH für Elektroautos. Sie sind „Überzeugungstäter“. Es gehe ihnen wie beim Photovoltaikgeschäft nicht darum, „den letzten Cent herauszuholen“, erzählt Elektromeister Martin Beck, einer der drei Geschäftsführer. Rechnen sollte sich so ein Elektrowagen schon mehr oder weniger, aber wichtig war ihm auch, die Philosophie des Unternehmens zu leben und zu präsentieren. Schließlich geht es bei Elektro Beck nicht nur um die saubere Stromerzeugung, sondern auch um Speicherung von elektrischer Energie. Und dafür steht ja ein Elektroauto, ist es doch schließlich ein Speicher auf vier Rädern. l

Also haben sich die Becks auf dem Automarkt umgeschaut. Sie wussten, was sie wollten. Ein Elektroauto, mit dem sie in einem Ritt auch mal von Schernfeld bis ins fränkische Bad Staffelstein kommen. Denn da sitzt ihr Fachpartner und Großhändler IBC Solar. Einmal die 170 Kilometer hin, dort Besprechung, währenddessen den Wagen aufladen, und dann wieder zurück: Das wollte Martin Beck gern. Dabei aber auch keine Unsummen für den Elektrowagen ausgeben. Ein Tesla Model S ab 71.000 Euro kam für ihn nicht in Frage. Ein BMWi auch nicht. Es sollte ja ein preiswerter Allzweckwagen sein. Nach ein paar Recherchen entschied sich die Firma schließlich für einen Renault Kangoo Z.E. Der versprach ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis und war dank seiner Variabilität und des großen Laderaums wohl auch gut für den Elektrobetrieb geeignet.

Heute ist die Enttäuschung groß. „Ich habe mich blenden lassen“, erzählt Beck, von der Probefahrt und vom Verkaufsprospekt mit seinen technischen Daten. Schon bald hat der Geschäftsführer von Elektro Beck gemerkt, dass der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ, siehe Infokasten) nicht sehr viel mit der alltäglichen Fahrwirklichkeit zu tun hat. Heute beanstandet er vor allem die mangelnde Reichweite. „Bei zwölf Grad Celsius plus geht es ja noch. Aber bei minus fünf Grad komme ich selbst ohne Heizung, Licht und Radio keine 70 Kilometer weit. Mit minimaler Heizung, Licht und Radio sind es keine 50 Kilometer.“

Variabel ist der Wagen, mit der Ladefläche ist Beck auch zufrieden. Aber ein Vollersatz für ein Auto mit konventionellem Antrieb ist der Wagen nicht. „Im Nachhinein noch eine zusätzliche Batterie mit einzubauen, das geht leider technisch nicht“, erklärt Beck. Er hat sich da informiert und musste feststellen, dass die Ladeelektronik und auch die Mechanik nicht für zusätzliche Akkus ausgelegt sind.

Mildes Klima am Niederrhein

Beck ist mit seiner Enttäuschung nicht allein. Er hat allein zwei Bekannte aus der Branche, die mit denselben Problemen kämpfen wie er. Bei Renault sind die Schwierigkeiten mit der mangelnden Reichweite natürlich bekannt. Eine Lösung konnte der französische Autobauer bisher allerdings nicht anbieten.

Nicht so kalt wie im Oberbayerischen wird es im Winter am Niederrhein. Deshalb lohnt sich ein Blick in diese Region, um zu klären, ob die geringe Reichweite eher ein regionales Problem ist. Die Kölner Bucht ist durch ihr mildes Klima bekannt. Hier sitzt der Systemdienstleister Energiebau Solarstromsysteme. Das Unternehmen hat ebenfalls Erfahrungen mit Elektroautos. „Energiebau ist eine Pionierfirma“, sagt Mario Haas, Leiter Produktmanagement und Einkauf bei Energiebau. „Wir beziehen unsere Innovationskraft daraus, früh mit dabei zu sein, die Lernkurve zu durchfahren und wenn Märkte abheben, schon weitreichende Erfahrungen zu haben. Wir haben vor zwei Jahren mit Elektromobilität angefangen und sind da schon sehr erfahren.“ Jetzt stehen oder fahren bei Energiebau zwei Hybride und ein rein elektrischer Wagen. So konnte Energiebau Erfahrungen sammeln.

