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Wien geht kleine Schritte

Die Bucklige Welt – besser bekannt als Land der 1.000 Hügel – ist eine malerische Landschaft am Ostrand der Alpen. Sie ist durchzogen von unzähligen Tälern. Mitten in einem dieser Täler liegt das kleine Örtchen Aspang. Hier hat sich Alfred Pölzlbauer schon vor vielen Jahren mit seinem Unternehmen Elektro EPP auf den Bau von Photovoltaikanlagen spezialisiert.

Was er seinen Kunden anbietet, nutzt er inzwischen auch selbst. Das Dach seines Firmengebäudes in Aspang ist fast perfekt in Richtung Süden ausgerichtet.

Alfred Pölzlbauer hat von seinen Mitarbeitern Module mit einer Leistung von 50 Kilowatt dachparallel installieren lassen. Eigentlich hätte noch mehr Leistung aufs Dach gepasst. Doch der Niederösterreicher will sich nicht ausschließlich auf eine Einspeisevergütung verlassen, um die Anlage zu refinanzieren.

Er will einen möglichst großen Anteil des Stroms im Unternehmensgebäude selbst verbrauchen. Zusammen mit dem Strom, den er an die beiden Mieter im Gebäude liefert, schafft er immerhin 65 Prozent Eigenverbrauchsanteil. Den Rest speist er ins Netz ein und bekommt dafür die Einspeisevergütung, die ihm Wien zugedacht hat.

Für Energieverbrauch optimiert

Damit folgt er einem Trend, der sich in Österreich längst durchgesetzt hat: den produzierten Solarstrom selbst zu verbrauchen. „Während beim Inkrafttreten des Ökostromgesetzes im Jahr 2012 noch ein Fördertarif von bis zu 27,6 Cent pro Kilowattstunde zur Verfügung stand, kommt man jetzt mit einer Investitionssumme von 375 Euro pro Kilowatt installierter Leistung und einem Tarif von 8,24 Cent aus“, rechnet Hans Kronberger, Präsident des österreichischen Branchenverbandes PV Austria vor. „Damit ist das System gekippt. Während es sich vorher gelohnt hat, die gesamte produzierte Strommenge ins Netz einzuspeisen und den Strom zu einem niedrigeren Preis von etwa 20 Cent vom Energieversorger zurückzukaufen, ist es jetzt sinnvoller, möglichst viel Strom selbst zu verbrauchen.“

Zwar sind das Ertragsprofil der Solaranlage und das Lastprofil im Gewerbegebäude bestens aufeinander abgestimmt. Doch mit großen Anlagen wird es schwer, den gesamten Solarstrom selbst zu nutzen. Alfred Pölzlbauer hat sich dazu etwas ausgedacht, was man als radikal zukunftsorientiert bezeichnen kann. Er heizt nämlich auf mehreren Ebenen mit Strom. Dazu hat er überall im Gebäude Infrarotheizkörper angebracht, die mit dem Solarstrom betrieben werden.

Außerdem erwärmt er das Wasser, das im Haus gebraucht wird, mit einer Heizpatrone von My-PV. Diese hat den Vorteil, dass sie sowohl mit dem Gleichstrom aus den Solarmodulen als auch mit Wechselstrom aus dem Netz betrieben werden kann. „Das System verwendet nicht nur Solarstrom für die Wassererwärmung im Warmwasserspeicher, sondern optimiert auch mittels intelligenter Steuerung den Energieverbrauch im gesamten Bereich“, erklärt Pölzlbauer.

Schließlich nutzt das Gerät auch Solarstrom dann, wenn er im Überschuss anfällt, und speichert ihn in Form von Wärme in einen Pufferspeicher.

Inselbetrieb mit eingeplant

Hat er immer noch Solarstrom übrig, speichert Alfred Pölzlbauer diesen in einen Lithiumionen-Akku ein. Der fasst immerhin 15 Kilowattstunden. Ein Teil der Solaranlage speist überhaupt nicht ins Hausnetz ein. Diese 7,7 Kilowatt Leistung sind direkt mit diesem Speicher verbunden.

