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Cha-Bum hat eingenetzt

LG Chem brachte die neuen Resu-Heimspeicher nach München und räumte den EES-Award ab. Die Messe zeigte: Der Preisdruck ist enorm, das Rennen um die besten Produkte hart. Nie war der Speichermarkt so aussichtsreich – und so umkämpft.

Europa im Fußballfieber, aber auf dem grünen Rasen haben Asiaten keinen Zutritt. Nicht beim Turnier in Frankreich, wohl aber zur Intersolar in München, die zeitgleich mit der Europameisterschaft läuft.

Beim Gang durch die Messehallen muss ich an ein Idol meiner Kindheit denken: Den Koreaner Bum-kunCha, der in den 80-Jahren erst in Frankfurt bei der Eintracht und später für Bayer Leverkusen spielte. Wegen seiner enormen Durchsetzungskraft als Stürmer und seinen berüchtigten 30-Meter-Hämmern wurde er auch Cha-Bum genannt. Na, erinnern Sie sich?

Schluss mit der Zurückhaltung

Cha-Bum machte es auch auf der Intersolar. Denn in diesem Jahr stellte LG Chem die neue Speicherbaureihe Resu vor. Damit gaben die Koreaner ihre bisherige Zurückhaltung auf. Und rollten einen Speicher aus, der die Branche weltweit beflügeln wird.Cha-Bum hat‘s gemacht, und in diesem Spiel lassen sich die Koreaner ganz sicher nicht mehr vom Platz verbannen.

Prompt wurden die neuen Resu-Speicher mit dem EES-Award ausgezeichnet, weil sie eine hohe Energiedichte und einfache Installation vereinen. Die Heimspeicher bieten zwischen 3,3 und 9,8 Kilowattstunden (in der Niedervoltvariante: LV) und zwischen sieben und 9,8 Kilowattstunden (Hochvolt: HV) Kapazität an. Die Batteriemodule finden in handlichen Gehäusen Platz, die sich problemlos von einem Installateur tragen und anbauen lassen.

Eine klug konzipierte Baureihe

LG hat nicht ein einzelnes Produkt präsentiert, sondern eine klug konzipierte Baureihe, die sehr viele Einsatzfälle im privaten Geschäft abdeckt. Da die Resu-Speicher mit kleinen und mit hohen Spannungen arbeiten können, lassen sie sich nahezu mit jedem gängigen Wechselrichter kombinieren. Das passt zur Vertriebsstrategie, die der weltweit tätige Elektronikkonzern bei allen seinen Produkten pflegt: Er verkauft über den Großhandel, der daraus Pakete schnürt – oder auch nicht. Die Speicher kann man im Haus aufstellen oder draußen, neue Software wird über SD-Karte aufgespielt.

Interessant ist, dass die neuen Resu-Speicher im Niedervoltsegment mit den Sunny Island von SMA, mit Geräten von Sungrow (China) und Omron (Japan) kompatibel sind. Die Hochvoltbatterien laufen mit dem neuen Sunny Boy Storage (SMA), mit den Snap-Invertern von Fronius und mit der Leistungselektronik von Solaredge – nur um einige zu nennen.

Das globale Geschäft im Blick

Das weist daraufhin, dass die Koreaner den globalen Vertrieb im Blick haben. Europa, und hier speziell Deutschland, ist nur der erste Brückenkopf, das Versuchslabor für die neuen Produkte.Nun ist die Frage, welchen Schub der Speichermarkt bekommen wird. Denn fernöstliche Anbieter wie LG Chem, Sony (Panasonic) und Samsung sind bislang vor allem Lieferanten von Lithiumzellen in Erscheinung getreten. Samsung hat sich bei den Heimspeichern die Finger verbrannt, auch die Großspeicher haben geschwächelt, weil sie zu viel Eigenstrom ziehen. In München war Samsung in diesem Jahr überhaupt nicht vertreten.

Wirklich preiswerte Zellen

Panasonic hat wie LG einen eigenen Speicher vorgestellt, aber längst nicht in der Breite einer Baureihe mit verschiedenen DC-Spannungen. LG Chem konnte diesen Schritt gehen, weil die neue JH3-Zelle sehr energiedicht ist und sich für nahezu alle erdenklichen Anwendungen eignet – sowohl im stationären als auch im mobilen Speichergeschäft.

Eine Zelle, die millionenfach die vollautomatisierten Werke verlässt – nur auf diese Weise werden die Lithiumbatterien wirklich preiswert. Nur dann gehen sie denselben Weg wie Mikrochips, Handys und Flachbildschirme – oder wie Solarzellen und Solarmodule. Ökonomisch gesehen macht es überhaupt keinen Sinn mehr, spezielle Zellen für Heimspeicher zu fertigen. So lautet die Botschaft von LG: Jetzt kommt die Massenproduktion, jetzt kommt der Massenmarkt.

Lieferfähigkeit entscheidet

Entscheidend auch: die Lieferfähigkeit. Bis Mitte 2017 wird der Einkaufspreis für Lithiumspeicher für die Installateure auf 300 bis 500 Euro je Kilowattstunde abgerutscht sein. Wer heute noch Speicher mit 700 Euro anpreist, die erst in einem Jahr geliefert werden, lässt sich erstaunlich viel Zeit. In diesem Markt wartet niemand mehr, erst recht nicht die Installateure und ihre Kunden. Wer nicht in diesem Jahr noch (2016!) die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit erreicht, wird es im kommenden Jahr sehr schwer haben.

Vor allem die unabhängigen Speicheranbieter, die nicht unter den Deckmantel eines finanzstarken Konzerns kriechen können, legen sich mächtig ins Zeug, um den deutschen Markt aufzurollen und neue Märkte im Ausland zu erschließen. Auch das hat die Intersolar in diesem Jahr gezeigt: Es gibt keine Schonfrist mehr. Der Speichermarkt kommt ins Laufen: bei uns in Europa, in den USA, in Japan und Australien. Wir dürfen sehr gespannt sein, welche Produkte und Anbieter das in sie gesetzte Vertrauen der Installateure rechtfertigen. (Heiko Schwarzburger)

Den vollständigen Innovationsreport zu Speicherbatterien lesen Sie in der Sommerausgabe der Fachzeitschrift photovoltaik, die am 28. Juli 2016 erscheint. Abonnenten können den Report und zahlreiche Produktneuheiten nach dem Erscheinen auch online lesen – im Abobereich unserer Webseite.