Kein vollwertiger Ersatz

Heute wissen die Energiebauer, worauf es ankommt: Um mit dem rein Elektrischen nicht irgendwo unerwartet liegen zu bleiben, bedarf es eines speziellen Fuhrparkmanagements. „Es reicht nicht, sicherzustellen, dass der Wagen da ist, sondern es ist auch wichtig, dass er für die Strecke aufgeladen ist, die der Mitarbeiter danach fährt“, erklärt Haas. „Wir haben eine Software, die heißt Fleetster, von einem kleinen Start-up-Unternehmen, das sich aus der E-Mobility-Szene entwickelt hat.“ Die Software erfasst den Ladezustand der Elektroautos und berechnet beispielsweise, wie sich die Reichweite im Winter verändert. „Das nimmt immer viel von den Problemen und gibt Sicherheit für unsere Mitarbeiter.“

Eines ist aber auch für Haas klar: „Ein Elektroauto ist kein Ersatz für den normalen Verbrenner, den wir heute fahren. Viele von uns, die ein Auto fahren, brauchen es als Allrounder, und dazu gehört ein, zwei Mal im Jahr die Urlaubsfahrt mit dazu. Das kann ein Elektroauto im Moment noch nicht richtig abdecken. Die meisten Urlaubsfahrten gehen noch über die Reichweite eines Tesla Model, also über 500 Kilometer, hinaus. Da ist es durchaus schwierig, den Tankstopp mit einzuplanen.“

Wenn er sich andererseits anschaue, dass 80 bis 90 Prozent aller Fahrten in Deutschland bei unter 30 bis 40 Kilometern lägen, „dann kann ich dafür ein Elektroauto nehmen. Gerade in Städten wie Berlin oder Köln. Wir kommen morgens in die Firma, der Wagen steht den ganzen Tag rum, abends fahren wir 30, 40 Kilometer nach Hause, da ist ein Elektroauto die erste Wahl.“

Methadon auf vier Rädern

Ganz ohne zusätzliche Software und Organisation lassen sich die Hybridfahrzeuge bei Energiebau nutzen. „Methadon auf vier Rädern“ werden sie in Insiderkreisen gern genannt, eine Ersatz-droge für alle, die sich noch nicht ganz ohne fossilen Antrieb auf die Straße trauen. Die Bezeichnung treffe es, findet Haas: „Sie haben einige Vorteile eines Elektroautos zusammen mit der Sicherheit, es länger fahren zu können, wenn Sie es zwischendurch normal betanken. Aber auch gravierende Nachteile: zu schwer und ein Halb-und-halb-Konzept.“

Martin Beck aus Schernfeld möchte trotz seiner negativen Erfahrungen mit dem rein Elektrischen kein Hybridauto im Fuhrpark von Elektro Beck: „Ein Hybrid ist von unserer Firmenphilosophie zu weit weg“, findet er. Das ist sein Greenwashing. Dann lieber einen Diesel. Der ist übrigens auch für Energiebau nicht immer abwegig. „Wenn ich den üblichen Zwei-Drittel-Mix-Strom aus dem Netz nehme, dann kann ich auch einen sauberen Diesel fahren“, argumentiert Haas. Ein reiner Stromer „macht für uns nur Sinn, wenn der Strom auch erneuerbar ist und keine CO2-Emissionen verursacht.“

Damit ist allerdings Becks Reichweitenproblem mit seinem Renault Kangoo Z.E. (Zero Emission) immer noch nicht gelöst. Nun kann er nur noch hoffen, dass Renault wenigstens ein Versprechen hält: „In der Batteriemiete enthalten ist zudem die Renault Z.E. Assistance – eine Pannenhilfe inklusive Mobilitätslösung. Selbst wenn Sie mit leerem Antriebsakku stehen bleiben, steht für Sie rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche ein Pannendienst bereit, der Sie zu einem gewünschten Ladepunkt im Umkreis von bis zu 80 Kilometer abschleppt.“ Das klappt im Winter immer. Denn weiter als 70 Kilometer kommt er dann ja gar nicht.