So kann dieser Teil der Photovoltaikanlage weiter mitbetrieben werden, wenn das gesamte System bei Stromausfall in den Inselbetrieb geht. „Somit können wichtige Geräte wie zum Beispiel unser Server versorgt werden“, sagt Pölzlbauer. „Außerdem kann unser Speichersystem mit jeder bestehenden Anlage zusammenarbeiten und sowohl wechsel- als auch gleichstromseitig laden. Durch den Hybridwechselrichter kann die Anlage auch jederzeit aufgestockt werden, ohne dass man weitere Wechselrichter installieren muss.“

Mit der gesamten Anlagen- und Systemkonzeption kann Elektro EPP einen großen Teil seiner Stromkosten einsparen. Denn die selbst erzeugte Energie ist längst preiswerter als der Strom aus dem Netz. „Außerdem schützen wir so die Umwelt und helfen auf lange Sicht auch den Netzbetreibern“, betont der Niederösterreicher. „Denn sie haben ebenfalls einen Nutzen davon, wenn Energie dezentral erzeugt wird und so das Netz nicht weiter ausgebaut werden muss.“

Das Wiener Wunder

Diese Erkenntnis ist inzwischen sogar bis ins Bundesparlament in Wien vorgedrungen. „Nach mehr als dreijährigem Ringen mit vielen Rückschlägen ist im allerletzten Endspurt der Parlamentssaison noch das Wunder geschehen, dass sich ÖVP, SPÖ und Grüne auf das Verfassungsgesetz geeinigt haben“, sagt Hans Kronberger mit Blick auf die im Oktober anstehenden Neuwahlen in Österreich. „Unsere Forderungen sind im Wesentlichen erfüllt!“

Die Regierungskoalition aus SPÖ und ÖVP musste die Grünen mit ins Boot holen, um die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung der Novelle zu erreichen. Die Grünen wollten aber mehr, als die Regierungsparteien zu geben bereit waren. Letztlich war es dem Verhandlungsgeschick der Grünen und dem Druck der Verbände der erneuerbaren Energien zu verdanken, dass eine durchaus akzeptable Reform herausgekommen ist.

Alle Fördermittel nutzen

So bekommt jetzt unter anderem auch der Eigenverbrauch bei der Förderung der Anlagen in Österreich größere Bedeutung. Denn bisher wurde die Förderung der Anlagen immer entsprechend ihrer Nennleistung reserviert. Da es für den Eigenverbrauch aber keine Einspeisevergütung gibt, blieben am Ende immer Fördermittel übrig. Diese wurden zwar wieder in den Fördertopf geworfen.

Doch die Photovoltaik konnte davon nicht profitieren, da die Errichtungsfristen für die Anlagen mit neun Monaten nach Antragstellung viel zu kurz sind. Dadurch gehen der österreichischen Photovoltaikwirtschaft jedes Jahr zwei Millionen Euro an Fördermitteln verloren, mit denen zusätzliche Solarstromleistung errichtet werden könnte.

Jetzt wird die Summe für die Förderung einer Photovoltaikanlage abzüglich eines durchschnittlichen Eigenverbrauchsanteils bei der Antragstellung reserviert. Damit kann die Photovoltaikbranche endlich das Volumen vollständig nutzen. PV Austria hat ausgerechnet, dass jetzt mit dem gleichen Geld das dreifache Ausbauvolumen der Photovoltaikleistung möglich ist.

Das ist aber nur der erste Schritt. Der jetzt verabschiedeten kleinen Novelle muss eine grundlegende Reform der gesamten Ökostromgesetzgebung folgen. Diese wird schon seit Jahren von den Branchen der erneuerbaren Energien gefordert. Im Bundesrat in Wien weiß das die Politik inzwischen auch. Bleibt zu hoffen, dass Wien in Zukunft größere Schritte macht, um das Potenzial für die Photovoltaik in der Alpenrepublik zu heben.

Noch unter dem alten Förderregime haben Hermann Buchsteiner und Matthias Fischbacher eine Vorzeigeanlage für den Eigenverbrauch errichtet. Die beiden sind Geschäftsführer des Photovoltaikprojektierers und Systemanbieters Dafi in Eben im Salzburger Pongau.

Maßgeschneidertes Konzept

Sie haben von IBC Solar Austria den Auftrag bekommen, ein maßgeschneidertes Konzept für Eigenverbrauchsanlagen zu erstellen, das für fast jeden Gewerbebetrieb anwendbar ist.

Wichtig sei dabei, den Interessenten alle Sorgen abzunehmen und dass man einen vollständigen Service vom Behördengang über die Förderabwicklung bis zur Versicherung und der Auswahl der geeigneten Komponenten anbiete, betonen die beiden Pongauer. Bei Letzterem legen sie vor allem Wert auf die Qualität von Modulen und Wechselrichtern.

Als Musterprojekt für ihr Konzept haben sie sich eines der prominentesten Hotels Österreichs, das Sporthotel Royer in Schladming im Westen der Steiermark unweit der Grenze zu Salzburg, ausgesucht.

