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Mieterstromgeschäft ausgelagert

In München haben Wohnungsbaugenossenschaften eine neue Genossenschaft gegründet, die Mieterstromanlagen baut und betreibt. Damit behalten die Genossenschaften ihre steuerlichen Vorteile und können trotzdem ihre Mieter mit Solarstrom vom Dach versorgen.

Mieterstrom ist nicht das Lieblingsthema im Bundesfinanzministerium des Wolfgang Schäuble (CDU). Er hat dem Vorhaben einer Änderung der steuerrechtlichen Regelungen für Genossenschaften eine Absage erteilt. Dabei ging es darum, dass Genossenschaften weiter von der Gewerbesteuer befreit bleiben, wenn sie Mieterstromanlagen betreiben und die Energie an die Hausbewohner liefern. Denn es gilt die Regelung: Wenn eine Genossenschaft mehr als zehn Prozent ihrer Einkünfte außerhalb ihres eigentlichen Geschäftszwecks erzielt, muss sie für die kompletten Gewinne Steuern bezahlen. Der Geschäftszweck von Wohnungsbaugenossenschaften ist allerdings die Vermietung von Wohnungen und nicht der Verkauf von Strom.

Vor diesem Problem stand auch die Münchner Wohnungsbaugenossenschaft Wagnis. Sie hat im Stadtteil Schwabing Nord der bayerischen Landeshauptstadt einen Gebäudekomplex mit insgesamt 139 Wohnungen gebaut. Der „Domagkpark“, so der Name des Projekts, das auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne entsteht, hat eine Photovoltaikanlage bekommen. Auf drei Dächern haben die Monteure von ESS Elektro Solar Service aus Otterfing jeweils eine Solaranlage gebaut. Die 294 Panasonicmodule leisten insgesamt 95,55 Kilowatt.

Isarwatt übernimmt die Stromversorgung

Der Strom soll an die über 300 Bewohner des Gebäudekomplexes im Rahmen einer Mieterstromversorgung geliefert werden. In diesem Falle hätte Wagnis aber nicht mehr die steuerlichen Vorteile nutzen können, die eine Wohnungsbaugenossenschaft bekommt. Aus diesem Grunde haben sich mehrere solcher Genossenschaften in München zusammengetan und mit Isarwatt eine neue Genossenschaft gegründet. Deren Geschäftszweck ist die Errichtung und der Betrieb von Mieterstromanlagen und der Verkauf von Strom an Bewohner in Mehrfamilienhäusern. Neben der Wohnungsbaugenossenschaft Wagnis ist auch die Wohnungsbaugenossenschaft München-West, die Baugenossenschaft des Post- und Telegrafenpersonals, der Bauverein München-Haidhausen, der Verein für Wohnungskultur (VfW) und die WOGENO München beteiligt. Weitere Genossenschaften können sich ebenfalls beteiligen.

Damit kann Wagnis weiterhin die Wohnungen in Gebäuden vermieten, auf deren Dächern Solaranlagen zum direkten Verbrauch vor Ort gebaut werden. Die gesamte Mieterstromversorgung – also die Lieferung des Solarstroms vom Dach und aus dem Netz – wiederum übernimmt Isarwatt. Die Genossenschaft greift dabei wiederum auf externe Dienstleister und Lieferanten zurück. So hat die gesamte Abrechnung der Münchner Stromversorger und Energiedienstleister Buzzn übernommen. Das Unternehmen wiederum liefert den Reststrom aus Anlagen, die in der Nähe des Domagkparks ihren Überschussstrom ins Netz einspeisen. (su)