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Speicher ab Januar gefördert

Österreich rüstet sich für den Speicherboom. Das Thema brennt den Installateuren und Planern unter den Nägeln. Immerhin sind mehr als 400 von ihnen nach Wien gereist, um sich auf dem Speicherkongress von PV Austria über die neuesten Entwicklungen zu informieren. „Es ist die größte Speichertagung, die wir bisher durchgeführt haben“, freut sich Hans Kronberger, Präsident von PV Austria.

Der Grund für das starke Interesse am Speicher ist neben der allgemeinen Marktentwicklung die neue bundesweite Förderung. Sie beginnt zum Jahreswechsel und läuft bis Ende 2019. Sechs Millionen Euro stehen für jedes der beiden Jahre zur Verfügung.

Wien unterstützt so den Speicherzubau mit einem Investitionszuschuss von 500 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Voraussetzung ist, dass der Speicher in eine bestehende oder neue Photovoltaikanlage integriert wird.

Zudem muss der Anlagenbetreiber mindestens 0,5 Kilowattstunden pro Kilowatt installierter Photovoltaikleistung errichten. Allerdings darf der Speicher auch nicht zu groß werden. Denn die Förderung ist auf zehn Kilowattstunden Speichervolumen pro Kilowatt installierter Anlagenleistung begrenzt.

30 Prozent Investitionszuschuss

Eine grundsätzliche Höchstgrenze für das Gesamtspeichervolumen besteht nicht. Zwar bekommt der Investor nur maximal 30 Prozent der Investitionskosten aus dem Fördertopf erstattet. Doch die Unterstützung ist so interessant, dass viele sehnsüchtig auf den Zuschuss warten.

Das bekommen die Anbieter von Speichersystemen derzeit zu spüren. Denn die potenziellen Kunden stellen die Investition momentan oft erst einmal zurück, bis die Förderung beginnt. Bei einer sinnvollen Größe des Speichers für Privathaushalte von drei bis fünf Kilowattstunden ist der dann zu erwartende Zuschuss in Höhe von 1.500 bis 2.500 Euro nicht zu verachten. Das Abwarten lohnt sich offensichtlich.

Ob es nach dem Jahreswechsel zu einem ähnlichen Andrang auf die Speicherförderung kommt, wie es von der Unterstützung für Photovoltaikanlagen bekannt ist, bleibt noch abzuwarten. Die Befürchtung geht aber in die Richtung, dass es dann zu einem regelrechten Ansturm auf die Investitionszuschüsse kommt.

Denn der Hauseigentümer stellt zunächst den Förderantrag bei der Abwicklungsstelle für Ökostrom Oemag. Bis dahin darf er das Gerät beim Installateur oder Lieferanten noch nicht rechtsverbindlich ordern. Erst wenn er die Förderzusage hat, darf er mit dem Bau des Systems beginnen.

Innerhalb von einem Jahr muss die Anlage in Betrieb gehen und der Betreiber sich den Investitionszuschuss bei der Oemag abholen. Andernfalls gilt der Förderantrag als zurückgezogen. Die Frist bis zur Inbetriebnahme kann die Oemag in Einzelfällen allerdings auch schon mal um sechs Monate verlängern.

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) hat eine Roadmap für den Speicherzubau angekündigt. „Diese Speicherroadmap, die vom Klima- und Energiefonds initiiert wurde, steht kurz vor der Fertigstellung, und die ersten Ergebnisse liegen bereits vor“, erklärt Michael Hübner vom BMVIT. „Es geht darum, Speicher in Reallaboren zu testen und zu sehen, wie die Technologie in das bestehende System integriert werden kann“, sagt er.

Quartierspeicher testen

Bettina Bergauer vom Bundesumweltministerium ergänzt: „Wir stoßen mit der Photovoltaik irgendwann an die Grenzen unseres Stromsystems, und dann brauchen wir die Speicher. Ob es dann die beste Lösung ist, dass jeder seinen eigenen Speicher im Keller hat, oder ob Quartierslösungen mit gemeinsamer Speichernutzung besser sind, wird sich noch herausstellen.“

Deshalb fördert das Bundesumweltministerium über den Klima- und Energiefonds die Erstellung von solchen Quartierskonzepten im Rahmen der Unterstützung von Klima- und Energiemodellregionen.

Doch nicht nur die elektrochemischen Speicher – im Keller oder in der Nachbarschaft – standen auf dem Programm der Speichertagung. „Denn die Energiewende bedeutet auch, dass der Anteil des Stroms am Gesamtenergieverbrauch steigen wird“, erklärte Hans Kronberger mit Blick auf die Sektorkopplung. „In Zukunft werden intelligente Raumwärme und Elektromobilität gefragt sein.“

Aktueller Stand der Normung

Die Sicherheit von Speichersystemen hat Thomas Becker, Geschäftsführer von ATB Becker, betrachtet. Er hat den aktuellen Stand der Entwicklung von Normen für Stromspeicher vorgestellt. „Speicher sind noch eine relativ junge Technologie, und deshalb ist die Normung auf diesem Gebiet noch nicht so weit vorangekommen“, sagt er.

