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Den österreichischen Speichermarkt unter die Lupe genommen

Auf der Speichertagung in Wien haben die Referenten das Thema von allen Seiten beleuchtet. Das Credo: Technisch sind die meisten Probleme gelöst. Aber es gibt noch zu viele administrative Hürden und die Normung hinkt dem Stand der Technik noch hinterher. Das behindert den Speicherausbau in der Alpenrepublik.

Das Speichern von Solarstrom ist heute technisch kein Problem mehr. Selbst Geschäftsmodelle sind schon entwickelt. Allerdings stehen die regulatorischen Rahmenbedingungen einem Ausbau von Speichern im Weg. So lautet das Credo der Speicherkonferenz in Wien, die der österreichische Bundesverband PV Austria organisiert hat. Spezialisten aus unterschiedlichen Fachgebieten haben sich mit dem Thema Stromspeicher auseinandergesetzt.

Für Preissenkungen muss Zubau weitergehen

So sieht Georg Lettner von der Energy Economics Group der TU Wien ein zentrales Geschäftsmodell für Hausspeicher in der Maximierung des Eigenverbrauchs. Aufgrund der sinkenden Speicherpreise wird dieses Modell auch mit den im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Strompreisen für Haushalte und Gewerbetreibende rentabel sein. Andreas Gutsch von Karlsruher Institut für technologie (KIT) gibt eine Vorstellung davon, in welche Richtung sich die Speicherpreise entwickeln. „In nicht allzu ferner Zukunft wird der Preis für den Solarstrom bei 16 Cent pro Kilowattstunde liegen, inklusive Speicher“, sagt er. „Deshalb wird in zwei bis drei Jahren der Speicher im Gebäude so selbstverständlich sein, wie heute das Smartphone in der Tasche. Die Verbreitung von Speichern wird nicht aufzuhalten sein.“ Die treibende Kraft bei der Preisreduzierung wird weiterhin die Elektromobilität sein. Aber diese kann nur dazu beitragen, dass die Zellen billiger werden. Um das gesamte System billiger zu bekommen, müssen die stationären Anwendungen mithelfen. Dann wird es Skaleneffekte geben, die auch die gesamte Software und Steuerung betreffen. So werden die Speicherpreise zwar sinken. Allerdings werden sie nur zurückgehen, wenn jetzt schon Speicher zugebaut werden. „Wenn alle darauf warten, dass es billiger wird, baut niemand einen Speicher und dann wird es nicht billiger“, lautet die zentrale Botschaft zum Thema Preissenkungen.
Ein Anreiz bei den durchaus noch langen Amortisationszeiten ist die Förderung. In Österreich gibt es bisher noch kein bundesweites Förderprogramm. Allerdings haben einzelne Bundesländer wie Salzburg, Oberösterreich und Wien einzelne Unterstützungsprogramme aufgelegt, deren Wirksamkeit derzeit ausgewertet werden.

Sicherheit steht im Mittelpunkt

Ein zentrales Thema war die Sicherheit der Systeme. So bemängelt Johann Mayr vom Austrian Institute of Technology (AIT), dass es bisher noch keine einheitliche Sicherheitsnorm für die Batteriespeicher in Österreich gibt. „Der Stand der Normung in Österreich ist kein Stand, sondern eine langsame Bewegung“, fasst er die Situation zusammen. „Wir rechnen damit, dass bis Mitte des kommenden Jahres die ersten fertigen Richtlinien vorliegen.“ Die angestrebte Richtlinie R20 leigt derzeit noch auf den Tischen der Normungsgremien. Dabei unterscheidet Mayr zwischen der Betriebs- und der Personensicherheit. Die Betriebssicherheit muss dabei eine sogenannte Ein-Fehler-Sicherheit sein. Dabei geht es nicht nur um Anforderungen an die Batteriezellen, sondern auch an die Batterieüberwachung und die Batteriesteuerung. „Konkret bedeutet dies, dass jedes Batteriemodul über ein Batteriemanagementsystem kontrolliert und genau überwacht wird“, erklärt Johann Mayr. „Wenn ein Batteriemanagementsystem einen Fehler anzeigt, muss das gesamte System sofort abgeschaltet werden.“

Mayr hat den aktuellen Stand der Normung genau beschrieben. Das gesamte Regelwerk wird auf der ÖNorm-Serie 8001 basieren. Zumindest über diese ist derzeit die elektrische Sicherheit abgedeckt. Die große Lücke besteht aber hinsichtlich der chemischen Sicherheit. Denn die Batteriesysteme, die verbaut werden, sind allesamt elektrochemische Speicher. Welche Risiken dabei bestehen und was ein falsch oder schlampig zusammengebautes Lithiumionen-System anrichten kann, hat Andreas Gutsch vom Karlsruher Institut für Technologie eindrucksvoll geschlidet.

Speicher netzdienlich betreiben

Aber am Markt sind inzwischen gute und sichere Lösungen vorhanden. „Der Stand der Technik ist da schon weiter als die Normung“, kritisiert Mayr. Auch der Strommarkt ist noch längst nicht auf die Stromspeicher vorbereitet. So kritisert Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer von Fenecon, dass ein Markt für Netzdienstleistungen noch völlig fehlt, der die Installation von Speichersystemen ankurbeln würde. „Die Speicher sind bestens geeignet, im Nieder- und Mittelspannungsnetz die Probleme zu beheben, die wir jetzt schon haben“, erklärt Peter Sinowatz von Netz Burgenland. „Aber das kann nur funktionieren, wenn die Speicher netzdienlich verbunden werden. Wenn sie rein marktorientiert betrieben werden, dann werden sie die Netzstabilität schwächen.“Aber es fehlen gerade die Anreize die Speicher netzdienlich zu betreiben. Derzeit geht es noch im die Erhöhung des Eigenverbrauchs.

Dass die Netze auch weiterhin gebraucht werden, darüber lassen die Referenten keinen Zweifel. Die Herausforderung ist, die Netze auch mit wachsenden Anteilen flukuierender erneuerbarer Energien stabil zu halten. Dafür sind die Speicher bestens geeignet. „Einen Speicher ins Netz reinsetzen und den zu betreiben ist technische gar kein so großes Problem“, weiß Christian Bairhuber von der österreichischen Niederlassung von IBC Solar. „Es scheitert aber immer wieder an der Bürokratie, mit der wir uns selbst behindern.“ (Sven Ullrich)