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Der nächste Schritt zur Solarfassade

Die Branche der gebäudeintegrierten Photovoltaik nimmt immer mehr Gestalt an. Neben den Produkten kommen jetzt auch die ersten Werkzeuge auf den Markt, um Solarfassaden zu planen und den erzeugten Strom zu nutzen. Damit ist eine weitere Lücke geschlossen. Vorgestellt wurde die Neuentwicklungen auf der Conference on Advanced Building Skins in Bern. Hier liegt der Schwerpunkt inzwischen auf der praktischen Anwendung.

Fast 600 Architekten, Planer und Vertreter der Industrie haben sich auch in diesem Jahr wieder in Bern zur Conference on Advanced Building Skins getroffen. Die Veranstaltung versteht sich als Plattform zum Erfahrungsaustausch über die neusten Entwicklungen zur Gestaltung und zum Aufbau von Gebäudefassaden. Die gebäudeintegrierte Photovoltaik ist hier ein wesentlicher Teil, der immer mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Inzwischen übergeben die Wissenschaftler, die früher vor allem ihre Forschungsergebnisse vorgestellt haben, immer mehr das Podium an die Praktiker. „Es ist wichtig, Lösungen zu finden und diese in den Markt zu bringen“, erklärt Gazmend Luzi vom Modulhersteller Sunage aus dem Schweizerischen Chiasso. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und die Produktion von Paneelen für die Gebäudeintegration spezialisiert und entwickelt auch Module, die auf die Kundenwünsche zugeschnitten sind.

Hersteller zeigen, was sie können

Viele Praxisbeispiele wurde vorgestellt, die zeigen, dass die Photovoltaik den Architekten längst nicht mehr allzu große Kompromisse abverlangt, wenn es darum geht, sie in die Fassade zu integrieren. Denn der Weg führt über die Architektur. Doch während in den vergangenen Jahren die Architekten durchaus bereit waren, die Photovoltaik als Technologie in der Fassade zu zeigen, muss sie immer öfter unsichtbar werden, um auch Architekten für die Technologie zu gewinnen, die aus ästhetischen Gründen bisher Vorbehalte gegenüber einer Solarfassade hatten. „Fassaden sind da, um sie zu lieben. Es ist nicht nur eine Technologie“, bringt es Stefan Winter von der Technischen Universität München auf den Punkt.

Dass die auf die Gebäudeintegration spezialisierten Hersteller der Solarindustrie durchaus in der Lage sind, den ästhetischen Ansprüchen der Architekten entgegenzukommen, zeigt auch die Ausstellung von Lösungsansätzen, die die Konferenz begleitete. Hier zeigen die namhaften Anbieter der BIPV-Branche, was inzwischen alles möglich ist. Die Module kommen in unterschiedlichsten Farben mit ganz verschiedenen Mustern, sogar transparent daher und lassen keine Wünsche offen.

Wohin mit dem Strom?

Mit der Ästhetik enden aber längst nicht die Herausforderungen für die Anbieter von gebäudeintegrierten Solaranlagen. Immer mehr kommt eine neue Variable ins Spiel, die die BIPV-Branche bisher noch weitgehend ausgeklammert hat: die Nutzung des produzierten Stroms. Der muss, wenn die Anlagen irgendwie wirtschaftlich sein sollen, im Gebäude verbraucht werden. Eine Netzeinspeisung lohnt sich nicht. Dafür sind die Produktionskosten für den Strom aus der Fassade noch zu hoch. Wenn der Strom aber im Gebäude verbraucht werden soll, muss die Fassade in die Haustechnik mit einbezogen werden, was nach einer detaillierten Prognose des Ertrags verlangt. Auch dafür wurden Lösungen vorgestellt. So hat das belgische Forschungsinstitut Imec ein Prognosetool entwickelt, mit dem sie den täglichen Ertrag aus Fassadenanlagen mit einer maximalen Abweichung von 2,5 Prozent vorhersagen können.

Solarfassaden planen

Ein dritter Schwerpunkt, der auf der Konferenz diskutiert wurde, ist die Planung der Solarfassaden. Denn bisher gab es kaum Werkzeuge, die mit Standardarchitektursoftware kommuniziert hat. Die Architekten brauchen hier einen einfachen Weg, um die Photovoltaikanlage in ihre Planung mit einzubeziehen. Inzwischen sind die ersten Lösungen entwickelt. So hat Philippe Alamy von Cadcamation, einem Entwickler von Planungstools für Architekten, ein Programm vorgestellt, das auf einer dreidimensionale Modellierung basiert, wie sie Architekten schon kennen. Es bezieht sämtliche Parameter wie direkte und indirekte Sonneneinstrahlung, Ausrichtung der Anlage oder Verschattungen mit ein und erlaubt eine direkte Anbindung an die CAD-Programme, mit denen die Architekten arbeiten. Auch Marco Lovati vom Forschungsinstitut Eurac im italienischen Bolzano hat seine Planungssoftware für Solarfassaden veröffentlicht, die mit den Programmen kommuniziert, die Architekten in der Regel nutzen, um die Gebäude zu entwerfen. Auf diese Weise kommen jetzt die ersten Werkzeuge zum Anwender, die die Brücke zwischen Produkt und Projekt schlagen, wie es Philippe Alamy ausdrückt. (su)