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Ideen sind gefragt

Zwar stieg die Anzahl der Azubis für Elektro- und Informationstechnik in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf inzwischen 41.511 jährlich. Das sind knapp sechs Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Doch offensichtlich gehen zu viele Ältere in den Ruhestand: Die 53.750 Betriebe haben aktuell 481.000 Mitarbeiter. 10.000 weniger als im Jahr 2017.

Nach Auskunft des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) sucht jeder zweite Betrieb Mitarbeiter. Schließlich weitet sich das Arbeitsfeld aus: Aus den Kabelverlegern und Strippenziehern von einst sind Elektromeister geworden, die sich vom Brandschutz bis zur Photovoltaik auskennen müssen.

Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern und Azubis ist Chefsache. Vor Jahren lief das leichter. Mehr denn je müssen Inhaber Zeit und Geld investieren, strategisch vorausdenken und Ideen entwickeln. Die Umsetzung der konkreten Schritte kann dann in anderer Hand liegen. Etwa wenn sich Betriebe in Schulen oder auf Ausbildungsmessen präsentieren: Dann sind Lehrlinge im zweiten Ausbildungsjahr im Gespräch mit gleichaltrigen Bewerbern viel überzeugender als der ältere Chef.

Eine weitere einfache und wirksame Möglichkeit, potenzielle Azubis kennenzulernen und für die Photovoltaikbranche zu interessieren, ist ein Praktikum. Doch das funktioniert nur, wenn die jungen Menschen beschäftigt werden. Stundenlanges Zuschauen und Leerlauf langweilen und wecken ganz sicher nicht das Interesse an einem Ausbildungsbetrieb. Schlimmer noch: Die enttäuschten Praktikanten erzählen von ihrem Erlebnis in der Schule.

Praktikanten sinnvoll beschäftigen

Wenn Betriebe Praktika anbieten, sollte sich eine Person intensiv um die potenziellen Azubis kümmern. Wie man einen Neuling fünf Tage lang beschäftigt, will vorher überlegt sein.

Wenn es nicht genügend Aufgaben gibt, ist es besser, ihn nach nur sechs Stunden wieder nach Hause schicken. Neben der konkreten Aufgabe ist Wertschätzung ausschlaggebend. Diese zeigt sich in Aufmerksamkeit, ehrlichen Rückmeldungen und Ermutigungen. Doch am Anfang steht immer die Frage, wie man als Betrieb erfolgreich zu jungen Menschen Kontakt aufnehmen kann. Folgende Beispiele sind nachahmenswert.

Kostenloser Nachhilfeunterricht

Der Dachdecker Lars Thullesen aus Schleswig hat einen Lehrer in Teilzeit eingestellt, der Schülern der siebten bis neunten Klasse kostenlosen Nachhilfeunterricht gibt. So lernt er jüngere Menschen kennen und kann sich von deren Charakter und Engagement überzeugen.

Und natürlich stellt er sich und seinen Betrieb gegenüber den Schülern vor: Durch dieses Engagement gewinnt er Jugendliche für seinen Betrieb. Und die danken es ihm: Mehrere Landessieger, Bundessieger und einen Vize-Weltmeister hat der Betrieb ausgebildet.

In der Innung engagieren

Der Schreinermeister Marcus Brenner engagiert sich in der Innung und nimmt den ausgelernten Lehrlingen die Prüfung ab. Oft lernt der Master of Arts interessante Gesellen kennen, die gut zu seinem Betrieb, der auf Innenausbau spezialisiert ist, passen. Umgekehrt ist der Möbeldesigner ein interessanter Chef für die Gesellen. Das Problem, Azubis oder Mitarbeiter zu finden, kennt der Schwabe nicht.

Bewerbungen gut managen

Wolfgang Kempfle ist Chef des Photovoltaikdienstleisters ESS Kempfe. Er setzt seit einem Jahr auf die Bewerbermanagement-Software Coveto. Er kann inzwischen unter mehreren Bewerbern den passenden neuen Mitarbeiter aussuchen. Zudem spart er Zeit.

Weniger als eine Stunde benötigt er für Ausschreibung und Veröffentlichung in den passenden Fachportalen. Eingegangene Bewerbungen teilt er über die Software mit seinen Kollegen, denn deren Feedback ist ihm wichtig. Gut, dass dafür keine Bewerbermappen im Unternehmen herumwandern müssen.

Facebook-Gruppen nutzen

Dirk Eckart treibt sich oft in Facebook-Gruppen für Gerüstbauer herum. Der Chef des Spezialgerüstbauers Gemeinhardt postet gezielt Stellenanzeigen, präsentiert seine aktuellen Projekte und wirbt für „Sicherheit in Perfektion“, so der Firmen-Claim.

Ein Düsseldorfer und ein Münchener Gerüstbauer zogen deshalb sogar um: aus den attraktiven Städten nach Roßwein bei Dresden. Einerseits reizten die beiden die besonderen Herausforderungen des Sondergerüstbauers, andererseits können die jungen Männer anderswo kaum günstigeren Wohnraum finden.

