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Strom aus dem Asphalt

Die Franzosen planen, 1.000 Kilometer Straße mit Photovoltaik zu bekleben. Die neuen Module könnten auch Elektroautos voranbringen. Denn Ladesäulen sind bislang rar und die geringe Reichweite der Stromer schreckt noch viele vom Kauf ab. 

Der Strom liegt auf der Straße, man muss ihn nur aufsammeln. So könnte es künftig im Volksmund heißen, wenn sich das revolutionäre Projekt auch hierzulande durchsetzt. In knapp fünf Jahren sollen in Frankreich rund 1.000 Straßenkilometer mit Photovoltaik gepflastert sein. So plant es jedenfalls die Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal.

Die rutschfesten und robusten Solarmodule heißen Wattway. Das französische Unternehmen Colas aus Le Bourget fertigt sie extra für das Pilotprojekt an. In diesem Frühjahr sind noch einige Tests geplant, aber Ministerin Royal sieht es sportlich. Es soll nicht bei einigen Testkilometern bleiben.

Die Modulplatten sind sieben Millimeter stark und bestehen aus polykristallinem Silizium, die Kantenlänge liegt bei 15 Zentimetern. Nach Angaben von Colas reichen 20 Quadratmeter, um einen Single-Haushalt mit Strom zu versorgen.

Projekt über Benzinsteuer finanziert

Bevor die ersten Meter verlegt wurden, gab es einen Härtetest für Wattway: Selbst Lkw-Reifen konnten den Platten nichts anhaben. Die Module werden direkt auf die Straße aufgeklebt. Eine extra Folie, um die Module zu schützen, ist demnach nicht nötig. Die Kosten für das Projekt sollen laut der französischen Regierung unter anderem durch eine höhere Benzinsteuer finanziert werden. Vergleichbare Projekte gibt es bereits in den USA und in den Niederlanden.

In Deutschland arbeitet das Start-up Solmove an der Entwicklung einer Solarstraße. Bis 2017 soll ein Pilotprojekt am Ammersee entstehen. Das könnte ein zweites Projekt voranbringen: die Verkehrswende. Denn derzeit ist die überschaubare Reichweite der Elektroautos noch eine der größten Hürden für potenzielle Fahrer: Rund 150 Kilometer ist vielen zu wenig.

Und so entscheidet sich ein ökologisch, aber dennoch pragmatisch denkender Autokäufer meist für einen Diesel. Aktuell niedrige Spritpreise verstärken diesen Anreiz, während die verschiedenen Ministerien der Bundesregierung sich nicht zu einer Kaufprämie durchzuringen scheinen.

Und nicht nur bei der Reichweite hakt es: Auch die Dichte der Ladesäulen lässt zu wünschen übrig. Ende 2015 standen für Elektromobilfahrer genau 5.836 öffentlich zugängliche Ladepunkte bereit, erklärt der Branchenverband BDEW.

Kaum Elektroautos, wenige Ladesäulen

Demnach sind mittlerweile 935 Städte und Gemeinden mit einer oder mehr öffentlichen Ladesäulen ausgestattet. Das Ranking: Nordrhein-Westfalen verfügt über 1.255 Ladepunkte, gefolgt von Baden-Württemberg mit 1.097 und Bayern mit 794 Ladepunkten. Bei den deutschen Städten ist Berlin Spitzenreiter mit 433 Ladepunkten.

Die Europäische Union empfiehlt ein Verhältnis von öffentlichen Ladepunkten zu Fahrzeugen von eins zu zehn. Dieser Wert wird in Deutschland aktuell erreicht. Allerdings nur weil es zu wenig Elektroautos gibt. Und die Fahrzeuge sollen ja künftig zunehmen. Im Dezember des vergangenen Jahres wurden beispielsweise 49.470 Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb angemeldet. Hier sind allerdings Hybridantriebe einbezogen.

Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bekommen. Das ist kaum noch zu schaffen, sagen Kritiker wie Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Denn auch die entsprechenden Ladestationen fehlen. Die Strom liefernde Solarstraße wäre da ein Licht am Ende des Tunnels. (Niels Hendrik Petersen)