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Selbstfahrende Elektroautos

Google hat einen Kleinwagen entwickelt, der autonom fährt, ganz ohne das Zutun der Insassen. Die Neuentwicklung bringt Chancen, aber auch völlig neue Gefahren, zumal Google nicht irgendwer ist.

Ist es nicht schön, sich jemandem blind anzuvertrauen, der einen ganz genau kennt? Nein, nicht dem besten Freund oder der Familie. Mehr als sie alle weiß nur einer über dich. Google. Deine Interessen, deine Vorlieben, was du schreibst und wo du wohnst, welche Krankheiten du hast und wo du am liebsten etwas einkaufst. Und das alles mit der Begründung, dir das Leben noch leichter zu machen.

Jetzt will dir Google auch noch das Autofahren abnehmen. Das geht künftig ganz ohne Lenkrad, Gaspedal und Bremse. Der Internetgigant stellte kürzlich sein erstes selbst entwickeltes Elektromobil vor, das von allein fährt, ohne Steuerung durch den Fahrer. Glaubt man den Testimonials auf dem Promovideo von Google, ist das Ganze ein voller Erfolg. Die Testfahrer berichten, dass sie sich sicher fühlten, und sie wirken bei der Mitfahrt recht entspannt. Das autonome Elektroauto erkennt im Film selbstständig Hindernisse, bremst vor den Kurven rechtzeitig ab und beschleunigt dann wieder rechtzeitig.

Ungeahnte Chancen eröffnen sich da für Google und für den Nicht-mehr-Autofahrer. Ein Führerschein muss nicht mehr sein, eingreifen können die Insassen bei dem neuen Fahrzeugtyp sowieso nicht mehr. Auch die Party und das ein oder andere Glas Schampus ist kein Problem, denn der Wagen wird zum Taxi. Aber nun kommt das Problem. Stell dir mal vor, du bist schon ein bisschen enthemmt vom Pegel im Blut und willst dann spontan shoppen. Google kann dir mittlerweile deine Wünsche von den Augen ablesen, dank Kamera im Wagen. Und weil du bei jeder Internetsuche deine Spuren auf den Servern des mächtigsten Konzerns im digitalen Zeitalter hinterlassen hast, weiß Google auch, wie er dich jetzt nach Hause bringt. Nicht auf dem kürzesten Weg. Schließlich gibt es ja Google Maps. Da ist verzeichnet, wo die Geschäfte deiner Wahl sind, und da geht es erst einmal hin. In Partylaune, wie du bist, wirst du shoppen, bis der kleine Wagen richtig voll ist. Der wartet derweil geduldig, bis dein Konto leergeräumt ist. Erst dann geht es ab nach Hause.

Am nächsten Morgen denkst du über deine Spendierlaune nach und bereust womöglich den ein oder anderen Kauf. Umtauschen kannst du jetzt aber nur noch, wenn der Händler kulant ist, schließlich hast du ja nicht im Internet gekauft, wo das Fernabsatzgesetz einen vierwöchigen Widerruf einräumt. Schöne neue Welt. Vielleicht wäre das ganz normale Taxi dann doch billiger gekommen. Der Taxifahrer wäre angesichts deines Zustandes gestern Abend vielleicht auch einen kleinen Umweg gefahren, um dir etwas mehr Taxigeld als nötig abzuknöpfen. Aber wenigstens hättest du dann jetzt nicht den ganzen überflüssigen Plunder in der Wohnung. (William Vorsatz)