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Mehr Strom auf die Straße!

Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle über den Wahnsinn geschrieben, längs durch Deutschland kilometerbreite Schneisen zu schlagen. Um armdicke Kabel in die Erde zu senken und himmelstürmende Gittermasten für Freileitungen in die Landschaft zu stellen. Diese Sache ließ den Autor dieses Blogs nicht los, denn wir wollen nicht nur meckern. Wir wollen gestalten, die Sache nach vorn bringen.

Wir wollen Stromautobahnen. So klingen die Reden der zuständigen Politiker, so lesen sich die Papiere der Bürokraten in der Bundesnetzagentur. Nehmen wir sie doch einmal beim Wort! Nutzen wir die bestehenden Autobahnen, um den überflüssigen Windstrom zu transportieren! Packt man einen Batteriecontainer von 40 Fuß Größe auf einen Lkw, kann man problemlos neun Megawattstunden Strom transportieren. Ohne Schneisen, ohne Furchen, ohne Masten, Kabel und Proteste der Anwohner. Denn die Autobahnen gibt es bereits, die Lkw auch.

Neun Megawattstunden pro Batteriecontainer

Doch spinnen wir den Faden weiter: Warum nicht gleich Elektro-Lkw einsetzen? Dann würde man den Strom aus den Windrädern benutzen, um die Batteriecontainer zu bewegen. Von mir aus nach Bayern, wo die Leute ohnehin im Strom ersaufen. Oder man denkt noch weiter: Man stellt den gesamten Autoverkehr in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen auf Elektroantriebe um.

Bis 2015 sollen die neuen Stromtrassen stehen, bis 2025 haben wir locker die E-Lorrys und E-Busse. China macht es vor, dort rollen die Brummis schon vom Band. Auf diese Weise würde im Norden Deutschlands ein völlig neuer Strommarkt entstehen, der die unsinnige Überproduktion der staatlich überförderten Windparks auf See abnehmen könnte. Plötzlich entstünde eine regionale Nachfrage, die sich leicht über die Stromtankstellen an den Autobahnen decken ließe. Der Ausbau zusätzlicher Stromtrassen wäre – einmal mehr – überflüssig.

Siemens erprobt Oberleitungen für die Autobahnen

Noch ein Vorschlag: In Dölln bei Templin in der Uckermark erprobt die Firma Siemens seit Jahren neuartige Oberleitungen für Lastkraftwagen und Busse, die eines (fernen) Tages auch an den Autobahnen installiert werden könnten. Dann könnten die schweren Fahrzeuge ihren Strom per Direktabnahme saugen, wie die Elektrolok eines ICE. Auch dieses Modell wäre geeignet, den Windstrom von den Küsten aufzunehmen. Warum forscht Siemens jahrzehntelang, wenn wir doch immer wieder über die veralteten Trassen reden?

Weil es gar nicht um die Technik geht, sondern um das dicke Geld für die Stromkonzerne. Die Bundesnetzagentur garantiert für den Ausbau der Stromtrassen eine Rendite von neun Prozent. Das führt zwangsläufig dazu, dass man die Trassen unbedingt bauen will, doch sich niemand für die wirtschaftliche Auslastung interessiert.

Steuereinnahmen werden veruntreut

Auf diese Weise – durch staatlich garantierte Renditen einer Investition in Infrastruktur – werden zwangsläufig völlig unsinnige Investitionsruinen in die Landschaft geklotzt, ohne Rücksicht auf Bedarf, Menschen und Umwelt. Bereits fertiggestellte Trassen werden nicht einmal zu einem Fünftel ausgelastet. Man stelle sich vor, dass die Deutsche Bahn für neue Gleise eine staatlich garantierte Rendite bekommt – egal, ob die Strecken überhaupt befahren werden. Oder die Telekom zieht Strippen für Telefonnetze, die im Zeitalter des Mobilfunks längst überholt sind. Faktisch ist das eine Veruntreuung von Steuergeldern, hier verletzen Gesetzgeber und nachgeordnete Behörden ihre Pflichten zur Sparsamkeit und zum wirtschaftlichen Umgang mit Staatseinnahmen.

Der Aufstand des Bürgers

Der Autor dieses Beitrags geht nicht davon aus, dass seine Vorschläge bei den zuständigen Schalthebeln der politischen Macht Gehör finden. Aber er ist sicher, dass der Markt solche Lösungen entwickeln wird. Der Wandel in den Köpfen braucht seine Zeit, und er erfolgt nicht im Selbstlauf. Was wir jetzt vor allem brauchen, ist der Aufstand des Bürgers gegen die geplanten Stromtrassen.

Wir brauchen mehr Mut zum Widerstand, mehr Wut, das will ich ganz deutlich sagen. Wir brauchen Proteste gegen die Trassen wie damals gegen Wackersdorf. Jedem Abgeordneten, dessen Wahlkreis im Einzugsgebiet der geplanten Stromtrassen liegt, muss klarwerden: Wenn ich mich nicht gegen diesen Wahnsinn stemme, verliere ich das Votum meiner Wähler. Wir brauchen die Demokratie von unten. Denn die Energiewende ist eine Abstimmung über die Köpfe, über Hände und Füße. Nur so kann die Vernunft als politisches Prinzip wirken.