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Ein Viertel weniger Netzeingriffe nötig

Die Kosten für den Redispatch der Stromeinspeisung sind im vergangenen Jahr drastisch zurückgegangen. Außerdem wurden immer weniger Erzeugungsanlagen abgeregelt als noch 2015.

Im vergangenen Jahr sind die Kosten für die Netzregulierung drastisch zurückgegangen. So mussten die Übertragungsnetzbetreiber gut ein Viertel weniger Redispatchmaßnahmen anweisen. Das ist die Verschiebung der geplanten Stromproduktion durch die Erzeugungsanlagen, um Netzengpässe zu vermeiden. Insgesamt waren die Übertragungsnetzbetreiber die Einspeisung von 11.475 Gigawattstunden Strom verschieben. Das waren 3.961 Gigawattstunden weniger als 2015. Das sind insgesamt 13.339 Produktionsstunde der betroffenen Kraftwerke. Im Jahr 2015 entgingen den Kraftwerksbetreiber die Produktion über 15.811 Stunden. Dadurch halbierten sich die Kosten für die Redispatchmaßnahmen von 412 Millionen Euro auf 193 Millionen Euro.

Eine Megawattstunde Ökostrom mehr im Netz

Auch die Zahl der sogenannten Einspeisemanagementmaßnahmen durch die Netzbetreiber und die damit verbundene Ausfallarbeit ist im vergangenen Jahr gesunken. Dabei geht es darum, dass im Falle von Netzengpässen Ökostromanlagen durch den Netzbetreiber abgeregelt werden. Der Anlagenbetreiber erhält dafür eine Entschädigung, die sich an der Menge der prognostizierten Strommenge orientiert, die die Anlage aufgrund der Abregelung nicht einspeisen kann. Insgesamt beläuft sich diese Strommegen im Jahr 2016 auf 3.743 Gigawattstunden – trotz größerer Anlagenleistung. Im Jahr zuvor haben die Netzbetreiber die Einspeisung von 4.722 Gigawattstunden des prognostizierten Ökostroms verhindert. Durch den Rückgang dieser Einspeisemanagementmaßnahmen reduzierten sich die Entschädigungskosten für die Anlagenbetreiber von 478 auf 372,7 Millionen Euro.

Netze im Norden stark belastet

Der größte Teil dieser Maßnahmen entfällt immer noch auf die Windkraft und damit auch auf die Bundesländer im Norden. So wurden in Schleswig-Holstein 72,3 Prozent aller Abregelungen vorgenommen. Mit weitem Abstand folgen Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern mit jeweils etwa neun Prozent aller Abregelungen. Völlig ohne Abregelungen kam in diesem Jahr Hessen aus, wo im vergangenen Jahr immerhin noch für 2,5 Gigawattstunden Entschädigungen gezahlt werden mussten. Auch in Hamburg, Berlin, Bremen und im Saarland mussten gar keine Anlage abgeregelt werden, was nicht zuletzt an dem dort extrem niedrigen Anteil des Ökostroms an der Gesamterzeugung liegt.

Solaranlagen werden selten abgeregelt

Wenn abgeregelt wird, dann betrifft es zumeist Onshore-Windkraftwerke, was die Konzentration im Norden der Republik erklärt. Immerhin in 93,5 Prozent aller Fälle wurden solche Windkraftwerke gedrosselt. Damit entgingen den Betreibern Vergütungen für 3,5 Terawattstunden Strom, den sie nicht ins Netz einspeisen durften. Die Entschädigungen dafür summieren sich auf fast 320 Millionen Euro. Nur in jedem zwanzigsten Fall betraf die Abregelung eine Solaranlage. Die Betreiber der betroffenen Anlagen bekamen im vergangenen Jahr 42,2 Millionen Euro Entschädigung dafür, dass ihre Anlagen 184 Gigawattstunden Strom nicht einspeisen durften. Der Anteil der Abregelungsmaßnahmen für Offshore-Windkraftanlagen liegt bei knapp einem Prozent. Die Windkraftwerke auf hoher See hätten 32 Gigawattstunden Strom mehr ins Netz einspeisen können als sie es tatsächlich taten. Dafür bekamen die Betreiber 6,15 Millionen Euro an Entschädigung ausgezahlt.

Netzentgelte steigen ungleichmäßig

Die Abregelungen und die daraus folgenden Entschädigungszahlungen lassen immer wieder die Debatte um die Netzentgelte hochkochen. Denn sie müssen vom Stromkunden finanziert werden. Die Netzbetreiber legen die Kosten für die Entschädigungen auf die Anschlüsse im Netzgebiet um. Auf diese Weise müssen die Stromverbraucher in Norddeutschland viel höhere Netzentgelte bezahlen als die Verbraucher in den südlichen Verbrauchszentren, weil in Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Netze den ganzen dort produzierten Ökostrom nicht aufnehmen können. Schon lange wird gefordert, dass die Netzentgelte zu harmonisieren sind, so dass jeder Stromkunde gleich viel zur Energiewende hin zur Stromerzeugung aus Sonne und Wind. (su)