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Wasserzelt unter Strom

Ein deutscher Hersteller hat sich auf elektrische Antriebe für Wasserfahrzeuge spezialisiert. Der leistungsstarke Motor benötigt weniger Wartung und kann besser manövrieren. Passagiere könnten so bei Gefahr schneller geborgen werden.

Wer schaukelt so spät durch Tag und Wind? Es ist ein Lifecraft-Rettungsboot der Fima Viking aus Dänemark. So oder so ähnlich könnten es bald Seeleute erleben und berichten. Das innovative Evakuierungssystem hat nun mehrere See- und Schlechtwettertests bestanden. Das Lifecraft ist ein aufblasbares Rettungsboot, das mit einem elektrischen Motor angetrieben wird.

Das schwimmende Zelt bietet immerhin Platz für 203 Personen. Dadurch wird laut Viking eine sichere Evakuierung von Hunderten Passagieren von Schiffen auf See enorm beschleunigt. Die Boote befinden sich an einem zentralen Start- und Lagerplatz an Bord von beispielsweise Kreuzfahrtschiffen – die nicht gerade als klimaneutral gelten. Im Notfall gelangen die Passagiere von oben über Rutschen in die Zeltboote auf dem Wasser. Sobald jedes Lifecraft voll mit Passagieren beladen ist, manövriert die Crew sie mithilfe der Elektromotoren in einen sicheren Abstand vom Schiff weg.

Torqeedo spezialisiert auf E-Antriebe

Die Starnberger Firma Torqeedo hat für das revolutionäre Rettungsboot einen Elektroantrieb mit ordentlich Power entwickelt. Die Batterie aus dem Hause BMW leistet 40 Kilowatt. Sie hat zudem eine Kapazität über 40 Kilowattstunden. Die Energiedichte liegt also bei 144 Wattstunden pro Kilogramm Gewicht. Zum Vergleich: Bei gleicher Größe und Energiebilanz weist sie eine 30 Prozent höhere Kapazität auf.

Das elektrische Antriebssystem bietet einige Vorteile für Boote. Weil herkömmliche Motoren Benzin, Schweröl oder LNG-Gas verbrennen, müssen die Öl- und Zündsysteme auch gewartet werden. Bei Strom ist das nach Angaben von Viking nicht mehr nötig. Elektromotoren und Batterien sparen zudem wertvollen Platz an Bord bei Schiffen und Booten.

Wasserdicht verschweißte Akkus

Das Antriebssystem des Lifecraft-Boots besteht aus mehreren Elektromotoren. Das verbessert vor allem die Manövrierfähigkeit. Jedes Schiff ist mit vier E-Motoren ausgestattet, die über eine Spannung von 48 Volt aus wasserdicht verschweißten Lithiumbatterien angetrieben werden.

Die Motoren befinden sich jeweils in einer Ecke des Bootes und sind mit einem integrierten Energieüberwachungssystem verbunden. So hat der Bootsführer immer einen Überblick über den Status von Motor und Batterie. Der Antrieb ist demnach bei schweren Wind- und Seebedingungen zuverlässig im Einsatz. Entsprechende Tests fanden in der Nordsee statt und wurden von der Klassifikationsgesellschaft DNV GL begleitet und anschließend genehmigt.

Die Rettungsboote wurden aufgeblasen und zu Wasser gelassen und dann entlang der Wetter- und der Lee-Seite des Schiffes manövriert. Dann folgte ein 24 Stunden dauernder sogenannter Drifttest in rauer See – dabei wurden die Rettungsboote nicht beschädigt.

Standhalten gegen Wellen und Böen

Die Wellen waren zwischen 3,5 und 4,5 Meter hoch – einzelne Wellen erreichten sogar zehn Meter, Windböen peitschten mit mehr als 60 Kilometern pro Stunde um das Boot herum. „Wir haben das Manövrieren sowohl bei Rücken- als auch bei Gegenwind geschafft“, erzählt Lifecraft-Manager Niels Frænde.

Anfang März erhielt Viking grünes Licht von der dänischen Schifffahrtsbehörde DMA und damit die offizielle Genehmigung, mit dem Umrüsten zu beginnen: Konventionelle Rettungsboote auf Passagierschiffen können nun durch elektrische Motoren mit Batterien ersetzt werden. Noch schöner wäre es, wenn der genutzte Strom aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt würde. (Niels Hendrik Petersen)

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