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„Oft ist es ein Trauerspiel“

Schwarzburger: Die Wartung von Photovoltaikanlagen ist in aller Munde. Dabei wurden die Anlagen – zumindest früher – als wartungsfrei verkauft. Auf Kongressen und in Foren werden Schreckensbilder gezeigt: ausgebrannte Wechselrichter, Hotspots in Modulen oder blanke Kabel.

Dürschner: Was nach Anekdoten klingt, ist in Wahrheit oft ein Trauerspiel. Immer wieder finde ich abgebrannte Steckverbinder und beschädigte Stringleitungen, die zudem dauerhaft in Feuchtigkeit liegen. Dafür sind sie aber nicht ausgelegt. Bei jeder Sichtkontrolle sollte man unbedingt die Leitungsbefestigung hinter den Modulen prüfen. Auch ein „UV-beständiger“ Kabelbinder hält drei bis vier Jahre, nie 20 Jahre.

Schwarzburger: Bei den meisten Anlagen wäre schon viel gewonnen, sie einmal im Jahr mit professionellem Blick zu inspizieren. Aber selbst daran hapert es oft.

Dürschner: Ja, es wäre ein Anfang, wenn der Betreiber oder der Installateur im Frühjahr nachschaut, ob der Winter Schäden hinterlassen hat. Nach Stürmen oder Hagelschlag empfiehlt sich eine Sichtprüfung außer der Reihe. Allerdings ist die Inaugenscheinnahme noch keine Wartung. Aber sie ist eine Voraussetzung, um die Wartung einzuleiten.

Schwarzburger: Vielleicht sollten wir eine Idee der Autoindustrie aufnehmen und für jede Anlage ein Scheckheft fordern.

Dürschner: Viel besser wäre es meines Erachtens, ein Betriebstagebuch zu führen. Darin werden die monatlichen Zählerstände vermerkt, besondere Witterungsereignisse, Schäden und Reparaturen und die Maßnahmen zur eigentlichen Wartung.

Schwarzburger: Eigentlich kann ein ordentliches Monitoringsystem diese Aufgabe übernehmen. Dort sieht man schnell, ob die Betriebswerte aus dem Ruder laufen, ob sich an der Anlage ein Fehler eingeschlichen hat.

Dürschner: Über fortlaufend aufgezeichnete Betriebsdaten kann ich Abweichungen sehr gut erkennen. Das erlaubt es, die Wartungsintervalle zu strecken, wenn man die Monitoringdaten ständig im Blick hat. Bei kleinen Anlagen reichen die Analyse der monatlichen Erträge und die aktuellen Betriebsdaten am Wechselrichter oder das Betriebstagebuch.

Schwarzburger: Viele Anlagen sind verwahrlost, was die Wartung betrifft. Sollten Installateure die Chance nutzen und beim Betreiber klingeln: Mein Herr, meine Dame, mir ist an Ihrer Anlage etwas aufgefallen!?

Dürschner: Das würde ich nicht machen. Die Leute mögen es nicht, wenn man ungefragt bei ihnen auf der Matte steht. Gefällt mir ja auch nicht. Aber man kann gezielt Flyer in die Briefkästen werfen.

Schwarzburger: Vernachlässigte Anlagen in die Wartung zu bekommen ist verlockend. Aber man muss das Misstrauen der Leute überwinden, das stimmt. Oft ist es der erste Kontakt mit einem neuen Solarkunden. Wenn der klappt, kommen die Nachbarn von allein.

Dürschner: Ja, und man könnte es wie beim Baumschnitt machen: Da kommt der Gärtner einmal angefahren und schneidet mehrere Bäume im Quartier. Die Nachbarn teilen sich die Kosten, An- und Abfahrt fallen nur einmal an.

Auf Seite 22 lesen Sie ein ausführliches Interview.

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