Quereinsteigern eine Chance geben

Viele junge Menschen quälen sich durch das Abitur, weil das Handwerk wenig lukrativ erscheint, und ergreifen einen Bürojob. Malzers Backstube machte sich deren Unzufriedenheit zunutze und bietet Quereinsteigern offensiv einen einfachen Branchenwechsel an. Mit Erfolg: In der Produktion haben fast 40 Prozent der Belegschaft ursprünglich einen anderen Beruf gelernt, im Verkauf ist es ein Drittel. Der Ruhrpott-Bäcker profitiert von deren anderer beruflicher Sichtweise.

Wer kann die tatsächlichen Arbeitsverhältnisse im Betrieb besser beurteilen als die eigenen Mitarbeiter? Davon lebt etwa die Plattform Kununu, auf der Mitarbeiter ihr Unternehmen bewerten. Tatsächlich sind das die überzeugendsten Botschafter für wirklich gute Arbeitgeber.

Eigene Mitarbeiter einbeziehen

Die IT-Schmiede Easysoft hat in den vergangenen beiden Jahren 60 Prozent ihrer knapp 30 neuen Mitarbeiter über Mitarbeiterempfehlungen gewonnen.

Wenn Stellenausschreibungen an Onlineportale und Zeitungen geschickt werden, erhalten vorab die Mitarbeiter dieselbe Information. Ein Vorteil für das Unternehmen: Freunde teilen in aller Regel die gleichen Werte, passen höchstwahrscheinlich gut zum Unternehmen. Übrigens: Geschäftsführer Andreas Nau zahlt keinen Finderlohn. Den Mitarbeitern reicht, dass sie die Arbeitsatmosphäre mit Bekannten teilen.

Außenseitern eine Chance geben

Ein Dachdecker im Schwäbischen gab einem Gesellen, der eine Gefängnisstrafe abgesessen hatte, eine Chance. Ein Aluminium-Schmied aus der Gegend von Dresden stellte eine Schwerbehinderte ein und organisierte einen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen entsprechenden Stuhl.

Beide Mitarbeiter waren begeistert, dass sie eine Chance bekamen, und haben das Vertrauen ihres Chefs in den vergangenen Jahren mit guten Leistungen mehr als gerechtfertigt.

Arbeitsatmosphäre muss stimmen

Der Malermeister Günther Münzenmaier traf sich an einem Freitagnachmittag pro Monat mit allen Mitarbeitern. Fragestellung: Wie können wir im Arbeitsalltag besser zusammenarbeiten und was ist realisierbar?

Schon diese Besprechung mit einem externen Moderator drückte Wertschätzung aus: Seine zehn Mitarbeiter sind ihm wichtiger als zwei, drei Aufträge, die sonst in dieser Zeit erledigt werden könnten.

Und er geht einen Schritt weiter: Der Chef will von seinen Mitarbeitern wissen, wie sie ihren Job besser und stressfreier erledigen können. Dadurch beteiligt er sie. Und es gilt als Binsenweisheit, dass Menschen ihre Arbeit als weniger belastend und stressig erleben, wenn sie sie mitgestalten können.

Coveto

Zeit sparen bei der Personalsuche

Coveto hat sich auf das Bewerbermanagement von kleinen und mittelständischen Betrieben spezialisiert und unterstützt seine Kunden zudem mit einer schnell umsetzbaren Strategie zur Personalgewinnung. Die Software lässt sich an die Arbeitsabläufe der einzelnen Betriebe anpassen. In einem Beratungsgespräch werden die Arbeitsschritte und Regeln definiert. Beispielsweise kann die Software bei Eingang einer Bewerbung eine automatische Eingangsbestätigung versenden. Berechtigte Mitarbeiter können die Bewerbungen einsehen und beurteilen. So sieht auch der Chef, was seine Vertrauenspersonen im Betrieb von der Bewerbung halten. Der Hauptnutzer im Betrieb erhält eine ausführliche Onlineschulung. Für sporadische Nutzer gibt es fünfminütige Videos, die spezielle Schritte erklären.

www.coveto

Veranstaltungstipp

Forum Handwerk Digital im November in Stuttgart

Handwerksunternehmen wollen genau wissen, was hinsichtlich Digitalisierung heute bereits möglich ist und was sie morgen erwartet. Antworten darauf gibt das Forum Handwerk Digital. Diese Initiative ist sowohl als Anlaufstelle im Internet als auch als echtes Veranstaltungsformat ein Garant für kompetente Beratung, praxisbezogenen Service und inspirierende Lösungsansätze für die eigene Digitalisierung.

Der Gentner Verlag und die SBZ sind Medien- und Kooperationspartner des Forums.

Der Kongress findet am 7. November 2019 statt. Veranstaltungsort ist das Tagungszentrum „Room2rent“ in Kernen bei Stuttgart. Beginn ist um 9.30 Uhr. Die Teilnahme kostet 199 Euro.

Die Themen im Überblick:

  • Tablet und Co.: Aufträge mobil schnell und sicher abwickeln
  • Kundendaten richtig verwalten: weniger Aufwand und mehr rechtliche Sicherheit
  • Online eine Marke werden, neue Mitarbeiter finden und Kunden begeistern

Workshops am Nachmittag vertiefen die Themen.

www.forum-handwerk-digital.de

Der Autor

Jens Gieseler

ist Wirtschaftsjournalist und seit 2008 Partner von Der Medienberater. Die Agentur hat sich auf Pressearbeit und Unternehmenskommunikation für kleine und mittelständische Un-ternehmen spezialisiert.

www.der-medienberater.de

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