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Heimspeicherstrom an der Börse vermarkten

Energie Storage Europe: Das Unternehmen Caterva, eine Ausgründung des Siemens-Konzerns, will künftig virtuelle Großspeicher oder virtuelle Kraftwerke im Auftrag der Kunden managen. So kann der Anlagenverbund am Intraday-Handel an der Strombörse zusätzliche Erlöse erzielen.

„Im Schnitt lag der Preis für Primärregelleistung im Jahr 2015 bei 188 Euro pro Megawattstunde“, rechnet Caterva-Chef Markus Brehler vor. Ein Jahr zuvor lag der Preis bei einer ähnlichen Größenordnung von 185 Euro. Dieses Geschäftsmodell funktioniert also. Aber der Markt für Regelenergie ist mit 780 Megawatt in Deutschland überschaubar. Nach Berechnungen von Brehler lassen sich allerdings rund zwei Drittel dieser Einnahmen auch mit dem Intraday-Handel an der Strombörse verdienen. Für den Zugriff auf das Batteriesystem erhält der Besitzer einen jährlichen Bonus ausgezahlt. „Für die Wirtschaftlichkeit eines Speicher ist es wichtig, dass er mit mehreren Dienstleistungen Geld verdient“, betont auch Sitzungsleiter Thomas Speidel, Chef vom Batteriehersteller Ads-Tec.

Das von Caterva entwickelte Energiemanagement stellt sicher, dass die Anlagen für die Erbringung von Regelleistung bereitstehen. Die IT-Lösung wurde ursprünglich für den Einsatz mit Photovoltaikstromspeichern für Eigenheime konzipiert und läuft seit dem Sommer 2015 im Rahmen des Pilotprojekts Swarm. 65 Heimspeicher mit je 20 Kilowatt Leistung und 21 Kilowattstunden Kapazität dienen bei Swarm als Puffer im Netz: Sie nehmen Sonnenstrom zur Mittagszeit auf, um ihn abends wieder abzugeben. Denn gerade abends, wenn der Bedarf im Haushalt besonders groß ist, produzieren die Photovoltaikanlagen in der Regel keinen Strom mehr und der Haushalt kann sich aus dem Speicher mit eigenem Sonnenstrom bedienen. „Und derzeit sind nicht einmal zehn Prozent der Dächer von Eigenheimen in Deutschland mit einer Solaranlage ausgestattet“; frohlockt Brehler.

Auch kleine Strommengen an der Börse verkaufen

Rund 30.000 private Batteriespeicher stehen hierzulande in Hauskellern. In der Summe ist das ein riesiger Speicher, der auch dem Stromnetz helfen kann. Wenn – und das ist eine wichtige Einschränkung – die Batterien netzdienlich betrieben werden. Das Energiemanagement stellt durch den automatischen An- und Verkauf von Strom im Intraday-Handel sicher, dass der Speicherverbund stets auf Netzschwankungen reagieren kann. Zugleich überwacht das System die Ladezustände der einzelnen Stromspeicher.

So funktioniert es: Das Energiemanagement lässt sich für virtuelle Speicherkraftwerke konfigurieren, um den jeweiligen technischen Anforderungen gerecht zu werden. Der Algorithmus berechnet auf Basis von Prognosen für Stromerzeugung und -verbrauch sowie den Wetterdaten und anhand von Preistrends automatisch Gebote für den An- und Verkauf am Spotmarkt der Strombörse. Die IT-Entwicklung gestattet es, Anlagen mit hoher Frequenz zu vermarkten – und das rund um die Uhr ohne manuelle Eingriffe. Auf diese Weise ließen sich auch kleinere Energiemengen gewinnbringend an der Börse vermarkten. (Niels H. Petersen, Energy Storage Düsseldorf)