Doch immerhin wurde im vergangenen Jahr mit der ÖVE R 20 schon ein erster Aufschlag gemacht. „Diese Norm löst aber nur das Problem, wie der Installateur einen Speicher in eine Photovoltaikanlage und ein bestehendes Haussystem einbinden kann”, sagt Becker. „Anforderungen an die Aufstellung des Speichers werden darin nicht geregelt.“ Das werde künftig in einer ÖTB-Richtlinie geregelt, kündigt Becker schon mal an. „Der erste Entwurf existiert bereits“, sagt er.

www.pvaustria.at

Patrick Jüttemann vom Kleinwindkraftportal

Was für eine grandiose Entwicklung!

Was für eine grandiose Entwicklung der PV-Branche in den letzten zehn Jahren! Die Systemkosten pro Kilowatt Leistung sind zwischen 2006 und 2016 um 75 Prozent gesunken. Das gilt für Aufdachanlagen mit einer Leistung zwischen zehn und 100 Kilowatt. Als Expertenblatt kann man sich kaum eine bessere Branche wünschen.

Sicherlich gab es auch kritische Zeiten für den Photovoltaiksektor. Der Übergang von der Einspeisevergütung hin zum Eigenverbrauch hat in der deutschen Solarbranche Spuren hinterlassen. Nichtsdestotrotz wird die Photovoltaik in Deutschland und weltweit eine fantastische Zukunft haben. Wesentlicher Treiber werden die sinkenden Preise für Batteriespeicher sein, forciert durch den Übergang zur Elektromobilität.

Als Experte für Mini-Windanlagen für den Hausgebrauch kann ich das gut beurteilen:

Das Branchenmagazin photovoltaik ist thematisch viel breiter aufgestellt, als der Name vermuten lässt. Es gibt kaum eine Energietechnik-Fachzeitschrift, die so oft über Kleinwindkraftanlagen berichtet hat wie photovoltaik. Für die lange und dunkle Winterzeit unserer Klimazone bieten sich Mini-Windanlagen als zusätzlicher Stromerzeuger an.

Die Redaktion um Heiko Schwarzburger hat schon immer den Blick für die erneuerbare Energieversorgung als Ganzes gehabt: Photovoltaik für Strom und Wärme, Kleinwindkraft, BHKW, Energiespeicher, Leistungselektronik, Energiemanagement etc.

Die Thematik wird jedes Jahr komplexer. Die photovoltaik hilft dabei, den Überblick zu behalten. Für jedes Projekt muss bei den vielen technischen Möglichkeiten ein optimales System gefunden werden. Mit der wachsenden Bedeutung des Eigenverbrauchs wird die intelligente Optimierung von dezentralen Systemen immer mehr zum Wettbewerbsvorteil.

Mein Blick in die Zukunft: In zehn Jahren werden annähernd 100 Prozent aller neuen Häuser eine Photovoltaikanlage inklusive Batteriespeicher haben. Das wird kaufmännische Logik sein. Mein Traum: ein Haus auf dem Land mit einem autarken Hybridsystem, bestehend aus Photovoltaik, Kleinwindanlage und Batteriespeicher. Die eigene Tankstelle für das Elektroauto vor der Tür.

Wie weit werden solche Systeme beim 20-jährigen Jubiläum der Fachzeitschrift photovoltaik sein? Ich freue mich schon auf die Rückschau in zehn Jahren …

Patrick Jüttemann betreibt ein Webportal für Kleinwindanlagen.

www.klein-windkraftanlagen.com

Gebäudeintegration

Schönste Solaranlage gesucht

Die Technologieplattform Photovoltaik Österreich (TPPV) lobt erstmalig einen Innovationsaward für bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) aus. Alle Architekten, Bauherren, Planer, Eigentümer und Unternehmer, ob privat oder gewerblich, industriell oder öffentlich, können bis zum 10. Februar 2018 ihre Projekte einreichen. Danach begutachtet eine internationale Expertenjury die abgegebenen Bewerbungen. Auf dem nächsten Photovoltaikkongress des Branchenverbandes PV Austria am 20. März 2018 wird dann das innovativste Kraftwerk in der Gebäudehülle mit dem Innovationsaward ausgezeichnet.

Es werden Preise in zwei Kategorien vergeben. So prämiert die Jury bereits realisierte Projekte. Dabei muss der Bezug zu Österreich eindeutig gegeben sein, auch wenn die Anlage nicht in der Alpenrepublik errichtet wurde. Einen weiteren Preis gibt es für ein Projekt, das sich zwar noch im Entwurfsstadium befindet, das aber unmittelbar vor der Realisierung steht.

Zudem verleiht die Jury einen Sonderpreis für visionäre Konzepte. Hier ist das Hauptkriterium, dass das Projekt technisch dargestellt und visualisiert ist und physikalisch machbar sein muss. Dabei sind nicht die Kosteneffizienz oder die technische Umsetzbarkeit vorrangig. Die konkreten Beurteilungskriterien der Jury und Teilnahmebedingungen hat die TTPV auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

www.tppv.at

Olaf Wollersheim von Solarwatt Innovation

„Die Entwicklung zum Glück nicht verhindert“

Wo waren Sie vor zehn Jahren tätig und woran haben Sie gearbeitet?

