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Wemag setzt Mieterstromprojekt um

Der Schweriner Energieversorger hat zusammen mit einem Hausprojekt in Hamburg ein Mieterstrommodell umgesetzt. Die Anlage wird von den Hausbewohnern betrieben und die Wemag hat bei der Planung geholfen. Sie liefert jetzt den Reststrom, der im Gebäude nicht von der Solaranlage abgedeckt wird.

Der Schweriner Energieversorger Wemag hat in der Altstadt von Hamburg-Altona zusammen mit dem Wohnprojekt Stattschule ein Mieterstromprojekt realisiert. Das Konzept haben die beiden Projektpartner zusammen entwickelt und abgestimmt. Herzstück des Projekts ist eine Solaranlage mit einer Leistung von 19,4 Kilowatt auf den Gebäuden des Wohnprojekts. Seit Oktober 2015 ist fangen auf einem Flach- und einem Schrägdach 66 Module mit einer Gesamtfläche von etwa 108 Quadratmetern die Sonnenenergie ein.

Solarstrom fließt zuerst zu den Bewohnern

Die Planer prognostizieren einen Ertrag von 45.000 Kilowattstunden pro Jahr. Der Strom soll zum größten Teil direkt im Gebäude verbraucht werden. Um den Eigenverbrauchsanteil in die Höhe zu treiben, haben die Installateure die Anlage in Ost-West-Ausrichtung auf die Dächer montiert. Ein Teil der Module wurde zusätzlich mit der Ausrichtung nach Süden montiert, um auch in der Mittagszeit genügend Solarstrom zur Verfügung zu stellen, so dass die Bewohner des Gebäudes so wenig wie möglich Strom aus dem Netz beziehen müssen. „Der Strom fließt von der Photovoltaikanlage erst zu den Bewohnern und den Allgemeinstromverbrauchern, wie zum Beispiel der Flurbeleuchtung, dem Fahrstuhl und der Lüftungsanlage, bevor er ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird“, erläutert Martin Walther vom Altonaer Hausprojekt das Prinzip des gesamten Systems. Er hat zusammen mit Maren Böther von der Wemag das Projekt geleitet.

Solaranlage deckt 16 Prozent des Verbrauchs ab

Zwar wird durch die gute Ausrichtung und die idealen Bedingungen am Standort fast der gesamte Strom direkt im Haus verbraucht. Doch um den Eigenverbrauchsanteil so hoch wie möglich zu halten, muss die Anlage möglichst auf die Grundlast im Gebäude abgestimmt werden. Mit der Solaranlage decken die Bewohner der Stattschule aber dadurch nur 16 Prozent ihres gesamten Stromverbrauchs ab. Die Reststrommenge beziehen die Bewohner von der Wemag. Die Schweriner speisen den Ökostrom, den die Hamburger mittelbar beziehen, aus ihren eigenen Erzeugungsanlagen ins Netz ein.

Alle Partner profitieren

Trotzdem profitieren alle beteiligten Partner finanziell von der Solaranlage, die sich in wenigen Jahren amortisiert hat. Die Hausbewohner bekommen preiswerten Solarstrom vom eigenen Dach, der trotz vollständig zu zahlender EEG-Umlage immer noch billiger ist, als der Strom aus dem Netz. Damit senken sie schon einmal ihre Stromrechnung um den Anteil, der von der Photovoltaikanlage abgedeckt wird. Für die Wemag ist es eine Möglichkeit, ein weiteres Geschäftsmodell zu etablieren und damit auch bei der Wende hin zur dezentralen Energieerzeugung mit von der Partie zu sein. „Das Mieterstrommodell ist für uns die konsequente Weiterentwicklung der Produkte und Dienstleistungen, die wir bereits seit drei Jahren im Bereich der Eigenversorgung unseren Privat- und Kleingewerbekunden anbieten“, betont Michael Hillmann, Vertriebschef der Wemag. „Außerdem kann mit diesem Strommodell die Energiewende weiter vorangebracht werden.“

Umsetzung war nicht einfach

Die Bewohner sind schon im November 2014 auf die Wemag zugegangen, um die Umsetzung eines solchen Mieterstromprojekts auszuloten. Damals war die EEG-Novelle gerade beschlossen und niemand wusste, ob solche Projekte überhaupt noch realisierbar sind. Trotzdem haben die Projektpartner eine Lösung gefunden und innerhalb von neun Monaten die gesamte Anlage geplant und aufgebaut. „Wir haben nach einer langjährigen Planung dieses Modell zusammen mit der Wemag projektiert und umgesetzt, weil der ökologische und soziale Grundgedanke der Energiewende in Bürgerhand sich nur so unter den Bedingungen des novellierten EEG umsetzen ließ“, betont Malte Willms, einer der Geschäftsführer der Energie GbR Stattschule.

Schwarze Module fügen sich ins Erscheinungsbild ein

Bei Bau der Anlage sind die Projektpartner auf eine weitere Hürde gestoßen: Das Gebäude ist denkmalgeschützt und die Anlage muss sich optimal ins Erscheinungsbild des Hauses einfügen. „Deshalb haben wir uns teilweise für schwarze Photovoltaikmodule, so genannte All-Black-Module, entschieden“, sagt Dachdeckermeister Steffen Huber. Sein zertifizierter Fachbetrieb aus dem mecklenburgischen Neustadt-Glewe hat die Planung und Montage der Photovoltaikanlage sowie die Elektroinstallation schlüsselfertig ausgeführt. Die Anmeldung beim örtlichen Netzbetreiber übernahm die Wemag.

Betrieben wird die Anlage von den Hausbewohnern selbst, so dass es keine Hürde war, dies nach der Fertigstellung auch von Solarstrombezug zu überzeugen. „Da alle Hausbewohner zugleich Mitglied der eigens für dieses Projekt gegründeten Energie GbR Stattschule sind, gehört jedem auch ein Stück der Photovoltaikanlage“, erklärt Malte Willms von der Energie GbR Stattschule. (Sven Ullrich)