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Kohlelager Moorburg solar verkuppelt

47 Grad Dachneigung, 55 Meter Höhe. Die solare Baukonstruktion auf dem Kohlelager in Hamburg ist einzigartig, der Aufwand enorm. Das könnte man als sichtbares Zeichen des schwedischen Energieversorgers verstehen.

Vattenfall fällt in Hamburg neuerdings als Solarpionier auf. Der schwedische Energieversorger war zuvor vor allem als Lieferant von Kohlestrom und entsprechender Abwärme bekannt. Ein berühmt-berüchtigtes Kohlekraftwerk steht im Hamburger Stadtteil Moorburg. Im November 2015 hat Finanzminister Olaf Scholz (SPD), damals noch oberster Bürgermeister der Hansestadt, das Kraftwerk offiziell eingeweiht. Viele Umweltschützer sahen und sehen den Bau bis heute kritisch.

Mittlerweile hat sich einiges geändert. Die Stadt Hamburg will ihre Bürger wieder selbst versorgen, nachdem ein Volksentscheid 2013 positiv für die Rekommunalisierung ausfiel. Vattenfall spricht sich in Kampagnen für eine fossilfreie Energieversorgung aus, Schüler protestieren jeden Freitag auf den Straßen, immer mehr Akteure schließen sich an, um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen.

Höhenkletterer mit im Team

In der Zwischenzeit bringt Vattenfall die beiden Themen Kohle und Sonnenstrom einfach zusammen: Aus Hamburg-Moorburg kommt nun auch Solarstrom – vom Dach des Kohlekreislagers. „Die bauliche Situation ist einzigartig“, bestätigt Stefan Veltrup. Er verantwortet das Projekt PV@Moorburg Denn der Arbeitsbereich für die Installateure war dort oben sehr eingeschränkt – die Dachneigung beträgt bis zu 47 Grad. „Um sicher arbeiten zu können, gehörten zwei ausgebildete Höhenkletterer stets mit zum Arbeitsteam, die jeden Morgen als Erstes die Sicherungsseile auf der 55 Meter hohen Kuppel für die Kollegen vorbereitet haben“, erzählt Projektleiter Veltrup.

Bei der Installation galt es durchaus, einige knifflige technische Fragen zu lösen, wie beispielsweise beim Blitzschutz. Das Heizkraftwerk Moorburg trägt mit seiner Leistung von 1,65 Gigawatt nicht unwesentlich zur elektrischen Versorgung Hamburgs bei. Es beliefert zudem ein benachbartes Industrieunternehmen mit Prozessdampf. Die Leistung der Photovoltaikanlage liegt bei 750 Kilowatt. Hier befindet sich die Grenze, damit es eine garantierte Einspeisevergütung für den Strom gibt, ohne dass ein Zuschlag in einer Ausschreibung erfolgen muss. Rund 700 zusätzliche Megawattstunden kommen nun jährlich vom Kuppeldach. Genug, um 200 bis 250 Einfamilienhaushalte damit zu versorgen.

Mehrere Dachflächen inspiziert

Der Konzern hat mittlerweile seine eigenen Dachflächen genauer inspiziert und geprüft. Am Ende wurden drei Standorte in den Niederlanden ausgewählt – sowie das Dach des Kohlekreislagers in Hamburg-Moorburg. Das ist schon einmal ein guter Anfang. Im nächsten Jahr soll die vorhandene Solarstromanlage mit 2.448 Modulen durch weitere Module auf dem Dach des zweiten Kohlekreislagers auf die doppelte Leistung von insgesamt 1,5 Megawatt erweitert werden.

„Klar ist, eine Solaranlage auf dem Dach macht über Nacht noch lange kein fossilfreies Kraftwerk“, weiß auch Markus Weissermel, kaufmännischer Geschäftsführer des Heizkraftwerks. Er freut sich dennoch über diesen kleinen Schritt und eine regenerative Erweiterung an Standort.

Moorburg kann nun als solare Hochburg von Vattenfall bezeichnet werden. Immerhin werden laut Vattenfall 10.000 Tonnen Kohlendioxid über die gesamte Laufzeit eingespart. Die drei Solarparks in den Niederlanden in Velsen, Eemshaven und Hemweg bringen insgesamt zehn Megawatt Leistung.

Ziel: Strom ohne fossile Brennstoffe

Landsfrau und Klimaaktivistin Greta Thunberg würde sich über das Engagement sicher freuen. Aber sie würde Vattenfall sicher auch an das Ziel erinnern, dass der Konzern in offensiven Kampagnen kommuniziert: Der Energieversorger will innerhalb einer Generation seinen Strom ohne fossile Brennstoffe erzeugen. Es gibt also noch einiges zu tun. (Niels H. Petersen)

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