Olaf Wollersheim: Vor zehn Jahren war ich Wissenschaftler im Institut für Nanotechnologie am Forschungszentrum Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie. Damals haben wir zu allen möglichen Nanomaterialien gearbeitet, die man für Ionenbatterien braucht. Diese Stoffe gab es seinerzeit nur in Mengen von wenigen Milligramm – wenn man Glück hatte. Die enorme Verbreitung, die solche Batterien einmal erfahren würden, war damals kaum vorhersehbar.

Wann begann diese Entwicklung?

Eigentlich schon 1995, als Sony die ersten Lithium-Kobalt-Zellen auf den Markt brachte. Bald danach erzielten andere Hersteller die ersten Durchbrüche mit Lithium-Eisenphosphat. In Deutschland war es die Firma Südchemie, die dazu eigene Patente hatte und die Batteriematerialien produzierte.

Hat Sie der steile Aufschwung der Speicherbatterien in den vergangenen Jahren überrascht?

Nachdem um 2010 oder 2011 klar wurde, welche Leistungsfähigkeit die Speicher erzielen würden, hat mich etwas anderes viel mehr überrascht: Wie stark der Widerstand der alten, fossilen Technologien sein würde. Und mich hat überrascht, wie wenig die Politik diese Entwicklung erkannt oder mitgestaltet hat. Deshalb wurde die Entwicklung gebremst, zum Glück nicht verhindert. Ein gutes Beispiel sind die Elektrobusse. Ein fehlender Gestaltungswille der Politik und die späte Einsicht der Fahrzeughersteller haben dazu geführt, dass deutsche Stadtwerke heute elektrische Busse in China, den Niederlanden oder Polen kaufen müssen. Das hätte anders laufen können, mit Werken bei uns in Deutschland.

Sind Sie der Wissenschaft noch verbunden?

Ich arbeite nicht mehr als Wissenschaftler. Aber ich halte noch Kontakt zu früheren Kollegen oder informiere mich über Vorträge auf Kongressen, um das Ohr am Puls der Zeit zu halten. Allerdings bin ich weiterhin in der Entwicklung von Speichersystemen tätig.

Bei Solarwatt sind Sie für die Entwicklung neuer Stromspeichersysteme zuständig. Wie läuft der Markt in diesem Jahr?

Wir erwarten, dass wir unseren Marktanteil in diesem Jahr verdoppeln werden. Das ist sehr ordentlich. Freilich, man kann sich immer noch mehr wünschen. Wir sind lieferfähig, aber so eine Mengensteigerung ist auch immer eine große Herausforderung. Momentan boomt die deutsche Industrie in allen Branchen, deshalb sind die Lieferanten mit allen Materialien und Komponenten knapp und unter Druck, den Lieferverpflichtungen nachzukommen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, dessen bin ich mir bewusst. Aber die Nachfrage nach Kupfer, Kobalt, Nickel oder Lithium ist dermaßen hoch, dass es in der Lieferkette gewaltig knirscht und zwar für alle Speicherhersteller, die auf diese Rohstoffe zurückgreifen. Zum Glück können wir uns auf einen guten Einkauf und langfristige Lieferbeziehungen stützen.

Worin sehen Sie die Herausforderungen der kommenden Jahre?

Die Speicherbranche befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Sie ist noch keine reife Branche mit 30 oder 40 Jahren Erfahrung. Die Innovationszyklen sind sehr kurz, alle 1,5 bis zwei Jahre kommen neue Speichersysteme auf den Markt. Das wird zwangsläufig zu einem Prozess der Konsolidierung führen. Denn der Kapitalbedarf, um Wachstum und Entwicklung zu finanzieren, ist hoch; ebenso der Wettbewerbsdruck.

Wie meinen Sie das?

Im Moment kämpfen alle, um Marktanteile zu gewinnen. Davon profitieren die Kunden. Aber nur die wenigsten können so Geld verdienen, denn das erforderliche Wachstum muss man jetzt vorfinanzieren.

Wo sehen Sie die Branche in zehn Jahren?

Photovoltaik und Stromspeicher werden in Gebäuden zum Normalfall, so normal wie eine Heizungsanlage. Ich schätze, der Markt wird weltweit auf bis zu 500.000 Systeme im Jahr anwachsen.

Und wo sehen Sie Solarwatt im Jahr 2027?

Wir werden weiterhin dafür arbeiten, unseren Kunden die Versorgung mit erneuerbaren Energien zu bieten, zu einem möglichst hohen Anteil. Das motiviert unsere Mitarbeiter, das motiviert mich persönlich auch sehr stark. Dies entspricht meiner Überzeugung, und man arbeitet ja nicht fürs Geld allein.

Dr. Olaf Wollersheim ist Geschäftsführer von Solarwatt Innovation in Frechen.

www.solarwatt.de

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