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Dialog

Ausschreibungen lähmen kommunale Solarparks

Schwarzburger: Megawattanlagen auf freien Flächen haben Seltenheitswert in Deutschland. Auf anderen Kontinenten treiben sie den Zubau voran. Man muss anzweifeln, ob sie hierzulande überhaupt eine Zukunft haben.

Kaygusuz: Sie haben eine Zukunft, wenn die Politik die Auflagen und Vorschriften nicht weiter verschärft. Wir bauen solche Anlagen auf Konversionsflächen in Brandenburg, beispielsweise im Landkreis Teltow-Fläming. Dort liegt die Gemarkung Nuthe-Urstromtal, flächenmäßig die größte Gemeinde in Deutschland, aber nur 7.000 Einwohner. Mit militärischen Altlasten oder Deponien ist sie finanziell überfordert.

Schwarzburger: Frühere Übungsplätze der Russen und der NVA bergen Schadstoffe, Munition oder rostige Tanks. Ein Schandfleck für jede Gemeinde. Die Sicherung ehemaliger Mülldeponien müssen die Gemeinden aus eigener Tasche finanzieren. Doch nicht selten passiert überhaupt nichts. Die Flächen verwildern, Regen wäscht die Schadstoffe ins Grundwasser. Kinder spielen, wo Fässer oder gar Sprengstoffe im Boden lagern.

Kaygusuz: Bei unserem letzten Projekt in Lynow haben wir 1,5 Megawatt auf einer verwahrlosten Fläche installiert, wo zuerst die Wehrmacht und später die Russen lagen. In der DDR fand dort die vormilitärische Ausbildung von Jugendlichen statt. Die Gemeinde war froh, dass diese Brache endlich verschwand und genutzt wurde. Und dass wir jedes Jahr mehr als 8.000 Euro Pacht überweisen, plus Gewerbesteuer.

Schwarzburger: Die Solarparks werten nicht nur hässliche und verseuchte Flächen auf, für die es keine Alternativen gibt. Sie bringen zudem Arbeit in die Region, Gewerbesteuer und Pachtzahlungen.

Kaygusuz: Das Problem dabei: Wir rechnen mit einem Vorlauf zwischen 15 und 24 Monaten, bis wir mit dem Bau des Solarparks beginnen können. Für die Installation brauchen wir einen Monat. Diesen Vorlauf müssen Sie aber vorfinanzieren. Erst wenn alle Genehmigungen eingeholt sind, haben Sie eine Chance, Investoren und Banken ins Boot zu holen.

Schwarzburger: Ihre Projekte in Brandenburg beweisen, dass Megawattanlagen in Deutschland möglich sind. Aber nur auf Konversionsflächen.

Kaygusuz: Und nur unter den aktuellen Bedingungen. Nun will uns Herr Gabriel mit der nächsten EEG-Novelle auch die letzten Möglichkeiten für kommunale Solarparks rauben.

Schwarzburger: Auch kleinere Solarparks auf Konversionsflächen sollen künftig ausgeschrieben werden. Das dürfte dieses Marktsegment lähmen. Denn zunächst muss man die Flächen entwickeln und in Vorleistung gehen.

Kaygusuz: Dazu gehören die Sicherung der Flächen, die Entsorgung der Altlasten wie Teer, Öle und Asbest, Auflagen aus dem Naturschutz, ausgleichende Maßnahmen für abgeholzte Bäume. Da kommen schnell einige Hunderttausend Euro zusammen. Das können die Gemeinden nicht. Hinzu kommen Sicherungen und Kautionen für das Ausschreibungsverfahren. Weil die Prozedur schwerfällig, ungewiss und riskant ist, werden sich private Investoren zurückhalten. Außer mit Photovoltaik kann man solche Branchen aber nicht nutzen. Niemand will dort eine Fabrik oder eine Wohnsiedlung bauen.

www.ka-energy.de

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