Den Besitzer konnten sie mühelos davon überzeugen, dass sich die Photovoltaik für ihn rechnet. Schließlich sinkt durch den Eigenverbrauch des Solarstroms nicht nur die Stromrechnung, sondern es steigt gleichzeitig das Renommee, wenn sich das Hotel als umweltfreundlich in einer malerischen Berglandschaft präsentiert, die die Bewohner anzieht.

Mit Sonnentagen ist der attraktive Wintersportort in der Steiermark üppig gesegnet. Buchsteiner und Fischbacher haben anhand der Einstrahlung, der Neigung und Ausrichtung des Daches und anhand des Lastprofils des Hotels ausgerechnet, dass eine Solaranlage mit einer Leistung von 100 Kilowatt gut passt.

Eine noch größere Anlage hätte zu viel Strom produziert, auch wenn sie ohne Weiteres auf die Dächer des Sporthotels gepasst hätte. Schließlich war die Aufgabe, den Eigenverbrauchsanteil so hoch wie möglich zu treiben.

Das ist gelungen. Von den etwa 100 Megawattstunden, die der Generator pro Jahr produziert, kann das Hotel immerhin 95 Megawattstunden selbst nutzen.

Bei Errichtungskosten von etwa 100.000 Euro für die gesamte Anlage kostet der Solarstrom damit 10,4 Cent pro Kilowattstunde.

Zuzüglich der Steuerersparnis, die bei der Anschaffung der Solaranlage zu erzielen ist, hat das Sporthotel innerhalb von 6,85 Jahren die Investitionskosten über die niedrigeren Strombezugskosten wieder eingespielt.

Komplett selbst finanziert

Auf diese Weise wird die Anlage wirtschaftlich. Das Royer hat den Generator komplett selbst finanziert. Andernfalls kommen noch die Kosten hinzu, die für den Bankkredit anfallen.

Bei den derzeit historisch niedrigen Zinsen sollte dies aber kein Hindernis für die Wirtschaftlichkeit einer gewerblichen Eigenverbrauchsanlage sein.

Unter anderem diese beiden Projekte stellt PV Austria in einem neuen Band vor. Unter dem Titel „Future Loading. Sonnenstrom optimal nutzen“ präsentiert der Verband eine Reihe von Projekten, bei denen vor allem ein möglichst hoher Eigenverbrauch im Mittelpunkt steht. Damit zeigen die Branchenvertreter, wohin die Reise der Photovoltaik in Österreich geht.

www.pvaustria.at

PV Austria

Programm für Speicherkonferenz steht fest

Um den Eigenverbrauch zu erhöhen, ist ein Speicher regelrecht obligatorisch. Nur selten gelingt das, ohne den Strom zwischenzulagern. Der Bundesverband PV Austria hat sich mit dem ersten Speicherkongress schon vor acht Jahren darauf eingestellt, dass sich der Speichermarkt in Österreich schnell entwickeln wird, je mehr der Eigenverbrauch wirtschaftlich ist.

Einen tiefen Einblick in die neusten Entwicklungen erhalten die Installateure und Planer auch auf der diesjährigen Speichertagung, die am 10. Oktober in Wien stattfindet. Im Mittelpunkt wird zudem die Ökostromgesetzesnovelle stehen, mit der auch die erste österreichweite Speicherförderung beschlossen wurde. Hier geht es vor allem darum, welche Auswirkungen die Gesetzesänderung für den Markt in der Alpenrepublik hat und wie die aktuelle Situation für den Vertrieb und die Installation von Stromspeichern aussieht.

Mit der zunehmenden Nachfrage nach Speichern steigt bei den Installateuren auch das Bedürfnis nach Informationen zu diesem Thema. So bekommen sie erklärt, wie Speicher flexibel und wirtschaftlich eingesetzt werden können, wie ein Schwarmspeicher funktioniert und welche Vorteile dieser hat. Zudem erhalten die Teilnehmer einen Überblick über den aktuellen Stand bei der Entwicklung von Normen für die Installation, den Betrieb, die Wartung und das Recycling von Stromspeichern. Außerdem werden herausragende Projekte präsentiert und das Elektroauto als mobiler Solarstromspeicher behandelt. Zur Eröffnung der Konferenz wird Urban Windelen, Präsident des deutschen Bundesverbandes Energiespeicher (BVES), über die Erfahrungen mit dem Ausbau der Speicherkapazität in Deutschland berichten.

www.pvaustria.at

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