http://www.elektro-beck.de

Fleetster

http://www.fleetster.de

Software für Firmenmobilität

Fleetster von dem Münchner Unternehmen Next Generation Mobility ist eine Web-Anwendung, die Fuhrparks ab einem Fahrzeug und mehreren Nutzern dabei unterstützt, ihr Mobilitätsverhalten zu verändern. Mit Fleetster können Firmen bereits vorhandene oder neue Fahrzeuge mit einem einfachen Buchungsprozess für alle Mitarbeiter zugänglich machen. Das Auslastungsmanagement sorgt dafür, dass sich die Fahrtanfragen auf möglichst wenige Fahrzeuge verteilen. Mitarbeiter können die Fahrzeuge auch privat buchen und sparen somit Parkplätze, gegebenenfalls ein eigenes Auto und dem Unternehmen Kosten, da sie für jede Fahrt eine Unkostenpauschale entrichten.

Leserumfrage

Jeder Dritte will bald elektrisch

photovoltaik hat die Leser gefragt, ob sie ihren gewerblichen Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellen wollen. Die Antworten zeigen: Jeder Dritte will sich bald ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb zulegen.

Ja, ich will auf jeden Fall in naher Zukunft ein Elektrofahrzeug anschaffen.

  • 60 Stimmen: 34,68 %

Nein, ich warte erst mal ab, wie die Entwicklung weitergeht.

  • 50 Stimmen: 28,9 %

Vielleicht, das hängt vom Preis ab.

  • 63 Stimmen: 36,42 %

https://www.photovoltaik.eu/

Renault Kangoo Z.E.

Die Versprechen

So preist Renault den Kangoo Z.E. an:

Er sei„der ideale Begleiter für alle Gewerbetreibenden: Er ist ebenso zuverlässig, praktisch und funktionell wie der Kangoo Rapid mit Verbrennungsmotor!

Der Kangoo Z.E. überzeugt mit seiner vorbildlichen Variabilität und dem großzügig dimensionierten Laderaum: Er bietet 650 kg Nutzlast und bis zu 4,6 Kubikmeter Ladevolumen. Somit ist der 100 % elektrische Transporter der ideale Partner für jeden Einsatzzweck.

Auch der neue Kangoo Z.E. überzeugt mit seiner großzügigen Reichweite von 170 Kilometern nach Neuem Europäischem Fahrzyklus (NEFZ). Ebenso wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor hängt dabei die maximale Reichweite von mehreren Faktoren wie Fahrweise, Geschwindigkeit, Topografie der gefahrenen Strecke und der Benutzung von Heizung oder Klimaanlage ab.

Mithilfe einiger einfacher Tricks erzielt der neue Kangoo Z.E. im Stadtverkehr eine durchschnittliche reale Reichweite von rund 125 Kilometern. Und selbst wenn der Fahrer häufig beschleunigt, mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs ist und gleichzeitig die Heizung einschaltet, genügt die Batteriekapazität des neuen Kangoo Z.E. für eine Fahrstrecke von mindestens 80 Kilometer.

Darüber hinaus garantiert Renault während der gesamten Vertragslaufzeit eine funktionstüchtige Batterie (mind. 75 % der ursprünglichen Ladekapazität).“

https://www.renault.de/

NEFZ

Nicht für den Alltag

Der NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ist ein standardisiertes europäisches Emissions- und Verbrauchsmessverfahren für Verbrennungs- und Elektrofahrzeuge. Auf dem Rollenprüfstand simuliert der Wagen dreimal einen innerstädtischen Zyklus ECE-15. Er besteht aus vier Konstantfahrten mit einer Geschwindigkeit von 15, 32, 40 und 50 Kilometer pro Stunde. Ampelphasen mit großen Stopp-und Startanteilen werden ebenfalls berücksichtigt. Dazu kommt ein außerstädtischer Zyklus. Verschiedene konstante Geschwindigkeitsbereiche simulieren hier Fahrten sowohl auf Landstraßen als auch auf Autobahnen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde. Der Durchschnitt aller vier Zyklen ergibt die Reichweite nach NEFZ. Sie hat nichts mit der tatsächlichen Reichweite im Alltag zu tun. Gerade an kalten Wintertagen ist diese bedeutend kürzer.

de.wikipedia.org

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