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Agora: So können Erneuerbare billiger in Europa finanziert werden

Die Ökostromkosten variieren beträchtlich in Europa: In Kroatien oder Griechenland etwa kostet Windstrom bei gleichen meteorologischen und technischen Bedingungen doppelt so viel wie in Deutschland. Der Grund dafür sind große Unterschiede bei den Zinssätzen in der Projektfinanzierung.

Um die Zinsen für Investitionen in Ökostromanlagen europaweit möglichst auf ein niedriges Niveau zu senken und Ökostrom deutlich günstiger zu machen, schlägt die Denkfabrik Agora Energiewende ein europäisches Bürgschaftsprogramm vor. Dieses würde Anlagenbetreiber gegen bestimmte, genau definierte Risiken absichern, etwa die Aussetzung von eigentlich zugesagten Vergütungen für Ökostrom.

Zugang zu dem Bürgschaftsprogramm könnten demnach Anlagenbetreiber in jenen EU-Staaten erhalten, deren Regierungen ihren Regulierungsrahmen für Erneuerbare an einem EU-weiten Best-Practice-Standard ausrichten. Durch die von Agora vorgeschlagene „EU Renewable Energy Cost Reduction Facility“ könnte Strom aus neuen Windkraftanlagen in ganz Europa kostengünstiger werden als Strom aus neuen Kohle- und Gaskraftwerken. Bis 2030 würden Stromkunden und Steuerzahler dadurch EU-weit um rund 34 Milliarden Euro entlastet.

Differenzen bei Zinssätzen für Projekte

Aus Investorensicht gleicht Europa gleichwohl einem Flickenteppich: Unterschiede in den Regulierungsrahmen für Erneuerbare Energien und bei den Kreditwürdigkeiten der Mitgliedstaaten resultieren in erheblichen Zinsdifferenzen bei der Finanzierung von Erneuerbaren Anlagen. In Spanien liegen die Zinssätze beispielsweise bei zehn Prozent, in Griechenland bei zwölf Prozent, in Deutschland bei etwa vier Prozent, in Frankreich und Österreich bei rund sechs Prozent.

Die Ökostromproduktion ist in den Ländern mit hohen Zinssätzen deshalb oftmals trotz physikalisch günstigerer Bedingungen teurer als in Ländern mit niedrigeren Zinsen. Denn die Kapitalkosten bestimmen neben den reinen Investitionskosten für die Ökoenergieanlagen am meisten, was der von den Anlagen produzierte Strom kostet. Der Einfluss ist sogar so groß, dass in Ländern mit geringen Zinssätzen die Stromproduktion etwa mit Windkraftanlagen günstiger ist als die Stromproduktion mit Kohlekraftwerken wohingegen in Ländern mit höheren Zinssätzen Windstrom noch teurer ist als Strom aus Kohlekraftwerken.

Europäische Bürgschaften

Eine Bürgschaft wie beispielsweise die Hermes-Bürgschaften in Deutschen sollen demnach helfen: Die sind international weit verbreitet, um mögliche Zahlungsausfälle abzusichern und damit Projektfinanzierungen überhaupt oder zu günstigeren Konditionen zu ermöglichen. Die EU Renewable Energy Cost Reduction Facility würde den Ökoenergieausbau bis 2030 nicht nur europaweit verbilligen. Mit dem Programm würde die EU erstmals auch ein Instrument schaffen, die EU-Erneuerbaren-Ziele aus eigener Kraft voranzutreiben, argumentieren die Autoren der Agora-Studie. (nhp)